Panda-Weibchen Mengmeng wird Männchen Jiao Qing in Berlin treffen. Foto:dpa Foto:  

Noch kennen sich Mengmeng und Jiao Quing nicht einmal, doch bald schon sollen sie für Nachwuchs sorgen. Am Samstag kommen zwei neue Pandas in den Zoo von Berlin – sie sind Teil von Chinas weltweiter Kuscheldiplomatie.

Peking - Millionen von Chinesen kennen den gesellschaftlichen Druck zum Heiraten und Kinderkriegen, den die konfuzianisch geprägte Gesellschaft ihnen auferlegt. Ohne es zu wissen, sind nun auch Mengmeng und Jiao Qing das Objekt von Spekulationen über Paarung und Nachwuchs.   Die beiden Pandas reisen am Samstag per Flugzeug von der westchinesischen Stadt Chengdu nach Berlin. China leiht Deutschland ein neues Paar Knuddelbären.

Mengmeng, das Weibchen, wird in diesem Jahr vier Jahre, Jiao Qing ist bereits sieben. Für Pandas ein hervorragendes Alter, um Junge zu bekommen. Für die gefährdete Art ist Nachzucht im Zoo enorm wichtig.   Die beiden Bärchen wälzen sich jedoch derzeit noch unbefangen in ihren geräumigen Käfigen und fressen munter eine Stange Bambus nach der anderen weg. Zugleich machen sie das, was Pandas mit Abstand am besten können: niedlich sein. Trotz der Spekulationen um die Fortpflanzung, kennen die beiden sich noch gar nicht richtig. Pandas sind Einzelgänger, sie finden nur an wenigen Tagen im Jahr zusammen. Selbst dann ist nicht sicher, ob die beiden sich anziehend finden.

Praxistipps von den Profis vor Ort

„Wir wissen nicht, ob die sich miteinander verstehen werden“, sagt Christian Toll, der Tierpfleger aus Berlin, der sich künftig um die beiden kümmern wird.   Der 34-jährige Toll ist extra nach China gereist, um vor Ort von den Panda-Profis Praxistipps zum Umgang mit den seltenen Bären zu erhalten. Sowohl den chinesischen Pflegern als auch den Berlinern ist etwas Anspannung anzumerken. Es darf nichts schiefgehen. Das liegt nicht nur daran, dass Pandas besonders kostbar sind. Dieser Panda-Transport ist eine Staatsaffäre.

Chinas Präsident Xi Jinping soll Mengmeng und Jiao Qing am 5. Juli bei einem Staatsbesuch in Deutschland feierlich übergeben. Gerade in China setzt die Beteiligung des Staatschefs alle Beteiligten enorm unter Druck.   Weltweit setzt die chinesische Regierung die niedlichen Tiere verstärkt als Mittel der Diplomatie ein. Nicht nur Deutschland kann sich daher über neue Pandas freuen. In den Niederlanden ist Ende Mai ein neues Panda-Paar eingetroffen. Dänemark und Finnland warten derzeit auf ihre versprochenen Tiere. Beide Länder bauen gerade mit viel Aufwand die nötigen Gehege. Südkorea hat erst im vergangenen Jahr ein Panda-Paar erhalten, das sich inzwischen ganz gut eingewöhnt hat.

  China macht ein riesiges Theater um die Vergabe der putzigen Bären. Sie leben weltweit ausschließlich in den nebligen Bambuswäldern der Westregion des Landes. China verleiht sie nur auf Zeit – und kassiert dafür Gebühren. Eventueller Nachwuchs muss so bald wie möglich nach China verfrachtet werden.   Berlin wird nun wieder „Teil eines weltweiten Netzwerks der Kuschel-Diplomatie“.

Kanada gibt Uran – und bekommt Pandas

Kanada hat seine Pandas 2011 erhalten, nachdem es die Lieferung großer Mengen von Uran zugesagt hat.   Auch am 29. Oktober 2015, als Angela Merkel vom chinesischen Regierungschef Li Keqiang die Zusage für die Pandas erhielt, hatten deutsche und chinesische Wirtschaftsvertreter gerade Verträge im Wert von 18,5 Milliarden Euro unterzeichnet. Merkel versprach Zusammenarbeit bei der Entwicklung der intelligenten Fabrik und Unterstützung bei der Aufnahme des Yuan in den Referenzkorb des Währungsfonds.

Doch auch wenn die Vergabe der Pandas wie eine Belohnung für diplomatisches Wohlverhalten wirkt: Dieses Geschenk kostet für den Beschenkten viel Geld. Die Zoos überbieten sich in der Qualität der Unterkünfte für die kostbare Leihgabe. In Berlin sind neun Millionen Euro dafür draufgegangen, ein Panda-Traumhaus zu bauen. Das Gehege bietet einen eigenen kleinen Fluss, kontrollierte Luftfeuchtigkeit und vielen Klettermöglichkeiten. Dazu kommen noch eine Million US-Dollar Mietkosten für die Tiere – pro Jahr. Die Gebühren dienen einem guten Zweck: China bezahlt daraus Panda-Forschung und den Erhalt des natürlichen Lebensraums. Mit dem hohen Aufwand ist es gelungen, die Zahl der Pandas von weniger als 1500 wieder auf deutlich über 2000 Exemplare zu heben.