Papst Franziskus hat die Tendenz zu Verschwörungstheorien und zur Bildung von Seilschaften im Vatikan beklagt. Foto: AP

Papst Franziskus hat in einer Weihnachtsbotschaft an die Kurie einmal mehr Missstände im Vatikan beklagt. Unter den Bürokraten in der römischen Kurie gebe es ein Geschwür aus Seilschaften, das Reformen im Vatikan blockiere.

Rom - Papst Franziskus hat „Verräter“ in der römischen Kurie kritisiert und seinen Führungsanspruch unterstrichen. In seiner traditionellen Weihnachtsansprache an die Mitarbeiter der Leitungsebene der katholischen Kirchen warnte der Pontifex vor „Personen, die sorgfältig ausgewählt werden, um der Reform größere Kraft zu geben, aber die Größe ihrer Verantwortung nicht verstehen und sich von Ehrgeiz und Ruhmessucht korrumpieren lassen“.

Und weiter sagte der 81-jährige Argentinier: „Wenn sie sanft aus ihrem Amt entfernt werden, erklären sie sich zu Märtyrern des Systems, des „schlecht informierten Papstes“ und einer „alten Garde“, anstatt „Mea culpa“ (meine Schuld) zu sagen.“

Logik der Komplotte

In seiner Weihnachtsansprache zitierte Franziskus auch den belgischen Erzbischof Frederic-Francois-Xavier De Merode (1820-1874), der lange in Rom unter Papst Pius IX. wirkte. „In Rom Reformen zu machen, ist wie die ägyptische Sphinx mit einer Zahnbürste zu putzen.“

In diesem Jahr hatten immer wieder Ex-Mitarbeiter der Kurie von Intrigen im Vatikan berichtet. Es sei sehr wichtig, diese „unausgeglichene und degenerierte Logik der Komplotte und der kleinen Gruppen“ zu überwinden, „die in Wirklichkeit ein Krebsgeschwür darstellen, das zur Selbstbezogenheit führt“, sagte der Papst am Donnerstag im Vatikan. Die Mitarbeiter der Kurie müssten den Willen des Papstes und ihrer Vorgesetzten folgen.

Kampf um die Kirche

Franziskus hatte bereits in den Vorjahren die Ansprachen vor der Kurie, an der immer zahlreiche Kardinäle teilnehmen, zu harscher Kritik an den Verwaltungsorganen genutzt. Dieses Mal war auch wieder der als Wortführer der Konservativen geltende deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller dabei, dessen Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation der Papst im Juli überraschend nicht verlängert hatte.