In diesem Jahr wird es kein „Ostival“ in Stuttgart-Ost geben. Stadt und Bezirk hatten den Organisatoren fünfstellige Beträge in Aussicht gestellt, doch das Land sagte kurzfristig ab. Dabei hätte das „Ostival“ ein Nachfolger der Langen Ost Nacht werden können.
Am 13. und 14. September wollte der Stuttgarter Osten feiern. Eigentlich. Endlich wieder einmal. Für das Wochenende war die Premiere des Ostivals geplant gewesen. Das von Kulturwerk, Schmetterlingshaus und der Agentur kmr konzipierte Fest hätte der Nachfolger der von manchen im Stadtbezirk schmerzlich vermissten Langen Ost Nacht (LON) werden können. Vor wenigen Tagen verschickten die Ostival-Planer die Absage, kurz und knapp: „Wir bedauern es sehr, euch mitteilen zu müssen, dass wir es gemeinsam nicht geschafft haben, die notwendige finanzielle Unterstützung zu generieren. Die anvisierte Landesförderung und das Engagement im Stadtteil waren leider nicht ausreichend.“
Es geht auch um den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Stadtteilfeste sind ein wichtiges Element, wenn es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt geht. Ein hochaktuelles Thema also, gerade auch in einer Großstadt wie Stuttgart. In Hedelfingen beispielsweise ist gerade Kirbe gefeiert worden. Dort haben Weingärtner und freiwillige Feuerwehr mit dem Kirbejahrgang zusammen das zweitägige Fest gestemmt. Für Neuzugezogene, Alteingesessene und auch längst Weggezogene ist die Kirbe einmal im Jahr ein beliebter Treffpunkt, um Freunde und Bekannte zu sehen.
Auch die Lange Ost Nacht war so ein Treffpunkt, egal ob für Gablenberger, Gaisburger, Ostheimer oder Einwohner vom Stöckach, Frauenkopf, aus Berg oder auf der Gänsheide. Im Lauf der Jahre entwickelte sich die LON zu einem der beliebtesten und größten Straßenfeste in der Stadt mit Tausenden von Besuchern, wenn das Wetter mitspielte. Lange wurde das Fest vom Handels- und Gewerbeverein Gablenberg veranstaltet, dann vom Museumsverein Stuttgart-Ost (Muse-O). Schon vor der Coronapandemie war das Organisieren von Jahr zu Jahr schwieriger geworden: immer mehr Auflagen und steigende Kosten bei gleichzeitig immer weniger ehrenamtlichen Helfern. Corona bedeutete das Aus für die Ost-Nacht.
Die Beteiligten haben schon 2022 mit der Planung begonnen
Gleich nach der Pandemie gab es einen neuen Anlauf dafür, federführend war das Theater La Lune, das im Muse-O-Haus am Schmalzmarkt eine neue Heimat gefunden hatte. Der Versuch mit neuem Konzept scheiterte 2022, auch wegen des großen Nachholbedarfs mit vielen Open-Air-Veranstaltungen nach dem Pandemiestillstand. Die Planungen für das Ostival 2024 hatten gleich danach begonnen. Die Beteiligten waren zum einen das Kulturwerk im Kübler-Areal im Herzen des Stadtbezirks, ein Projekt des Sozialunternehmens Neue Arbeit gGmbH, die wiederum zur Eva-Gruppe, also zur Evangelischen Gesellschaft, gehört. Mit dabei auch die Agentur kmr, eine Event- und Veranstaltungsagentur mit Wurzeln im Stuttgarter Osten – von ihr stammt das Konzept für das Ostival – außerdem das Schmetterlingshaus als Einrichtung und Ort für echte kulturelle Teilhabe für alle Menschen in Stuttgart. In den vergangenen Monaten hatte das Team Künstler für die Ostival-Premiere gesucht, Vereinen, dem Handel und anderen Interessierten Stände angeboten – und sich intensiv um die Finanzierung gekümmert. Das Kulturamt der Stadt hatte für das Ostival 31 345 Euro als Anteilsfinanzierung in Aussicht gestellt, wie eine Stadtsprecherin auf Anfrage mitteilt. „Diese sollte die Kosten für Auftrittshonorare, Licht- und Bühnentechnik sowie Maßnahmen zur Barrierefreiheit abdecken.“ Das Geld wäre aus dem Topf „Stadtteilfestleförderung“ im Doppeletat 2024/2025 gekommen. Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost wollte das Fest mit 10 000 Euro aus seinem Bezirksbudget unterstützen. Außerdem hatten die Organisatoren fest mit Fördergeld des Landes gerechnet. Als diese Landesförderung aber relativ kurzfristig ausfiel, konnten die Kosten nicht mehr gedeckt werden. „Da wir unausweichlich den gemeinsamen Anspruch haben, ein sicheres, kulturell hochwertiges und besonderes und für alle aus dem Bezirk inhaltlich interessantes Fest zu schaffen, konnten wir dieses Ziel mit den aktuellen Mitteln nicht erreichen“, teilte das Ostival-Team auf Nachfrage mit.
Die noch amtierende Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Ost, Charlotta Eskilsson, hatte sich schon in den vergangenen Jahren für das Stadtteilfest eingesetzt. „Die Absage bedauere ich außerordentlich“, sagt sie. „Natürlich hoffe ich sehr, dass das Stadtteilfest im kommenden Jahr einen neuen Anlauf nimmt und die Absage nicht das endgültige Aus bedeutet.“ Darum wird sich dann ihr Nachfolger als Bezirksvorsteher, Armin Serwani, kümmern müssen.