„Das Zusammenspiel zwischen Jugendamt und Familiengericht war falsch“, sagte Missbrauchsbeauftragter Johannes-Wilhelm Rörig. Foto: dpa

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung fordert nach Bekanntwerden des jahrelangen sexuellen Missbrauchs an einem Neunjährigen, dass die Ämter mit mehr Personal gestärkt werden.

Freiburg - Angesichts des jahrelangen Missbrauchs eines Neunjährigen im Raum Freiburg fordert der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung unter anderem Verbesserungen bei den Jugendämtern. „Hier ist die Abwägung zugunsten des Kindeswohls nun völlig daneben gegangen und das Zusammenspiel zwischen Jugendamt und Familiengericht war falsch“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig am Montag im „Morgenmagazin“ von ARD und ZDF. „Jugendämter brauchen mehr Personal, müssen besser hineinschauen können in die Familien.“ Zudem müssten Familienrichter entlastet und fortgebildet werden, um besser mit sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche umzugehen.

Lehrer brauchen Basiswissen zum Thema sexuelle Gewalt

In dem Freiburger Fall konnte das Kind nicht dauerhaft aus der Familie genommen werden, obwohl Polizei, Justiz und Jugendamt wussten, dass ein vorbestrafter Sexualstraftäter verbotenerweise mit dem Jungen zusammenwohnte. Der Junge wurde nach Ermittlerangaben etwa zwei Jahre lang von seiner Mutter im Internet für Sex angeboten. Der Lebensgefährte der Mutter durfte nach Justizangaben seit 2014 keinen Kontakt mit Kindern unter 18 Jahren haben, zog aber trotz gerichtlichen Verbots zu der Frau.

„Ich frage mich zum Beispiel: Warum hat in der Schule niemand was gemerkt davon, was dem Kind angetan wurde?“, sagte Rörig. „Ein Kind, das so einer katastrophalen Brutalität ausgesetzt ist, sendet Signale.“ Lehrer bräuchten Basiswissen zum Thema sexuelle Gewalt, um sensibel zu sein. „Wir müssen den Kampf gegen sexuelle Gewalt viel konsequenter führen“, forderte der Experte. „Wir brauchen in Deutschland dringend ein Kindesmissbrauchsbekämpfungsgesetz.“