Seitdem das Coronavirus im Luise-Schleppe-Haus grassiert, müssen die Bewohner in Zimmerquarantäne verbleiben. Foto: /Älter werden in Stammheim

41 Bewohner des Stuttgarter Luise-Schleppe-Hauses an der Kornwestheimer Straße sind positiv auf das Coronavirus getestet. Sechs Menschen sind dort an oder mit dem Erreger verstorben.

Stammheim - Von einer traurigen Adventszeit muss der Leiter des Luise-Schleppe-Hauses an der Kornwestheimer Straße, Ronny Martin, berichten. Seit dem 17. November kursiert das Coronavirus in der Pflegeeinrichtung der Stiftung Evangelische Altenheimat. Eine erneute Testung der 88 Bewohner hat vor einigen Tagen ergeben, dass es inzwischen 41 Coronapositive in dem Heim gibt. Auch fünf Pflegekräfte haben sich infiziert. Sie sind aber zum Teil schon wieder arbeitsfähig. Sechs Heimbewohner sind an oder mit dem Erreger verstorben. Drei Bewohner liegen mit einem schweren Verlauf der vom Coronavirus verursachten Erkrankung Covid 19 in einem Krankenhaus.

Über das Luise-Schleppe-Haus ist inzwischen ein Besuchsverbot verhängt worden. Die Bewohner müssen sich in ihren Zimmern in Quarantäne begeben.

Wohnbereiche sind getrennt

Ronny Martin schildert die Bestimmungen, die eine weitere Ausbreitung der Infektion eindämmen sollen. „Wir haben den Wohnbereich für jüngere Pflegebedürftige komplett isoliert, da dort noch keine Fälle aufgetreten sind“, erklärt er.

Das Personal verwende verschiedene Aufzüge und Treppen, um zu den getrennten Abteilen für jüngere und ältere Bewohner zu gelangen. Die für die Jüngeren und Älteren eingeteilten Pflegekräfte müssten sich auch an verschiedenen Orten umziehen, erklärt Martin.

Nicht nur die Atemwege sind betroffen

Die erkrankten Heimbewohner würden symptomatisch behandelt, erzählt er. „Wer eine hohe Temperatur hat, bekommt etwas zum Fiebersenken.“ Verlorene Flüssigkeit zu ersetzen, sei außerdem wichtig, meint Martin. Eine ursächliche Behandlung der Covid-Erkrankung ist derzeit nicht möglich. Einige Bewohner litten derzeit unter Magen-Darm-Symptomen. Die Covid-Erkrankung betrifft nicht nur die Atemwege, sondern auch verschiedene Organe. Der Heimleiter berichtet, dass die im Heim verstorbenen Bewohner sich noch von ihren Angehörigen verabschieden konnten. Für die an Covid 19 Erkrankten sei aber derzeit nur ein telefonischer Kontakt zur Familie möglich, sagt er. Viele der hochbetagten Bewohner litten an Demenzerscheinungen. „Sie verstehen die nun im Heim nötigen Maßnahmen oft nicht“, sagt der Leiter.

Pflegekräfte sind beunruhigt

Das Personal erlebe die Infektionswelle als Belastung. „Viele sind besorgt, weil sie selbst schon älter sind oder Vorerkrankungen haben“, sagt der Heimleiter. Natürlich gehe den Pflegekräften auch das Schicksal der Bewohner sehr nahe. „Sie kennen sie ja lange. Da ist die Bindung eine andere als in einem Krankenhaus“, sagt Martin. Trotz Sorge und Trauer erlebe er seine Mitarbeiter als „Kämpfer“ gegen das Virus, meint Martin. Seine eigene Aufgabe sieht er darin, die Pflegekräfte in einer Ausnahmesituation immer wieder zu motivieren. „Das ist nicht leicht, weil es jeden Tag neue Entscheidungen gibt“, sagt er.

Inge Deborre, die Sprecherin der Stiftung Altenheimat, meint, dass das Virus trotz aller Schutzbestimmungen auf vielfältige Weise in das Heim gelangt sein kann. So hätten sich die Bewohner bis Mitte November frei bewegen können, erklärt sie.

Bewohner litten unter Isolation

In der ersten Welle der Pandemie im Frühling habe es ein allgemeines Besuchsverbot gegeben, berichtet sie. „Aber die Bewohner haben sehr unter der absoluten Isolation gelitten“, sagt Deborre.

Im Frühjahr sei eine Quarantäne auch deshalb angezeigt gewesen, weil es an Schutzmaterial in den Heimen gemangelt habe. Dies sei nun anders, sagt sie. Das Coronavirus ist Deborres Angaben zufolge auch schon in Heimen der Stiftung Evangelische Altenheimat in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen aufgetreten.