Die Musical-Darsteller Daniel Rakasz und Jenny Bach sind Hebefiguren gewohnt: Sie stehen in Berlin für "Dirty Dancing" auf der Bühne. Foto: Torsten Rothe

Premiere des Musicals "Rebecca" in Stuttgart schauten sich 1700 geladene Gäste an. Hier die Bilder.

Stuttgart - Mitswingen. Mitsingen. Mitklatschen. Das war zuletzt gefordert vom Publikum, nun muss es lauschen und achtsam sein. "Rebecca" ist ein Musical ohne Hits. Ohne Reißzähne. Ohne Auftritt der Titelheldin. Dafür mit einer Geschichte. Und mit den unverzichtbaren Promis bei der Premiere am Donnerstagabend.

Auf Knopfdruck Hits. So fabrizierte man zuletzt in Möhringen die Musicals. Wie eine Jukebox Musik ausspuckt, so hatten die Darsteller die Lieder zu trällern. So galt das bei Abba, Queen, oder Udo Jürgens. Die Geschichte dazu war eigentlich egal, sie diente nur dazu, die Hits unterzubringen. Mit den Nummernrevues ging man buchstäblich auf Nummer sicher: Was das Publikum kennt, das goutiert es auch, so das Kalkül. Nun traut man sich wieder eine Geschichte zu erzählen, auch noch eine, die vor 73 Jahren als Buch erschien. Hochkultur sozusagen. Und die Gäste bei der Premiere waren ob so viel Mutes erstaunt. Hervorragend sei's, die Darsteller erstklassig, die Kulisse beeindruckend, aber ob das Publikum das schätze? Zieht Rebecca sie doch in ihren Bann? Frank Elstner, Moderator und häufiger Gast bei Musical-Premieren, war jedenfalls hin und weg: "Ich habe meinen Freund Michael Kunze gerade umarmt und zu der tollen Show gratuliert." Kunze, bei Rebecca zuständig fürs Libretto, konnte Zuspruch gebrauchen. Denn die Premiere erfuhr während des ersten Akts eine unfreiwillige Pause. Technische Probleme. "Es lag wohl am Computerprogramm", wusste Kunze, "aber das Ensemble macht seine Sache bestens."

Die italienische Schauspielerin Ornella Muti störte sich an der Panne nicht die Bohne. Der Blickfang des Abends fand - ganz in schwarz - alles "beautiful, very beautiful". In ihr Italo-Englisch mischte sich auch noch das ein oder andere "bellissimo". DFB-Ehrenpräsident Gerhard Mayer-Vorfelder urteilte bereits zur Pause schon etwas differenzierter: "Das Gute und das Schlechte wird sehr gut dargestellt."

Gemeint waren selbstredend die Guten und die Bösen im Stück.

Sie gibt ihren Namen. Doch man sieht sie nie. Rebecca de Winter. Die tote Hausherrin auf Manderley. Und doch hat das Stück einen unumstrittenen Star. Die Haushälterin Mrs. Danvers, die Rebecca immer noch abgöttisch verehrt. Gespielt von Pia Douwes. Die Holländerin feierte am Donnerstag nicht nur Premiere, sondern auch ein Jubiläum. Seit 25 Jahren spielt, singt und tanzt sie auf der Bühne. Dafür gab's Blumen. Stephan Jaeckel, Unternehmenssprecher der Stage Entertainment, überreichte ihr 25 rote Rosen. Was Pia Douwes zu einer Einlage anregte. "25 rote Rosen" sei ein holländisches Lied, das man in ihrer Heimat zur Silberhochzeit singe. Sie stimmte es zu Ehren ihrer Eltern an, die zur Show angereist waren. Beide sind 82. Aber rüstig. Und um keinen Scherz verlegen. So erzählte Papa Douwes, dass man ihm immer wieder gratuliere und ihn lobe: "Danke für die zehn Sekunden, in denen du Pia gezeugt hast!"

Feuer und Flamme waren alle für die Treppe. Sie hat die ersten Stufen zum Ruhm genommen. Wer das Buch von Daphne du Maurier und Alfred Hitchcocks Film nicht kennt, sollte im nächsten Absatz weiterlesen. Denn wir müssen nun leider das heiße Ende verraten. Da fackelt nämlich der Landsitz Manderley ab. Die große Treppe auf der Bühne geht in Flammen auf. Eine Minute und zehn Sekunden lang brennt sie. Brandstifter ist die Firma Innovative Pyrotechnik aus Ehningen. Damit die Holztreppe nicht zu Asche wird, haben die Experten sie mit Brandschutzfarbe und Legierung ummantelt. So kann man sie wiederverwenden. Nachhaltig heißt das heutzutage, Treppen geht es wie Joghurtbechern: Sie müssen wiederverwertbar sein.

Die Prominenz braucht zur Premiere keine Treppe. Ins Theater führt der rote Teppiche. Für Florian Silbereisen, Popstar der Volksmusik, war es - ohne Teppich - einst der Weg zur Arbeit. Vor fünf Jahren spielte er beim Musical "Elisabeth" mit. Als Tod. Für die Rolle musste er sich den bayerischen Dialekt abtrainieren. Der Sensenmann spricht Hochdeutsch. Am Donnerstag als Gast durfte er das R rollen. Und wie ihm der Schnabel gewachsen ist, "das sehr schöne Bühnenbild" und Pia Douwes loben. Die mit ihm einst gemeinsam auf der Bühne stand, als Elisabeth. Von der Kaiserin zur Haushälterin, solch eine Karriere gibt's nur im Musical.

Die Betörende. Die Umgarnende. Das bedeutet der Vorname Rebecca. Von dem Versprechen ließen sich zahlreiche Promis locken. Und vielleicht auch ein bisschen von Cornish Pasty und Lamm in Minzsauce auf Kürbis, die's nach der Premiere gab. Sehr englisch. Passend zum Stück, das in Cornwall spielt. Geladen waren: Die Schauspielerinnen Bettina Zimmermann, Liz Baffoe und Gudrun Landgrebe. Autor Michael Kunze, die Moderatorinnen Sonja Schrecklein und Kim Fisher, Model Gitta Saxx, Schriftstellerin Gaby Hauptmann, Fräulein Wommy Wonder, Moderator Jochen Brendel und viele andere.

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