Andrea Rothfuss hat weniger Weltcup-Rennen bestreiten können als sonst. Foto: Ralf Kuckuck

Andrea Rothfuss aus Rommelshausen fährt wie in jedem Winter Rennen, doch die Corona-Pandemie wirbelt auch die Wettbewerbe der Para-Skisportler gehörig durcheinander.

Rommelshausen - Das bisher letzte Rennen verlief nicht ganz nach den Wünschen von Andrea Rothfuss. Die 31-jährige Para-Skisportlerin aus Rommelshausen musste sich beim Weltcup in Leogang in Österreich in der Startklasse der stehenden Frauen viermal ihrer jungen Teamgefährtin Anna-Maria Rieder geschlagen geben und sich mit Platz zwei begnügen. Im Slalom sei die 21-Jährige derzeit klar besser, sagt Andrea Rothfuss. „Aber im Riesenslalom kann ich an sie herankommen.“

Nächste Woche stehen vom 9. bis 12. März noch zwei Europacup-Rennen und zwei Punkterennen in Malbun in Liechtenstein an. Dann ist die wegen der Corona-Pandemie verkürzte Saison – die mit der Absage der Weltmeisterschaften im norwegischen Lillehammer ihres Höhepunkts beraubt wurde – wohl für Andrea Rothfuss zu Ende. Die deutschen Meisterschaften, die Anfang April in Kühtai in Tirol stattfinden sollen, sind zwar noch terminiert, aber die junge Frau, die bei den Paralympics in Pyeongchang 2018 vier Silbermedaillen und einmal Bronze gewann, rechnet mit einer Absage der nationalen Titelkämpfe. „Der Deutsche Behindertensportverband hat in diesem Jahr bisher noch alle Veranstaltungen abgesagt.“

Andrea Rothfuss ist in diesem Winter öfter als sonst zu Hause gewesen

Vor der Abreise nach Malbun am Donnerstag verbringt Andrea Rothfuss, die für die VSG Mitteltal startet, ein paar Tage daheim in ihrer Wohnung in Rommelshausen. Weil die Weltmeisterschaften verschoben wurden und das Weltcup-Gastspiel in Russland wie das Weltcup-Finale in China – das zugleich auch als Standortbestimmung für die Paralympischen Spiele im März 2022 in Peking dienen sollte – abgesagt worden sind, sei sie in diesem Winter öfter als sonst zu Hause gewesen, erzählt Andrea Rothfuss, der seit der Geburt die linke Hand fehlt. „Mir ist klar, dass ich durch den Sport privilegiert bin. Ich komme raus, kann mein Trockentraining am Olympiastützpunkt in Stuttgart machen, Eigentlich läuft alles ziemlich normal weiter. Das geht zurzeit nicht vielen Leuten so, da kann ich mich glücklich schätzen.“

Acht Weltcups ist Andrea Rothfuss bisher gefahren und viermal als Zweite auf dem Podest gestanden. Darüber hinaus hat sie an elf Europacup-Rennen teilgenommen, das sind deutlich mehr Starts als sonst in dieser Serie. „Die Weltcup-Saison mit rund 25 Rennen geht normalerweise von Anfang Januar bis Ende März, diesmal waren es nur zwölf Rennen in 30 Tagen. Aber dafür waren die Europacup-Rennen stark besetzt“, sagt Andrea Rothfuss, die auch bei den kontinentalen Wettkämpfen einige Male aufs Treppchen fuhr. Die Routine sei trotz etwas weniger Tagen im Schnee nach wie vor da, erklärt die 31-Jährige. Seit Sommer 2019 ist sie als Beamtin beim Zoll beschäftigt und, wie alle Spitzensportler bei den Grenzschützern, auf dem Papier dem Hauptzollamt München zugeordnet, was ihr die größtmögliche Freiheit zum intensiven Training gibt, die sie auch weidlich nutzt.

Die 31-Jährige hat ihre fünften Paralympics fest im Griff

Andrea Rothfuss, die ihre olympische Karriere als 16-Jährige bei den Spielen in Turin 2006 begann und insgesamt schon einmal Gold, neun silberne und drei bronzene Medaillen in ihrer Sammlung hat, hat ihre fünften Paralympics fest im Blick. „Wenn ich noch mal mit dem deutschen Team mitdarf, wäre das toll, und ein Traum wäre es, wenn ich meiner Medaillensammlung noch etwas zufügen könnte.“ An ein Karriereende denke sie jedenfalls derzeit noch nicht, sagt Andrea Rothfuss. Schon gar nicht nach dieser Saison, die zwar nicht ausfiel, aber wegen Corona dennoch eine überaus ausgefallene war.