Die Firma Rexer bedient seit knapp sieben Monaten acht Bus- und zwei Nachtlinien in Esslingen. Foto: Horst Rudel

Der Partner des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen, die Firma Rexer, hat rein rechnerisch in den ersten sechseinhalb Monaten nahezu die komplette Mannschaft ausgetauscht. Das hat Konsequenzen.

Esslingen - Arno Ayasse gibt sich alle Mühe, die nach wie vor gewaltigen Probleme im Esslinger Busverkehr so klein wie möglich zu reden. „Schreiben Sie doch einfach, dass wir auf einem guten Weg sind“, fordert der Geschäftsführer des Calwer Busunternehmens Rexer. Seit dem 1. Juli ist Rexer Partner des Städtischen Verkehrsbetriebs Esslingen (SVE) und bedient acht reguläre und zwei Nachtlinien in der Stadt. Wenn es um die Beantwortung konkreter Fragen geht, weicht Arno Ayasse hingegen lieber aus.

In sieben Monaten fast das komplette Team ausgewechselt

Konfrontiert mit der Feststellung von Johannes Müller, dem Technischen Werksleiter des SVE, dass Rexer seit dem Start in Esslingen, also innerhalb von sieben Monaten, rein rechnerisch die komplette Busfahrerschaft ausgetauscht hat, windet sich Ayasse. Eine genaue Zahl könne er nicht nennen. Angesichts von 350 Angestellten wisse er nicht, wie hoch die Fluktuation in Esslingen konkret sei. Auch eine vor fünf Tagen gestellte schriftliche Anfrage diesbezüglich lässt er unbeantwortet. Vielmehr spricht er von einer „in der Branche ganz normalen Fluktuation“ und von einem scharfen Konkurrenzkampf zwischen den Busunternehmen.

Die Einschätzung zur Konkurrenzsituation teilt Müller, die der „normalen Fluktuation“ eher nicht. Zwar müsse der Städtische Verkehrsbetrieb höhere Tariflöhne zahlen und sei deshalb ein attraktiverer Arbeitgeber als ein Privatunternehmen. Aber eine Fluktuation in der Rexer-Dimension sei alles andere als normal. Der Wechsel beim SVE liege pro Jahr zwischen 15 und 20 Prozent. Diese Zahl nennen auch andere private Busunternehmen.

Die Bemühungen sind zum Scheitern verurteilt

Der hohe Wechsel hat Folgen. Denn die anfänglichen Probleme waren von der Stadt und von Rexer stets auch auf die Tatsache geschoben worden, dass viele der in Polen, der Türkei und Rumänien angeworbenen Busfahrer der deutschen Sprache nicht mächtig seien. Daraufhin hatten die Stadt, die Volkshochschule und das Busunternehmen ein Programm erarbeitet, das der Belegschaft von Rexer in kurzer Zeit zumindest rudimentäre Deutschkenntnisse vermitteln soll.

Wenn jedoch ein Großteil der Fahrer bereits nach wenigen Wochen oder Monaten hinschmeißt, in die Heimat zurückkehrt oder bei anderen Busunternehmen anheuert, sind die Bemühungen um Sprachverbesserungen zum Scheitern verurteilt. Das weiß auch der für den Esslinger Busverkehr zuständige Finanzbürgermeister Ingo Rust. Er wisse um die Not vieler Busunternehmen und auch um die Probleme von Rexer. Und nicht für alle Pannen, etwa die zahlreichen Verspätungen in Esslingen, könne Rexer verantwortlich gemacht werden, so betont er. Daran seien eher die zahlreichen Baustellen schuld.

Aber in puncto Sprachkenntnis gebe es nach wie vor erhebliche Mängel. Die Stadt könne und werde diesen Zustand auf Dauer nicht akzeptieren. Allerdings hofft Rust, dass sich der zuletzt wegen weiterer Bündelausschreibungen zum Jahresende 2018 noch einmal überhitzte Markt nun ein wenig beruhigt – und sich die Situation langsam entspannen wird. Mancher Fahrgast indes berichtet von aus seiner Sicht durchaus positiven Erfahrungen – von Busfahrern, die aus Verständigungsproblemen die Fahrgäste kostenlos mitnehmen oder von solchen, die zwar Haltestellen übersehen, durchaus aber bereit seien, für hinter den Bussen hereilende Kunden an Ampeln noch einmal die Tür zu öffnen.