Harald Wohlfahrt hat am Dienstag den Hauptgang für die Stuttgarter Palazzo-Show vorgestellt: Lackierte Perlhuhnbrust auf Kokosrisotto mit Wokgemüse und Sesam-Ingwerjus. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Vor der Premiere der Dinner-Show Palazzo in Stuttgart hat Drei-Sterne-Koch Harald Wohlfahrt am Dienstag bestätigt, dass auch seine Frau gegen den Hotelbetreiber Heiner Finkbeiner vor dem Arbeitsgericht Pforzheim klagt.

Stuttgart - Ins Presseheft sowie auf die Homepage zum 14. Stuttgarter Gastspiel der Dinner-Show Palazzo hat sich ein altes Foto von Harald Wohlfahrt hineingeschmuggelt. Darauf trägt der Spitzenkoch einen weißen Kittel mit schwarzer Schrift. „Traube Tonbach“ steht da drauf.

Für die Schwarzwaldstube der Traube Tonbach in Baiersbronn hat der dienstälteste Drei-Sterne-Koch Deutschlands über zwei Jahrzehnte lang die höchste Auszeichnung der Gastronomie stets aufs Neue verteidigt. Doch dann knallte es aufs Heftigste. Das Zerwürfnis zwischen Chef Heiner Finkbeiner und seinem erfolgreichsten Angestellten war in diesem Ausmaß selbst für Gourmet-Kenner ein Schock. Ob ihn das Palazzo-Foto mit der Traube-Tonbach-Aufschrift stört? Erst ist Wohlfahrt überrascht, weil er den Fehler übersehen hat. Doch dann gibt er sich gnädig: „Nein – die Traube Tonbach hat 41 Jahre meines Lebens geprägt.“ Über Finkbeiner äußert er sich nicht. Nur so viel sagt er: „Ich hatte einen Tunnelblick und hätte früher merken müssen, dass da was verkehrt läuft.“

Finkbeiner ist zur Palazzo-Premiere nicht eingeladen

Einer wird bei der Palazzo-Premiere fehlen: Finkbeiner steht – anders als in den Vorjahren – nicht mehr auf der VIP-Liste. Zu den Problemen seiner Frau, die in Finkbeiners Hotel im Frühstücksservice gearbeitet hat, sagt Wohlfahrt öffentlich nichts. Doch der Mann, der sich noch bis zum Erscheinen des neuen Michelin-Führers im November „Drei-Sterne-Koch“ nennen darf, bestätigt, dass sie gegen den Hotelchef klagt. Dieser habe von ihr minderwertige Tätigkeiten verlangt – als Rache an ihrem Mann? Das Arbeitsgericht Pforzheim wird demnächst darüber verhandeln.

Um seine eigene Zukunft ist es dem 61-Jährigen nicht bange. Mit Angeboten, auch aus dem Ausland, werde er überhäuft und könnte „allein dreimal“ Schlossherr in Schloss-Restaurants werden. Entschieden habe er sich noch nicht. „In die Mühle“ jedoch will der „kulinarische Berater“ des Festspielhauses Baden-Baden nicht mehr.

Kabarettreifer Auftritt von Wohlfahrt

Selten hat man Wohlfahrt so locker und lustig bei einer Pressekonferenz erlebt wie beim „Kulinarischen Dialog“ im Cannstatter Lokal 87. Als er sein Menü für die Palazzo-Show „Kuriositäten“ vorstellte, die am 9. November auf dem Wasen startet, legte er beim Erzählen einer Anekdote aus der Anfangszeit seines Engagements im Spiegelzelt mit verstellter Stimme einen kabarettreifen Auftritt hin, wie man’s bei ihm öffentlich noch nie erlebt hat. Sein Ende als Küchenchef in Baiersbronn wirke sich positiv auf die Qualität im Palazzo aus: „Jetzt habe ich mehr Zeit, mich ins operative Geschäft einzumischen.“ Öfter werde man ihn in Stuttgart sehen.

Der Hauptgang diesmal ist: Lackierte Perlhuhnbrust auf Kokosrisotto mit Wokgemüse und Sesam-Ingwerjus. Die vegetarische Version lautet: Glacierter Mini-Pak Choi auf Couscous und orientalischen Gewürzen. Die neue Show „Kuriositäten“ führt die Besucher in eine farbenprächtige Welt des Jahrmarkts. Sie handelt von der Blütezeit des Varietés. Zu sehen sind Artisten am Trapez, Überraschungen mit Seifenblasen und Fangstuhlnummern aus Russland. Die Preise sind nicht erhöht worden. Karten gibt es ab 89 Euro, inklusive Vier-Gänge-Menü, unter der Telefonnummer 018 06 / 38 88 83 unter unter www.palazzo.org.