And the winner is – Otto! Der 70-Jährige mit der Trophäe des Animationssprecherpreises im Stuttgarter Renitenz-Theater. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Etliche Preise hat Otto Waalkes zuletzt abgeräumt. „Man spekuliert wohl mit meinem nahenden Ableben“, sagte der 70-Jährige in Stuttgart. Als bester Synchronsprecher ist er beim Trickfilmfestival stürmisch gefeiert worden.

Stuttgart - Otto – so heißt er von vorne wie von hinten. Und genau von diesen beiden Seiten fallen seine Fans im Foyer des Renitenz-Theaters am Donnerstagabend über ihn her. Die Absperrung wird niedergerissen. Zerdrückt den armen, alten Mann nicht, möchte man den Autogramm- und Selfiejägern zurufen. Doch Otto Waalkes, der, wie er sich erinnert, 1969 im alten Renitenz an der Königstraße aufgetreten ist – was zu seinem Karrierestart wesentlich beigetragen habe -, genießt die große Begeisterung, die er noch immer auslöst.

In strahlende Gesichter blickt der berühmteste Ostfriese der Welt – in Gesichter, die noch mehr strahlen, wenn er seinen Ottifanten zur Unterschrift aufs Papier gemalt hat, ob auf Eintrittskarten, Plattencover oder Fotos. Was in der Promi-Nacht im Rahmen des Internationalen Trickfilmfestivals auffällt: Der ewige Blonde aus Emden ist mit dem Zeichnen seines Elefanten blitzschneller als sein Augenaufschlag. Wie es sich anfühlt, wie ein junger Popstar bedrängt zu werden? „Bei euch Schwaben ist die Stimmung sensationell!“, antwortet ein sichtlich beglückter Herr Waalkes. Womöglich ist er froh, dass im Fangetümmel wenigstens die Groupies fehlen. Wär’ zu viel, müsste er die auch noch im Schnelldurchgang elefantös durchhecheln!

Der Moderator läuft zur Höchstform auf

Ganz so sensationell hingegen ist es nicht, dass er Sieger unter drei nominierten Sprecherstars wird. Allein für seinen Einsatz als Faultier Sid in allen „Ice-Age“-Filmen hätte Otto seit Jahren schon den Deutschen Animationssprecherpreis verdient. Wahrscheinlich hatte er bisher keine Zeit, war nicht mehr jung und brauchte deshalb das Geld nicht. Die späte Ehrung gibt es nun für seine tiefgründigere Sprechrolle des Grinchs im gleichnamigen Weihnachtsfilm von 2018 aus dem Hause Illumination Entertainment/Universal Pictures.

Ebenfalls nominiert sind Nellie Thalbach (der Sproß einer Berliner Schauspielerfamilie, die aber ungern darauf angesprochen wird) für ihren Einsatz als kleiner Dachs in „Der kleine Rabe Socke – Suche nach dem verlorenen Schatz“ sowie die in Dortmund scheidende „Tatort“-Kommissarin Aylin Tezel, die dem Yetimädchen Mechee ihre Stimme in „Smallfoot – Ein eisigartiges Abenteuer“ leiht. Die beiden Frauen liefern eine wunderbare Show auf der Bühne im Gespräch mit einem Moderator, der ebenfalls zur Höchstform aufläuft. Bernd Kohlhepp, so zeigt sich an einem Abend, der traditionell zu den Höhepunkten des Trickfilmfestivals gehört, hätte ganz dringend selbst einen Preis verdient – vielleicht den Award für Moderatoren, die ihre Gesprächspartner zu witzigen Eskapaden animieren. Außerdem bei der Hammer-Animationsfeier dabei: Ballettstar Eric Gauthier als Käsespätzle-Sänger (mit Jens-Peter Abele an der zweiten Gitarre) und Schwaben-Knaller Dodokay, der Experte für gelbe Säcke und Sicomatic-Töpfe sowie die Sängerin Linda Kyei und Zbikbeat

Otto dreht gerade die Neuverfilmung von „Catweazle“

Der grüne Grinch ist ein Griesgram, der scheinbar Menschen hasst und ihnen Weihnachten nehmen will. „Virtuos wechselt Otto als Grinch zwischen bösartigem Humor und tieftraurigem Gefühl“, heißt es in der Begründung der Jury, die Sebastian Weingarten, der Intendant des Renitenz-Theater, vorträgt. Auch bei mehrfachem Anschauen berühre die unendliche Einsamkeit dieser Figur. Dies liege vor allem an „der einfühlsamen Stimme von Otto“. Diese hat nichts mit dem Otto zu tun, den man mit seinen Witze-Oldies kennt, die viele im Chor quiekend vor Lachen mitsprechen können.

Braungebrannt ist der 70-Jährige von Miami nach Stuttgart geflogen. In den USA arbeitet er an der Neuverfilmung der alten englischen Serie „Catweazle“’, in der er die Titelrolle spielt. Weihnachten 2019 soll der Film in die Kinos kommen. „In den USA arbeitet es sich für einen Otto gut“, sagt der Preisgekrönte, „man kennt mich nicht.“ Wenn er sage, er komme aus Germany, höre er: „Oh Germany, it’s so wonderful in Amsterdam.“ Der Amerikaner erkundige sich gern nach Adolf Hitler. Falls Otto einwende, Hitler sei tot, bekomme er ein „I am really sorry about it“ zurück.

Überraschungsgast bei Udo – aber nicht verraten!

Im weiteren Verlauf des Gesprächs geht es um die legendäre Villa Kunterbunt, um jene WG, in der Otto einst mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen in Hamburg gelebt hat. Netflix wolle daraus eine Serie machen, erzählt Waalkes, was bisher an der Kleinigkeit von 23 Millionen gescheitert sei. Udo habe im Stockwerk über ihm in einem Wasserbett geschlafen, sei nachts mit rauchender Zigarre eingeschlafen, die ein Loch ins Nest brannte. „Und dann hat es zu mir runtergetropft.“ Noch ist Waalkes – wahrscheinlich nicht allein deshalb – dem Panik-Rocker so sehr verbunden, dass er bei dessen Stuttgart-Auftritt in der Schleyerhalle am 5. Juli ganz trocken auftreten wird. „Ich bin der Überraschungsgast“, sagt Otto, „aber verratet es nicht.“ Nein, ist doch klar! Schwaben können alles. Außer überraschen. Selbst Ottos wissen doch, wie lustig und sensationell wir Schwaben sind, von vorne wie von hinten!