Der Anti-Terror-Chef von Scotland Yard, Bob Quick, hatte sich mit Geheim-Dokumenten über eine geplante Terror-Razzia fotografieren lassen und damit die Fahnder unter Zugzwang gesetzt.

London - Eine schwere Sicherheitspanne hat Großbritanniens obersten Terrorfahnder den Job gekostet. Der Anti-Terror-Chef von Scotland Yard, Bob Quick, hatte sich mit Geheim-Dokumenten über eine geplante Terror-Razzia fotografieren lassen und damit die Fahnder unter Zugzwang gesetzt.

Quick (49) trat nach dem Fauxpas zurück. Bei den eilig vorgezogenen Razzien gegen gegen El-Kaida-Anhänger am helllichten Tag nahm die Polizei gestern im Nordwesten Englands zwölf Männer fest, die nach unbestätigten Angaben Terroranschläge in Manchester planten. Nach dem Wirbel um den Polizeieinsatz beim G20- Gipfel mit einem Toten ist die Panne ein neuer Schlag für Scotland Yard.

Auf dem Foto trägt Quick ein gut sichtbares Schriftstück mit dem Vermerk "geheim" unter dem Arm, auf dem brisante Angaben über eine laufende Anti-Terror-Überwachung inklusive der geplanten Festnahmen zu lesen waren. Quick hatte das Dokument offen unter dem Arm getragen, als er Premierminister Gordon Brown über die anstehenden Razzien informieren wollte, die wohl für den frühen Donnerstagmorgen geplant waren.

Weil eine Veröffentlichung des Fotos die Anti-Terror-Aktion durchkreuzt hätte, musste die Polizei nach Medienberichten früher als geplant an belebten Orten zuschlagen, wodurch auch unbeteiligte Menschen in Gefahr gebracht worden seien. Zwar hatte das Verteidigungsministerium kurzfristig noch versucht, Medien von der Veröffentlichung des Fotos abzuhalten. Aber das Bild war bereits im Internet verbreitet und lag zahlreichen Zeitungsredaktionen vor.

Mit offizielle Angaben zu den Hintergründen der Razzien, bei denen unter anderem in Manchester und Liverpool mehrere hundert Ermittler eingesetzt waren, hielt sich die Polizei am Donnerstag weiter zurück. Die Verdächtigen befänden sich in Untersuchungshaft, würden weiter befragt, Beweismaterial müsse noch ausgewertet werden, teilte die Polizei in Manchester mit.

Nach unbestätigten Medienangaben hatten die Männer möglicherweise einen Nachtclub und ein Einkaufszentrum in Manchester als Ziel eines Anschlags im Auge. Die Polizei bezeichnete diese Berichte als "Spekulation". Medien zitierten Ermittler, wonach "sehr bald" ein "sehr sehr großer" Anschlag geplant gewesen sei. "Wir haben es mit einer großen Terror-Verschwörung zu tun", sagte Premierminister Brown, der den Polizeieinsatz als Erfolg wertete.

Elf Verdächtige stammen aus Pakistan, verfügten über Studenten- Visa und hielten sich erst seit kürzerer Zeit in Großbritannien auf. Ein Festgenommener soll Brite sein. Die Polizei fasste die Männer an zehn verschiedenen Orten, darunter war die Liverpooler Universität und ein Internet-Café in Manchester.

Quick hatte sich noch am Mittwochabend bei Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson für die Panne entschuldigt. Wenige Stunden später bot er seinen Rücktritt an, den der Londoner Bürgermeister Boris Johnson am Donnerstagmorgen "widerstrebend und mit Bedauern" annahm. Quick entschuldigte sich, dass er mit seinem Handeln den Erfolg eines Anti-Terror-Einsatz gefährdet habe. Er bedauere die Schwierigkeiten, die er verursacht habe, "zutiefst". Sein Nachfolger wird John Yates, der zwar schon seit 28 Jahren im Dienst von Scotland Yard ist, bislang aber keine Erfahrung im Kampf gegen Terroristen hat.

In Großbritannien wird die Terrorgefahr seit knapp zwei Jahren als "ernst" eingestuft. Das bedeutet, dass Terroranschläge in der Zukunft sehr wahrscheinlich sind, aber nicht unmittelbar bevorstehen.