Die Metzinger Outlet-City zieht jedes Wochenende Zehntausende Menschen an. Nun will sie weiter wachsen - doch umliegende Städte fühlen sich davon bedroht. Foto: dpa

Des einen Freud, des anderen Leid: Die Metzinger Outlet-City zieht jedes Wochenende Zehntausende Menschen an. Nun will sie weiter wachsen - doch umliegende Städte fühlen sich davon bedroht.

Des einen Freud, des anderen Leid: Die Metzinger Outlet-City zieht jedes Wochenende Zehntausende Menschen an. Nun will sie weiter wachsen - doch umliegende Städte fühlen sich davon bedroht.

Metzingen - Unter konsumfreudigen Russen, Asiaten und Arabern hat sich das 22.000-Einwohner-Städtchen Metzingen im Kreis Reutlingen einen Namen gemacht: Etwa 3,5 Millionen Menschen aus der ganzen Welt locken die Fabrikverkäufe in der „Outlet-City“ jedes Jahr an. Sie suchen Markenklamotten zum Schnäppchenpreis. Getrieben vom Erfolg soll der Fabrikverkauf nun weiter wachsen. Auf 10 000 Quadratmetern will vor allem der Modekonzern Hugo Boss neue Verkaufsflächen bauen. Doch in einigen Nachbarstädten rumort es heftig gegen diese Pläne. Sie fürchten, dass der Einkaufs-Magnet ihnen die Kundschaft streitig macht.

Der Ball liegt nun beim Tübinger Regierungspräsidium. Von dort war eigentlich bereits für Ende Oktober eine Entscheidung erwartet worden. Doch „dieser Fall ist absolutes Neuland. Wir brauchen noch Zeit“, sagt die zuständige Regierungsdirektorin Ulrike Kessler. Die Metzinger „Outlet-City“ sei ein Sonderfall, „ein sehr spezielles Konstrukt, das in keine klassische Schublade passt“. Bis wann das seit vergangenen Sommer laufende Raumordnungsverfahren abgeschlossen sein wird, lässt sich laut Kessler nicht sagen.

Das größte Kopfzerbrechen bereitet ihr das sogenannte „Kongruenzgebot“. Demnach darf nicht mehr als ein Drittel der Kunden von außerhalb kommen, um andere Stadtzentren vor dem Ausbluten zu bewahren - doch dagegen verstoße das Metzinger Outlet schon heute. Laut einer Kundenbefragung von Hugo Boss haben rund 37 Prozent der Käufer keinen deutschen Pass, weitere 37 Prozent reisen bundesweit an. Nur ein Viertel der Käufer kommt aus Baden-Württemberg.

Für die Stadt Metzingen hängt viel vom Verfahren ab. Die Kunden aus aller Welt bringen viel Geld in die Stadt. Metzingens Oberbürgermeister Ulrich Fiedler verweist auf 75 000 Übernachtungen, die das Outlet jedes Jahr in der Region generiere. Rückendeckung bekommt Metzingen vom Regionalverband Neckar-Alb, der einer Erweiterung schon im vergangenen Sommer mehrheitlich zugestimmt hat.

Auch der Einzelhandel in Reutlingen ist gegen eine Erweiterung

Angefangen hat alles mit einem Fabrikverkauf von Hugo Boss in den 1970er Jahren, dann kamen nach und nach mehrere Dutzend weitere Läden hinzu. Deshalb seien die Gebäude von Hugo Boss in den Hinterhof geraten. Der aktuelle Standort sei zu klein, zu verwinkelt, einem Weltkonzern nicht mehr angemessen, so Fiedler. Mit der Erweiterung würde die Outlet-City auf insgesamt 40.000 Quadratmeter Verkaufsfläche wachsen.

Das ist einigen umliegenden Städten wie Reutlingen, Tübingen oder Nürtingen ein Dorn im Auge. Das Vorhaben „schadet der Stadt Nürtingen enorm. Wir lehnen die Pläne daher strikt ab“, sagt Otmar Heirich, Oberbürgermeister von Nürtingen (Kreis Esslingen). „Seit Jahren verzeichnet Nürtingen einen beachtlichen Kaufkraftverlust durch die ständig wachsende Metzinger Outlet-City.“

Auch der Einzelhandel in Reutlingen ist dagegen: „Es gibt nur lebendige Innenstädte, wenn es auch einen funktionierenden Einzelhandel gibt“ - und genau den sieht Peter Voss, Vorsitzender der Reutlinger Einzelhändler, durch die Erweiterung des Fabrikverkaufs in der Nachbarstadt bedroht. „Unsere Innenstädte veröden“, warnt er.

Die Stadt Tübingen fürchtet sogar, dass Geschäfte dort wegen der Konkurrenz aus Metzingen schließen müssen. Ein vom Regierungspräsidium in Auftrag gegebenes Gutachten kommt hingegen zum Ergebnis, dass die Erweiterung des Outlets keine negativen Folgen für die Nachbarstädte hätte.

Nur eines ist klar: Die Reutlinger Outlet-City prägt als internationaler Tourismusmagnet die ganze Region - ob nun zum Guten oder zum Schlechten, darüber lässt sich streiten. Egal wie die Entscheidung über die Erweiterung am Ende ausfallen wird: Irgendwen muss das Regierungspräsidium enttäuschen.