Das Gebäude entsteht an einer prägnanten Stelle in Ruit. Foto: Kauffmann, Theilig & Partner

Im Stadtteil Ruit werden 6,3 Millionen Euro für ein ortsprägendes und visionäres Gebäude investiert. Als Bauherrin hat die Stadt die Gradmann-Stiftung gewonnen, die mit dem Projekt Wohnraum für Pflegekräfte des Samariterstifts schaffen will.

Ostfildern - Bei der Schaffung von neuem Wohnraum schielen Investoren gemeinhin auf satte Gewinnmaximierungen. Es sei denn, beim Bauherrn handelt es sich um eine Stiftung, die sich für soziale Projekte engagiert. Das ist bei der Ostfilderner Erich und Lieselotte Gradmann-Stiftung der Fall. Diese baut in der Ortsmitte des Stadtteils Ruit ein markantes, 6,3 Millionen Euro teures Gebäude, das allein als Wohnhaus für Pflegekräfte des benachbarten Seniorenpflegeheims Samariterstift dienen soll. Einen Gewinn wird das Vorhaben nicht abwerfen,wie der Stiftungsgeschäftsführer Herbert Rösch betont. Ganz im Gegenteil: die Institution subventioniere sogar die Mieten der späteren Bewohner mit 80 000 bis 90 000 Euro pro Jahr.

Es mangelt an Pflegekräften

Der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay kann sich noch gut an den Tag im Oktober 2016 erinnern, als er bei Herbert Rösch – im Übrigen sein Vorgänger im Ostfilderner Rathaus – angerufen hat. Fernmündlich habe er bei dem Geschäftsführer der Gradmann-Stiftung angefragt, was er an dieser Stelle in Ruit von der Schaffung von günstigem Wohnraum für Pflegekräfte halte. Herbert Rösch konnte der Idee durchaus etwas abgewinnen, doch der eigentlich Zweck der Gradmann-Stiftung sei es, hilfsbedürftige ältere Menschen zu unterstützen, nicht aber „Mietwohnungen zu bauen“, erklärte Rösch am Mittwoch in einem Pressegespräch. In diesem Fall komme das Projekt aber ebenfalls Senioren zugute, denn es ermögliche gut 40 Pflegekräften, in bezahlbaren Wohnungen oder Wohngemeinschaftszimmern unterzukommen. Was wiederum den Mangel an solchen Fachkräften zumindest mildern könne. Schon heute sei das Samariterstift nicht voll belegt, weil die Zahl an Pflegern für ein ausgelastetes Haus nicht ausreiche.

Ein weiteres Problem war allerdings die für einen Wohnungsbau viel zu kleine Grundstücksfläche von nur 430 Quadratmeter im städtischen Besitz. Doch in langwierigen, letztlich aber ans Ziel führenden Gesprächen und dank des Wohlwollens der Nachbarn ist es Herbert Rösch zufolge gelungen, zwei weitere im Privatbesitz befindliche Grundstücke zu kaufen und damit das bebaubare Areal auf knapp 755 Quadratmeter zu vergrößern.

Die Planung war eine Herausforderung

Laut dem Architekten Andreas Theilig vom Architekturbüro Kauffmann, Theilig & Partner stellte das Vorhaben ihn und seine Kollegen dennoch vor eine „herausfordernde Bauaufgabe“. Das mit fünf Obergeschossen und einem öffentlichen Café im Erdgeschoss ausgestattete Gebäude so einzufügen, dass niemand darunter leidet und es dennoch städtebaulich harmonisch in die umgebende Bebauung passt, sei einer „Art Knobelspiel“ gleichgekommen.

Seiner Ansicht nach ist das mit einem „wertigen und zugleich praktischen Gebäude“ an dieser prägnanten Stelle gelungen. Das sieht offenbar auch eine Mehrheit der Stadträte des Technischen Ausschusses so, die in ihrer jüngsten Sitzung dem Projekt zugestimmt hat. In der kommenden Woche erwartet Herbert Rösch die Baugenehmigung, womit einem Beginn der Arbeiten im kommenden September nichts mehr im Wege stehen sollte. Er rechne mit einer Bauzeit von rund 18 Monaten, im Frühjahr 2020 soll das Gebäude bezugsfertig sein.