Die drei Gebäude an der Kirchheimer Straße bieten ihren Bewohnern alles, was die für ein menschenwürdiges Leben benötigen. Foto: Horst Rudel

Die drei markanten Pultdachhäuser, die in Ostfildern-Ruit Obdachlose und anerkannte Flüchtlinge beherbergen, werden auf der Architekturbiennale in Venedig vorgestellt. Funktionalität und Optik des Ensembles überzeugen die Fachleute.

Ostfildern - Die Obdachlosenunterkunft im Ostfilderner Stadtteil Ruit erweckt weit über die Region hinaus Aufmerksamkeit. Denn die drei markanten Gebäude am Ortseingang, die im Oktober 2014 eingeweiht wurden, werden vom 28. Mai bis zum 27. November bei der Architekturbiennale in Venedig einem internationalen Publikum vorgestellt.

Es hat sich offenbar weit herumgesprochen, dass an der Kirchheimer Straße in Ruit drei Pultdachhäuser stehen, die für rund 25 Obdachlose und etwa zehn anerkannte Flüchtlinge mehr sind als nur ein Dach über dem Kopf. „Immer mehr Architekten und Kollegen aus anderen Kommunen kommen hierher, um sich das anzuschauen“, berichtete Michael Striebeck, der Leiter des städtischen Fachbereichs für Bauen und Immobilien.

Funktionalität und Optik überzeugen

Das hat seinen guten Grund. Denn das nach einem Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros u3ba entworfene Konzept überzeugt durch seine Flexibilität. Je nach Bedarf können die Grundrisse der insgesamt 15 Geschosswohnungen durch ihre modulare Bauweise mit beweglichen Trennwänden beliebig umgestaltet werden. Sie eignen sich dann als Wohngemeinschaften für alleinstehende Personen gleichermaßen wie als Wohneinheiten für Familien. Zudem sind die Unterkünfte im Erdgeschoss barrierefrei. In Zeiten, da die Kommunen im großen Stil Wohnungen zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen bereit stellen müssten, „ist dieses Thema natürlich in aller Munde“, weiß Striebeck.

Doch nicht nur die Funktionalität scheint die Architekten aus nah und fern zu überzeugen. Denn „auch die Optik kommt gut an“, ist Michael Striebeck überzeugt. Schließlich erinnere an dem Gebäudeensemble, das rund 1,3 Millionen Euro gekostet hat, nichts an Wohncontainer oder Systembauten. Letztlich war diese Variante sogar kostengünstiger als ein Systembau.

Entwurf wird im deutschen Pavillon ausgestellt

Dass die Unterkunft nun im deutschen Pavillon auf der 15. Architekturbiennale in Venedig vorgestellt wird, geht freilich auch auf eine Initiative des Architekturbüro u3ba zurück. Dieses hatte seinen Projektentwurf auf eine entsprechende Ausschreibung hin eingereicht. Dieser ist in Venedig von Mai an im Rahmen der Ausstellung „Making Heimat“ zu sehen. Vorgestellt werden 50 Projekte, „die für die Unterbringung von Flüchtlingen bereits entstanden sind oder noch verwirklicht werden“, heißt es in einer Mitteilung des Büros.

Zuvor hatten an der Stelle rund 30 Jahre alte Baracken für Obdachlose gestanden, „die schlicht niemandem mehr zuzumuten waren“, wie der Oberbürgermeister Christof Bolay seinerzeit bei der Einweihung betonte. Die Einrichtung der neuen Wohneinheiten ist zwar nicht üppig, aber sie bietet alles, um unter menschenwürdigen Umständen leben zu können. In den Küchenzeilen auf den Fluren können sie sich eine warme Mahlzeit zubereiten und ihnen stehen Waschmaschinen in separaten Technikräumen zur Verfügung. Eine zentrale Satellitenanlage sorgt für Fernsehempfang und überdachte, außen liegende Treppenaufgänge bieten die Möglichkeit, auch bei schlechtem Wetter im Freien zu verweilen.