"Pacific Rim" von Guillermo del Torro - grandiose Schlachten Foto:  

Guillermo del Toro inszeniert mit „Pacific Rim“ ein großes digitales Schlachtengemälde mit drohendem Weltuntergang, aber ohne weitere Ebene.

Stuttgart - Gigantische Godzilla-Bestien lässt Guillermo del Toro auf die Erde los, blau oszillierend, mit bösartig blitzenden Augen, tödlichen Krallen und Zähnen. Sie heißen Kaijus, entsteigen einer Dimensionsschleuse am Grunde des pazifischen Ozeans und werden ständig größer und ständig mehr. Kampfjets und Panzer können die kaum verwundbaren Zerstörer nicht aufhalten, also entwickelt die Menschheit monströse Kampfroboter namens „Jaeger“, Titanen aus Stahl. Die kollidieren mit den Eindringlingen im Meer und an Land, sie schlagen, beißen, stechen und würgen einander, dass sich Flutwellen erheben und Stadtviertel verwüstet werden.

Visuell gibt der Regisseur sich keine Blöße, die digitalen Bildgestalter haben ganze Arbeit geleistet. Und doch wirkt die Materialschlacht eher gewöhnlich, denn ihr fehlt die zweite Ebene, die del Toros Meisterwerk „Pans Labyrinth“ und seine fantastischen „Hellboy“-Verfilmungen auszeichnen.

„Pacific Rim“ bedient stereotype Reflexe

Die Gut-böse-Rollen sind allzu klar verteilt und der Film bedient stereotype Reflexe des Popcorn-Kinos, wie man sie sonst eher von Michael Bay („Transformers“) kennt: Salutierende Militärs, rebellische Soldaten, die sich mit Großmäulern prügeln, strahlende US-amerikanische Weltenretter – all das brauchte del Toros bislang nicht, denn er hat anderes zu bieten.

Auch in „Pacific Rim“ steckt mehr, doch immer wenn es interessant wird, weicht der Film aus. Die neuronale Steuerung der Jaeger ist so komplex, dass sie die Kapazität eines einzigen menschlichen Hirns übersteigt; also müssen gleich zwei Piloten angedockt werden, deren Gehirne im Einsatz miteinander verbunden sind. Zukunftsforscher glauben, dass es bald auch in der Realität zu einer Vernetzung der Köpfe kommen könnte. Eine Idee mit großen Konsequenzen, doch del Toro bleibt im Kleinen: Unverarbeitete Traumata führen bei den Piloten zu gefährlichen Aussetzern, ungestellt aber bleibt die entscheidende Frage, was es eigentlich bedeutet, wenn Menschen einander in die Köpfe schauen können – und die Gedanken de facto nicht mehr frei sind.

Für mehrdimensionale Charaktere ist in diesem Film wenig Platz

Auch die Faszination des Grauens wird nur angerissen: Kaiju-Kiefer dienen als Portale für Nachtclubs, es entsteht ein Schwarzmarkt für Körperteile der Monster und deren käferartige Parasiten, die faszinierende Welt der Kaiju jenseits der Dimensionsschleuse aber bleibt ein Mysterium. Del Toro zeigt sie als schemenhaftes Albtraumszenario, wenn ein Wissenschaftler sich neuronal an ein Kaiju-Hirn andockt und eher technische Hinweise darauf bekommt, was die Monster vorhaben – was letztich ihre Motivation ist, wird nicht so klar, wie etwa in „The Avengers“ (2012). Am Ende dann sinkt die Kamera mitten hinein in die KaijuDimension, ohne Erhellung zu bringen – selbst Tom Cruise in „Oblivion“ (2013) durfte zumindest kurz mit der außerirdischen Macht Kontakt aufnehmen.

Für mehrdimensionale Charaktere ist in diesem Film wenig Platz. Charlie Hunnam hinterlässt keinen nachhaltigen Eindruck wie in „Cold Blood“ (2012), die Japanerin Rinko Kikuchi kann ihre Charakterstärke nicht ausspielen wie in „Naokos Lächeln“ (2010). Idris Elba („Prometheus“) als Jaeger-Leithammel entfaltet zumindest ein gewisses Charisma, Ron Perlmans („Hellboy“) Einsatz als schillernder Schwarzmarkthändler ist leider nur kurz.

Was bleibt, sind beeindruckende Bilder, die ein entscheidendes Quäntchen leerer sind, als sie hätten sein müssen.

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