Wer dieser Tage zur Post geht – wie hier im Stuttgarter Westen – , muss besonders viel Geduld mitbringen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

An diesem Mittwoch ist voraussichtlich der Spitzentag bei der Paketzustellung mit entsprechend langen Warteschlangen vor den Ausgabestellen trotz zusätzlich eingestelltem Personal.

Stuttgart - Ahmed ist sichtlich genervt. Wo üblicherweise Leute hingehen, die eine Pizza oder etwas Anderes wollen, was Lieferservices so üblicherweise zum Mitnehm-Essen anbieten, steht er nun schon seit zwei Stunden an. Allerdings nicht für eine Pizza, sondern für ein Päckchen, das er laut Benachrichtigungsschein dort abholen kann.

Begegnungen dieser Art häufen sich in diesen Tagen vor Weihnachten. Um der erwartbaren Flut an Paketen einigermaßen gerecht zu werden, kommen jetzt in hohem Maße Paketshops in Frage. Denn in den klassischen Filialen ist weder Platz noch genügend Personal, um dem derzeitigen Aufkommen an Paketen und Päckchen einigermaßen gerecht zu werden. Und geradezu chaotisch wird es da wohl an diesem Mittwoch zugehen, denn da rechnen die Zusteller mit dem Höhepunkt des Päckchenverkehrs in diesem Jahr.

Mehr als 50 Prozent zusätzliches Geschäft

In Zahlen ausgedrückt: Bei DHL werden üblicherweise fünf Millionen Pakete pro Tag versendet, jetzt sind es bis zu elf Millionen. DPD zählt zurzeit täglich mehr als 300 000 zugestellte Pakete in der Stunde, damit mehr als zwei Millionen am Tag, eine Steigerung um gut 50 Prozent gegenüber dem sonstigen Geschäft. Hermes erwartet im Weihnachtsgeschäft mehr als 85 Millionen Sendungen. An Spitzentagen bedeutet das dann bis zu 2,3 Millionen Paketen und Päckchen bundesweit.

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Und da geht es jetzt vor allem um den Warenstrom von den Herstellern und Händlern zu den Endkunden. DPD-Sprecher Sebastian Zeh: „Aktionen wie Black Friday und Cyber Monday haben schon etwas an Geschäft vorweggenommen. Da gab es auch schon eine höhere Phase an Retouren. Die nächste und größere Phase an Retouren kommt nach Weihnachten.“

Zusätzliche Ausgabestelle Lautenschlager- und Ehmannstraße

„Wir haben eine zusätzliche Ausgabestelle in der Lautenschlagerstraße eingerichtet“, so der DHL-Sprecher Gerold Beck, „und wir haben seit vergangenem Freitag einen Teil unseres alten Paketpostzentrums im Stuttgarter Norden in der Ehmannstraße 80 bis 82 reaktiviert“. Die Warteschlangen vor einem Szenelokal, an dem ihn sein täglicher Weg zur Arbeit vorbeiführt, werden deshalb aber wohl nicht kürzer werden, so seine Befürchtung. „Das Problem sind jetzt halt auch die Spitzenzeiten in den Mittagspausen oder nach dem Ende der Arbeit. Da ist der Andrang besonders groß“, weiß Beck aus Erfahrung.

Dabei haben sich beide Dienstleister durchaus auf diese Situation vorbereitet. „Wir haben zusätzliche Zusteller und Fahrzeuge schon seit Monaten disponiert und seit vielen Wochen im Einsatz“, so der DPD-Sprecher Zeh, „und jetzt sind bis zu 4000 zusätzliche Arbeitskräfte in Zustellung und Paketumschlag im Einsatz.“ Darauf verlässt sich auch die BW-Post, welche die DPD als Systempartner mit deren Zustellnetzwerk hat. Ansonsten verspricht der BW-Post-Vertriebs- und Marketingleiter Matthias Weidner „eine Anpassung des Personals sowohl in der Produktion und in der Einrichtung von Zusatzschichten an den Samstagen sowie in der Zustellung, um die zusätzlichen Versandmengen in hoher Qualität bearbeiten zu können.“

Abläufe müssen sich noch einspielen

Ähnlich imposant sind die Zahlen bei DHL: 10 000 Leute arbeiten dort jetzt zusätzlich, 12 000 Fahrzeuge sind zu den üblichen jetzt unter gelb-roter Flagge unterwegs. Beck: „Mit den Planungen für diese Wochen haben wir im Sommer begonnen. Ausgangspunkt war eine Steigerung des Paketvolumens zwischen sechs und acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr“.

Doch bei solchen saisonalen Schwankungen läuft eben nicht alles rund. Beck: „Die Abläufe haben sich da noch nicht ganz eingespielt. Mal wird ein Päckchen nicht auf Anhieb gefunden, mal müssen Benachrichtigungen geändert werden, wenn in der eigentlich zuständigen Filiale nun gar kein Platz mehr ist. Wir sind aber bemüht, die Pakete möglichst nah beim Empfänger zu lagern.“

Und dann gibt es die Packstationen, also die Automaten, die rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche betriebsbereit sind. Davon gibt es Deutschlandweit derzeit etwas mehr als 4000.

Auf ein anderes Problem macht DPD-Sprecher Zeh aufmerksam: Die Regelungen zur Zustellung in der Königstraße. „Mitten in der Stadt ist ein Lieferverkehr nur bis 11 Uhr gestattet. Punkt 11 Uhr werden die Poller hochgefahren, die Ein- wie Ausfahrten verhindern“. Damit die Zustellungen wie angekündigt möglich bleiben, müssen deshalb entsprechend mehr Fahrzeuge in die City fahren. Zeh: „Gerade in den Innenstädten erbringen Paketdienste eine unverzichtbare Grundversorgung für Handel und Einwohner.“ Denn DPD hat auch viele Geschäftskunden, sie beliefern auch einzelne Filialen von größeren Marken. Zeh wünscht sich da künftig mehr Kooperationsbereitschaft von der Stadt.