Sein unwiderstehliches Lächeln soll auch die Herzen der hart gesotten Kapitalisten und Marxisten erweichen. Foto: dpa

Seine Vorgänger kamen als Moralapostel, Franziskus reist als die Stimme der Armen und Geknechteten in die USA und nach Kuba.

Stuttgart - Päpste mögen die USA, zumindest ist ihnen dieser Schmelztiegel der Kulturen und Religionen wichtig. Johannes Paul II. war stolze acht Mal über den Großen Teich gejettet, Nachfolger Benedikt XVI. immerhin zweimal. Nun folgt der Dritte des pontifikalen Trios.

Franziskus kommt in unruhigen Zeiten in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das so vielen seiner Bürger nur sehr begrenzte Möglichkeiten zu leben und überleben bietet. Anders als seine Vorgänger schlägt der gebürtige Argentinier andere Töne an, die vor allem den konservativen US-Bischöfen und Politikern auf die Nerven gehen.

Treffen mit den Armen Amerikas

Auch Johannes Paul und Benedikt haben sich für die Armen, für soziale Gerechtigkeit und die Umwelt eingesetzt, aber längst nicht so emphatisch und energisch wie der 79-Jährige. Die Schwerpunkte ihrer Pontifikate – Abtreibung, Homo-Ehe, Sterbehilfe und konservative Moraldoktrin – stehen auch beim jetzigen Papst auf der Agenda, aber bei weitem nicht so weit oben.

Was Franziskus im Innersten bewegt, zeigt sich schon an der Gästeliste: Das Kirchenoberhaupt spricht mit Präsident Barack Obama, Spitzenpolitikern und Top-Diplomaten. Er redet – als erster Pontifex überhaupt – vor dem US-Kongress und den Vereinten Nationen. Woran aber Franziskus’ Herz hängt, sind die Begegnungen mit Einwanderern, Obdachlosen und Gefangenen in Philadelphia, New York und auf Kuba, dem zweiten Ziel seiner Amerika-Tour.

Kritik an der Gier nach „Money“

Die päpstliche Kritik an der nackten Gier nach „Money“ im Land des unbegrenzten Kapitalismus und die Forderungen nach einer gerechteren Verteilung der Ressourcen und dem Schutz der Umwelt werden vielen nicht gefallen. Doch Gegenwind hat Jorge Mario Bergoglio noch nie gestört. Im Gegenteil: Er braucht ihn, um erst richtig in Fahrt zu kommen.