Als die Fußball-Bundesliga vor 50 Jahren in ihre Premierensaison startete, war Otto Rehhagel auch schon dabei. Damals stand der gebürtige Essener als 25-Jähriger für Hertha BSC Berlin als Verteidiger auf dem Platz (Foto). Einen Namen machte sich Rehhagel aber weniger als Abwehrrecke, sondern als ... Foto: dpa

Er hat den deutschen Fußball mitgeprägt. Er hat Griechenland zum Europameister gemacht. Er hat sich immer schützend vor seine Spieler gestellt. Für Medienvertreter blieb er der beinharte Verteidiger: Otto Rehhagel. Die Trainerlegende wird 75. Wir gratulieren ihm mit dieser Fotostrecke.

Berlin - Am 24. August 1963 war Otto Rehhagel schon dabei. Vor 50 Jahren, als die Fußball-Bundesliga in ihre Premierensaison startete, stand der damals 25-Jährige als Verteidiger für Hertha BSC auf dem Platz. Einen Namen machte sich der gebürtige Essener aber weniger als rustikaler Abwehrmann. Sondern als erfolgreicher, durchaus aber auch selbstgefälliger Trainer, der den Fußball jahrzehntelang mitprägte. Und nicht nur den deutschen, bis er vor einem Jahr in Berlin an die Stelle seines ersten Profi-Engagements zurückkehrte. An diesem Freitag wird das selbst ernannte „Kind der Bundesliga“ 75 Jahre alt.

Doch zur Ruhe kommt Rehhagel auch im fortgeschrittenen Alter kaum. Er ist und bleibt ein gefragter Gast. Selbst das zum „Tribute to Otto Rehhagel“ ernannte Testspiel zwischen seinem Heimatverein Rot-Weiss Essen und seiner längsten Trainerstation SV Werder Bremen konnte Rehhagel nicht besuchen. Zeitgleich fand am Dienstag in Berlin die große Jubiläumsgala der Bundesliga statt.

Wieder Berlin. Dort wo seine Bundesliga-Karriere als Spieler begann und seine einzigartige Trainer-Laufbahn endete - mit einem Abstieg. Rehhagel hatte es schon beim Amtsantritt eingeplant, der beinahe einem Staatsempfang glich. „Meine Reputation kann man mir nicht mehr nehmen“, sagte er damals, bevor er die zum Scheitern verurteilte Rettungsmission für Hertha in Angriff nahm.

Unbestritten sind aber auch die sportlichen Erfolge des gelernten Malers und Anstreichers. Er führte Werder Bremen zweimal zur Meisterschaft (1988, 1993) und gewann mit den Hanseaten auch zweimal den DFB-Pokal (1991, 1994) und den Europapokal der Pokalsieger 1992. Mit dem 1. FC Kaiserslautern schaffte er sogar den einzigartigen Durchmarsch von der 2. Liga bis zum Titelgewinn (1998). International schlägt neben dem Europapokalsieg der EM-Titel 2004 mit Griechenland zu Buche. „Er ist ein Grieche für immer“, titelte damals „Goal News“. Er war als erster Ausländer „Grieche des Jahres“ und wurde zum Ehrenbürger Athens ernannt.

Als Coach duldete Rehhagel eher weniger andere Meinungen

Weder Titelverteidiger Frankreich, noch die starken Tschechen, geschweige denn Gastgeber Portugal hatten die Griechen stoppen können. Und das mit einer Taktik, die so antik wirkte wie die Akropolis. Rehhagel setzte auf Libero und Manndecker - und seine ebenso berühmte wie berüchtigte kontrollierte Offensive. Rehhagels Credo: „Modern spielt, wer gewinnt.“ Nach acht Jahren endete Rehhagels Engagement bei den Griechen nach einer enttäuschenden WM-Endrunde 2010.

Dabei passte Rehhagel eigentlich ins Land der alten Denker. Nur zu gern philosophiert er selbst. Der soziale Aufstieg vom Bergarbeitersohn aus dem Ruhrpott zum gefragten Trainer eröffnete Rehhagel auch andere Horizonte als nur den Fußball, den er das „Theater des kleinen Mannes“ nannte. Und immer an Rehhagels Seite: Ehefrau Beate, „der einzige Mensch, dem ich unendlich vertrauen kann“. Seit 1963 sind die beiden verheiratet, haben einen Sohn. Und Rehhagel hatte es auch am liebsten, wenn seine Spieler in geordneten familiären Verhältnissen lebten. Legendär, wie einige andere, ist sein Spruch: „Ich schätze es, wenn Fußballer verheiratet sind, denn die eigene Frau ist das beste Trainingslager.“

Als Coach duldete Rehhagel eher weniger andere Meinungen. „Ich bin ein demokratischer Diktator“, sagte er über sich selbst: „Ich bin ein Vorreiter und erwarte Ordnung und Disziplin.“ Seine bisweilen dennoch zur Selbstherrlichkeit neigende Art verbunden mit einer vermeintlichen Daueraversion gegen Medienvertreter machte ihn zudem nicht immer zu einer Ideallösung. Beim FC Bayern schaffte Rehhagel nicht mal 300 Tage im Amt, ehe er im April 1996 durch den damaligen Vereinspräsidenten Franz Beckenbauer ersetzt wurde. Und selbst beim FCK war zwei Jahre nach dem Durchmarsch vorzeitig Schluss.

Insgesamt trainierte Rehhagel acht Vereine in der Bundesliga. Seinen ersten großen Erfolg hatte er 1980 mit dem DFB-Pokalsieg mit Fortuna Düsseldorf gefeiert. Er hält die Rekordmarke mit 830 Bundesliga-Partien als Trainer, zusammen mit seinen 201 Profi-Einsätzen kommt er auf die kombinierte Bestmarke von 1031 Spielen. Langeweile ist aber auch mit 75 Jahren im Leben des „König Otto“ verpönt. „So lange ich lebe, will ich Spannung“, sagte er.

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