Vor Gericht hat sich Rudloff selbst bisher nicht geäußert. Foto: dpa

Paradise-Chef Jürgen Rudloff hatte Kontakt zu den Hells Angels. Doch am zweiten Prozesstag offenbart sich auch die Tragik im Leben des Bordellbetreibers.

Stuttgart - Wegen Beihilfe zum schweren Menschenhandel und Betrug steht der Betreiber des Bordells Paradise, Jürgen Rudloff, zusammen mit drei Mitangeklagten vor der 7. Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts. In dem 2008 in Leinfelden-Echterdingen eröffneten Bordell sollen Frauen genötigt, ausgebeutet und geschlagen worden sein. Rudloff soll außerdem Investoren betrogen haben.

Am zweiten Prozesstag stand am Freitag der private und berufliche Werdegang von drei der vier Angeklagten im Vordergrund. Jürgen Rudloff blieb seiner Strategie treu und äußerte sich nicht selbst. Dafür ratterte sein Anwalt die biografischen Eckdaten des heute 64-Jährigen herunter. So erfuhren die Prozessbeteiligten sowie die rund 50 Zuschauer am Landgericht, dass Rudloff das jüngste von vier Geschwistern ist und ab dem Alter von 15 Jahren in einer Pflegefamilie aufwuchs, weil sich seine Mutter das Leben genommen hatte.

Rudloffs Mutter und sein Sohn nahmen sich das Leben

Nach Hauptschulabschluss und Lehre verdingte er sich erst in der Textil-, später in der Immobilienbranche und stieg um die Jahrtausendwende ins Erotikgeschäft ein. Rudloff hat vier Kinder von zwei Frauen – sein Sohn nahm sich 2014 mit 23 Jahren das Leben.

Rudloffs ehemaliger Geschäftsführer im Paradise machte eigene Angaben. Der heute 52-Jährige hatte eine Sicherheitsfirma, knüpfte früh Kontakte ins Rotlichtmilieu und hatte zeitweilig Anteile an einem Leipziger Laufhaus. Seit drei Jahren lebt und arbeitet er in der Schweiz. Mit dem Rotlichtmilieu wolle er nichts mehr zu tun haben, versicherte er.

Das Bordell sei ein „luxuriöser Freizeitbetrieb“ gewesen

Rudloffs ehemaliger Marketingchef sagte nicht selbst aus. Der 51-Jährige ist ausgebildeter Fotograf und war vor seiner Tätigkeit fürs Paradise als Verkaufs- und Marketingexperte in verschiedenen Firmen tätig.

Wie das Marketing im Fall Paradise funktionierte, zeigte der Vorsitzende Richter Rainer Gless anhand einer Broschüre aus dem Jahr 2010. Als „luxuriöse Freizeitbetriebe“ werden die Bordelle da angepriesen, Vokabeln wie Transparenz, Vertrauen und Respekt vor den gewerbetreibenden Frauen fallen immer wieder. Im weiteren Prozess will das Gericht klären, welche Verbindung Rudloff und sein Marketingchef zu den Hells Angels haben. Für den Bildband des Rockerclubs aus dem Jahr 2011 mit dem Titel „Die letzten Krieger“ hatten beide Grußworte verfasst. Der Prozess wird am 17. April fortgesetzt.