Auf diesem Bild sind die sechs Pappeln noch zu sehen, inzwischen sind sie gefällt worden. Widerrechtlich? Das glauben einige Birkacher. Foto: z/Günter Seyfferth

Wurden am Pallotti-Areal in Stuttgart-Birkach sechs Pappeln widerrechtlich gefällt? Dies jedenfalls behaupten Bürger aus dem Stadtbezirk. Einer von ihnen fordert die Stadt auf, Anzeige zu erstatten. Ist er im Recht?

Birkach - Günter Seyfferth ist außer sich. Er kann nicht fassen, was sich im Januar am Pallotti-Areal abgespielt hat. Dort sind im Zuge der Baumaßnahmen für ein neues Wohnquartier sechs Pappeln gefällt worden. Ohne Not, wie Seyfferth am Montag vor dem Bezirksbeirat behauptete. „Aus meiner derzeitigen Sicht handelt es sich um eine Straftat, für die Verantwortliche sowohl aufseiten der Stadtverwaltung als auch beim Siedlungswerk und dessen Auftragnehmern in Frage kommen“, teilte er unserer Zeitung bereits vor der Sitzung der Lokalpolitiker mit.

Seyfferth, aber auch Matthias Lutz, der Vorsitzende des Bürger- und Kulturvereins Birkach, sehen darin einen Wortbruch des Bauherren. „Das Siedlungswerk hat die Bäume einfach abrasiert“, sagte Lutz zu Beginn der Sitzung, als Bürgern das Wort erteilt worden ist. Seyfferth fordert nun von der Stadt Stuttgart, dass sie deshalb Anzeige erstattet. „Wenn die Stadt es nicht tut, werde ich es persönlich tun.“ Von diesem Schritt erhoffe er sich, dass geklärt wird, wer dafür die Verantwortung trage. „Ich finde es schlichtweg entsetzlich.“

Neue Pappeln wären nur ein schwacher Trost

Eine weitere Forderung des Birkachers, der lange Vorsitzender des örtlichen Bürgervereins war: Das Siedlungswerk solle unmittelbar sechs neue Pappeln an derselben Stelle pflanzen. Auch wenn dies aus seiner Sicht nur ein schwacher Trost wäre. „Es braucht Jahrzehnte, bis diese Wunde wieder geheilt ist“, schrieb er im Vorfeld der Sitzung an unsere Zeitung. Eine E-Mail mit ähnlichem Wortlaut hat er zudem vergangene Woche an den Oberbürgermeister Fritz Kuhn geschickt.

Der Bezirksbeirat sei „böswillig getäuscht worden“, urteilte der CDU-Bezirksbeirat Hansjörg Peters bei der Sitzung an Montag. Dass die anderen Fraktionen die Sache mit den Baumfällungen ebenfalls kritisch sehen, war eindeutig. Nach Seyfferths Ausführungen klopften sie zustimmend auf die Tische.

Stefan Senf, der beim Siedlungswerk Stuttgart das Projekt Pallotti-Areal leitet, weist die harsche Kritik aus Birkach hingegen entschieden zurück. „Wir haben da gar nichts gefällt“, sagt er auf Nachfrage unserer Zeitung. „Das Grundstück gehört uns schlicht noch nicht.“ Eigentümer sei derzeit noch die Katholische Kirche. Der Kaufvertrag liege zwar vor, aber die Umschreibung sei noch nicht vollzogen.

Es gehe alles mit rechten Dingen zu

Angesehen davon bezweifelt der Projektleiter Senf, dass die sechs Pappeln widerrechtlich der Motorsäge zum Opfer gefallen sind. Er verweist auf ein Baumschutzgutachten aus dem Jahr 2012, in dem genau festgelegt worden sei, welche Bäume gefällt werden dürfen und welche nicht. „Es entspricht alles dem genehmigten Stand“, sagt er.

Das bestätigt auch Wolfgang Schwarz vom Büro Schwarz Jacobi Architekten BDA. Das Büro betreut sowohl die Abrissarbeiten für die Katholische Kirche als auch das Bauprojekt des Siedlungswerks. Ein Baumsachverständiger habe die Bäume auf dem und um das Areal geprüft. Die sechs Pappeln, die gefällt worden seien, seien gemäß diesem Gutachten nicht schützenswert gewesen. „Sie waren unter Umständen schadhaft“, sagt Schwarz. Heißt, dass ihre Standsicherheit nicht mehr gewährleistet gewesen sei. Oder aber sie stünden dem Bauvorhaben im Weg. Bäume, die nicht im Weg oder gesund seien, würden nicht gefällt. „Auf eine solche Idee kämen wir überhaupt nicht.“