In vielen Apotheken lässt sich der Impfpass digitalisieren - doch bei Genesenen gab es Probleme. (Symbolfoto) Foto: Hoppe/dpa

Wer sich dieser Tage einen digitalen Impfnachweis geholt hat, bekam als Genesen-Geimpfter unter Umständen seine Erstimpfung als Zweitimpfung eingetragen. Wie sich nun herausstellt, war das ein Fehler.

Oberndorf - Der Start des digitalen Impfnachweises ging schnell, die Apotheken wurden mit Informationen überhäuft - das führte teilweise zu offenen Fragen, was den Umgang mit Genesenen angeht. Dem Schwarzwälder Bote sind Fälle bekannt, bei denen Apotheker aus Unwissenheit oder Kulanz einen Nachweis über zweifache Impfungen bescheinigten, obwohl die Genesenen nur einfach geimpft wurden.

Genesene stehen nämlich vor dem Problem, dass in der App bisher zwei Impfungen hinterlegt sein müssen, damit bei einer Kontrolle ein vollständiger Schutz bescheinigt wird. Deswegen erschien es wohl so manchem Apotheker logisch, einen QR-Code zu erstellen, der die Erstimpfung als eine Zweitimpfung anerkennt. Diese Möglichkeit klinge plausibel, bestätigt auch eine Sprecherin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV), gelten Genesene doch bereits nach der ersten Impfung als vollständig geschützt. Dennoch ist dieses Vorgehen nicht korrekt und hätte nicht passieren dürfen - schließlich fällt so bei der Überprüfung der notwendige Nachweis über die Genesung weg.

Digitaler Nachweis für Genesen-Geimpfte war in App noch nicht vorgesehen

Ein betroffener Apotheker schildert, er habe zum Start der digitalen Nachweise keinerlei Informationen zum Umgang mit Genesenen erhalten. Erst am Mittwoch, am dritten Tag nach Erscheinen des digitalen Impfpasses, erreichte ihn die Information des Landesapothekerverbands. Nachdem die Korrektur erschien, stoppte der Apotheker die Ausgabe an Genesene. Bis dahin waren in der Apotheke bereits drei Menschen erschienen, die eine "Zweitimpfung" ausgestellt bekamen. Wie viele Menschen insgesamt falsch bescheinigt wurden, ist unbekannt. Das Problem ist laut Sprecherin des LAV aber bekannt.

Denn eigentlich sollten Genesen-Geimpfte ihren Nachweis erst mit dem nächsten Update der CovPass- und Corona-Warnapp digitalisieren lassen können. Wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einer Pressekonferenz am Freitag betont, habe man die technische Umsetzung für Genesene verschoben, um den digitalen Nachweis möglichst schnell vor den Ferien bereitzustellen. Die Genesenen - immerhin rund 3,6 Millionen Menschen in Deutschland, auch Spahn ist einer von ihnen - müssen also weiter warten. Das Update wird auf Ende Juni angekündigt. Kurze Zeit später sollen Apotheken den Genesungsnachweis - ähnlich wie die bisherigen digitalen Zertifikate - ausstellen können.

Betroffene von Fehler haben Vorteil

Genesene bekommen derzeit je nach Apotheke entweder gar keinen digitalen Nachweis oder aber immerhin die Erstimpfung digital bescheinigt. In der App werden diese Personen dann jedoch als nicht vollständig geschützt eingeordnet.

Wer schnell genug war und zwei Impfungen bescheinigt bekam, konnte sich indes einen klaren Vorteil verschaffen: Bei Kontrollen wird der Genesungs-Nachweis dank der vermeintlichen "Zweitimpfung" nicht mehr mit abgefragt. Wie ein Genesen-Geimpfter schildert, kam er so ohne weitere Nachfragen beispielsweise in den Europa-Park.

Fehler lässt sich nicht mehr korrigieren

Eine Korrektur des alten Datensatzes ist nicht mehr möglich. Wie die deutsche IT-Sicherheitsfirma "G Data" in Untersuchungen festgestellt hat, ist es unmöglich, bereits ausgestellte Zertifikate im Nachhinein für ungültig zu erklären oder diese zu deaktivieren.

Die falsch ausgestellten "Zweitimpfungen" können also nicht wieder zurückgenommen werden. Wer den Fehler aber trotzdem korrigieren möchte, kann seinen Impfstatus in der Apotheke erneut richtig ausstellen lassen und seinen alten QR-Code aus der App löschen.

Einige Stammkunden werden bezüglich des Fehleres auch von den Apotheken kontaktiert. Das berichtet die Sprecherin des LAV. Es biete sich jedoch an, als Genesener einfach auf das Update der App zu warten, meint sie.