Die Kunstszene der Stadt nimmt eine Ausstellung in Ostfildern ab April ins Visier. Mit innovativen Formaten begeistert Galeriechefin Holle Nann breite Schichten für die Kunst.
Mit innovativer zeitgenössischer Kunst machen die Kunstschaffenden in Ostfildern auch über die Region hinaus von sich reden. Zum Stadtjubiläum 50 Jahre Ostfildern möchte Holle Nann, die Leiterin der städtischen Galerie, die lebendige Szene in den Blick nehmen. „Spot on“ heißt das neue Format. Vom 4. April bis zum 25. Juni werden im Stadthaus im Scharnhauser Park künstlerische Positionen im wöchentlichen Wechsel präsentiert. Das Ausstellungsjahr 2025 beschließt der erfolgreiche Kunststudent Carlo Krone, der mit dem Preis der ART Karlsruhe ausgezeichnet wurde.
Mit dem Newcomer hat die kommunikative Galeriechefin schon vor der renommierten Kunstschau in der badischen Landeshauptstadt Kontakte geknüpft. Junge Talente aufzuspüren, das liegt der Kunsthistorikerin. In den Galerieräumen hat sie 2024 die Fotokünstlerin Hannah J. Kohler präsentiert. Als Ausstellungshaus am Rand der reichen Stuttgarter Galerieszene sieht Nann die Stadt Ostfildern in einer besonderen Verantwortung: „Es geht darum, junger Kunst Wege zu ebnen. Das kommt beim Publikum an.“ Der 24-jährige Carlo Krone zeigt seine Malerei mit Motiven aus der Alltagswelt vom 19. Oktober bis zum 13. Januar 2026. Durch die offene Raumstruktur der Galerie sieht Nann gerade für die junge Kunst großartige Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Speziell bei der jungen Kunst ist es ihr besonders wichtig, „die Inhalte einem breiten Publikum zu vermitteln“. Das Konzept trägt Früchte. Nicht nur bei den Vernissagen sind viele Besucher anzutreffen, die sonst wenig Zugang zur Kunst haben. „Die vielfältige Stadtgesellschaft“ möchte Holle Nann mit ihrem Konzept erreichen.
Bereits am Sonntag, 19. Januar, beginnt das Ausstellungsjahr mit der Schau „Sonne, Mond und Sterne – mit der Tradition nicht brechen“. André Butzer, Thomas Grötz und Philipp Haager schaffen nach Nanns Worten „in ihrer Malerei Sehnsuchtsorte, die jenseits von tausendfach reproduzierten Bilderfluten der Gegenwart als Originale berühren und Gedanken- und Fantasieräume öffnen“. Von 6. Juli bis 9. September zeigt die Kirchheimer Künstlerin Hannelore Weitbrecht ihre hauchzarte Kunst aus Papier – „Luftwurzeln und Blütentanz“.
Die Galerie im Stadthaus im jüngsten Stadtteil Scharnhauser Park hat für Holle Nann „eine besondere Bedeutung für die Reformstadt, denn sie stiftet Identität“. Die Ausstellung der zwölf Künstlerinnen und Künstler soll auch formal ganz neue Perspektiven öffnen. „Die Kunstschaffenden aus der Stadt zeigen ihre Arbeiten im wöchentlichen Wechsel“, bringt Nann das Konzept auf den Punkt. Sie ist gespannt, welche unterschiedlichen Perspektiven die Künstlerinnen und Künstler aus den Stadtteilen öffnen. Dieses neue Format soll die Galerie noch attraktiver für ein Publikum machen, das sich ansonsten mit der Kultur schwer tut.
Um neue Schichten anzusprechen, experimentieren Nann und ihr Team immer wieder mit neuen Formaten der Vermittlung. Im Rahmen der Ausstellung „Tutti Frutti“ fanden samstags Kurzführungen über den Wochenmarkt statt. Solche niederschwelligen Angebote findet die Galeriechefin spannend. Glücklich ist Nann darüber, dass die Schulen mitziehen. Für die Schau mit Frucht-Darstellungen aus der Sammlung Rainer Wild haben Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums Fahnen bemalt, die während der Schau im Kreisverkehr am Stadthaus flatterten. „Kunst, die Menschen zur Auseinandersetzung und zur Diskussion anregt“, möchte die Galerie in Ostfildern zeigen. Sehr erfolgreich sind auch die Führungen für Schulklassen aller Altersstufen.
Kunstfreunde, die sich ein Bild aus der städtischen Sammlung mit nach Haus nehmen möchten, haben dazu beim Kunstverleih die Chance, der im dreijährigen Turnus stattfindet. Vom 28. September bis zum 7. Oktober werden die Werke zunächst in der Galerie der Stadt gezeigt. Danach dürfen die Werke abgeholt und gegen eine Gebühr für 33 Monate ausgeliehen werden. „Die Werke stammen aus dem Programm der vergangenen Jahre“, sagt Holle Nann. Inzwischen ist die Sammlung auf 55 Werke gewachsen. Über den Kunstverleih haben Menschen aus der Stadt die Möglichkeit, sich die Werke auf Zeit ins eigene Wohnzimmer zu holen.
In den Galerieräumen im Stadthaus, das der Stararchitekt Jürgen Mayer H. am Beginn seiner Karriere als erstes großes Projekt geschaffen hat, findet Holle Nann „beste Bedingungen vor, moderne Kunst zu präsentieren“. Besonders gespannt ist sie darauf, wie sich die Kunstschaffenden aus der Stadt im wöchentlichen Wechsel präsentieren. Logistisch sei das herausfordernd, räumt die Kunsthistorikerin ein. Derzeit tüftelt sie an einem Konzept für das neue Format, das die lebendige Szene der Stadt „ins Scheinwerferlicht“ nehmen soll. Dass die Werkschau der lokalen Szene ein Herzstück der Jubiläumsaktivitäten in der Großen Kreisstadt ist, zeigt Nann „den hohen Stellenwert, den Kunst und Kultur in unserer Stadt haben“.
Start ins Ausstellungsjahr 2025
Malerei
André Butzer, Thomas Grötz und Philipp Haager zeigen die Schau „Sonne, Mond und Sterne, mit der Tradition nicht brechen“ vom 19. Januar bis zum 18. März. Die Vernissage ist am Sonntag, 19. Januar, um 11.15 Uhr im Stadthaus. Es sprechen OB Christof Bolay und Hannah Eckstein, Galerie der Stadt Sindelfingen.
Öffentliche Führungen
Die Städtische Galerie lädt zu zwei öffentlichen Führungen für kunstinteressierte Erwachsene und Jugendliche ein. Sie finden sonntags am 2. Februar und 16. März jeweils um 16 Uhr statt. Dort erfahren Interessierte mehr über die Hintergründe der Werke und die Inspirationen der Künstler.
Öffnungszeiten
Die Galerie im Stadthaus im Scharnhauser Park hat dienstags und donnerstags von 15 bis 19 Uhr geöffnet; samstags von 10 bis 12 Uhr sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr. An Feiertagen hat die Galerie in der Regel geschlossen. Sonderöffnungen werden bei den jeweiligen Ausstellungen kommuniziert.