Die Verwaltung in Kirchheim sieht keinen Grund für eine Wahlanfechtung. Foto: stz

Die Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen rund um Wahlen in Kirchheim ist ein Kapitel reicher. Ein interner Testlauf findet den Weg in die Öffentlichkeit.

Kirchheim - Die Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen rund um Wahlen in Kirchheim ist um ein Kapitel reicher. Drei Tage lang, mit Datum vom 28. November 2019, stand ein fiktives Ergebnis der Kirchheimer Oberbürgermeisterwahl schon im Netz. Bevor noch die Wahllokale am Sonntag geöffnet hatten, konnten die Bezieher einer Wahl-App lesen, dass die Amtschefin Angelika Matt-Heidecker (SPD) mit 53,16 Prozent der Stimmen gewählt worden ist. Auf ihren parteilosen Kontrahenten, Pascal Bader, wären demnach 34,25 Prozent der Stimmen entfallen, auf sonstige Bewerber 12,59 Prozent. Auch wenn das Ergebnis überdeutlich mit TEST markiert ist, war es drei Tage unbeanstandet online. Es wurde erst am Wahlsonntag, auf Betreiben von Günter Riemer, dem Bürgermeister der Teckstadt, gelöscht. Besonders merkwürdig: die in der App angegebene Zahl der abgegebenen Stimmen war nahezu identisch mit der Zahl der in Kirchheim ausgegebenen Briefwahlunterlagen. Deshalb konnte der Verdacht entstehen, dass die Briefwahlergebnisse schon vorab - und damit illegal - ausgezählt worden seien.

Eilig einberufene Pressekonferenz

In einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Sonntagmittag betonte der Wahlleiter, Bürgermeister Günter Riemer, dass in Kirchheim alles mit rechten Dingen zugehe. Auch wurden vor den Augen der Journalisten Briefwahlurnen geöffnet.

Die App, auf der das Ergebnis gestanden hatte, sei, so Riemer, die des privaten Dienstleisters Iteos. Allerdings habe man in der vergangenen Woche tatsächlich einen verwaltungsinternen Probelauf unternommen und dabei auch mit den dort vermerkten Namen und Zahlen getestet. Wer das Ergebnis „erfunden“ hat, wollte Riemer nicht verraten. Allerdings sei man im Rathaus davon ausgegangen, dass dieses Fantasieergebnis nie das Licht der Öffentlichkeit erblicken könne. Am Sonntag habe man die Zahlen nach Bekanntwerden der Panne sofort gelöscht. Eine erste interne Prüfung habe ergeben, dass das Missgeschick wohl ohne Folgen bleiben werde. Ein Grund für eine Wahlanfechtung liege damit, so die Überzeugung im Kirchheimer Rathaus, nicht vor.

Pannen haben Tradition

Schon bei den beiden letzten Wahlen hatte es bei der Stimmenauszählung im Kirchheimer Rathaus geklemmt. Bei der Gemeinderatswahl im Mai war die EDV mit der Stimmzettelerfassung überfordert gewesen, fünf Jahre zuvor war es ein profaner Stromausfall gewesen, der zu einer Verzögerungen bei der Stimmenauszählung geführt hatte. Zuletzt hatte sich der Leiter des Kirchheimer Wahlamts, Jochen Schilling, allerdings in Zuversicht geübt. Bei der Oberbürgermeisterwahl werde alles glatt laufen, so der Wahlleiter.