Die Bundesliga-Handballerinnen der Schwaben Hornets wollen auch künftig die gute Stimmung bei Heimspielen nicht missen. Foto: Michael Steinert/Archiv

Der Turnverein Nellingen und die Erstliga-Handballerinnen der Schwaben Hornets hoffen auf den Neubau einer Sportstätte mit Platz für 1200 Zuschauer. Die Stadtverwaltung favorisiert indes eine deutlich kleinere, nicht bundesligataugliche Variante.

Ostfildern - Die Ostfilderner Stadtverwaltung spricht sich dafür aus, als Ersatz für die in die Jahre gekommene, marode Sporthalle 1 in Nellingen eine kleinere, lediglich 400 Zuschauer fassende Halle zu bauen, um die Belastung für den Haushalt im Rahmen zu halten. Das kommt beim Turnverein Nellingen (TVN) und bei den als GmbH ausgelagerten Bundesliga-Handballerinnen Schwaben Hornets nicht gut an. Denn diese mit 7,7 Millionen Euro vergleichsweise günstige Lösung würde bedeuten, dass der Erstligist seine Heimspiele nicht mehr daheim austragen könnte, weil der Deutsche Handballbund für eine bundesligatauglichen Halle Platz für mindestens 750 Fans fordert. Im Oktober soll der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung treffen, wie groß die neue Sporthalle werden soll: drei Varianten stehen zur Auswahl. Die Sportler sind sich einig: sie plädieren für eine große Lösung mit Plätzen für 1200 Zuschauer.

Ausweichspielort ist eine „absolute Notlösung“

Jüngst tat der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay in einem Pressegespräch kund, die Verwaltung favorisiere für den Neubau unweit des jetzigen Standorts eine kleine Sporthalle für den Schul- und Vereinssport. Für die 13 Bundesliga-Heimspiele pro Saison, die im Schnitt rund 650 Zuschauer besuchen, empfiehlt der Rathauschef den Bundesliga-Handballerinnen, möglicherweise in eine in Esslingen-Weil zurzeit im Bau befindliche große Halle auszuweichen. Doch für die Handballerinnen, die in der abgelaufenen Spielzeit Platz 11 im Oberhaus belegten, ist das keine Option. „Wir sind doch Nellinger und keine Weiler“, betont Bernd Aichele, Geschäftsführer der Schwaben Hornets.

Tobias Schramek, der Geschäftsführer des TVN, pflichtet ihm bei. Weil könne allenfalls eine „absolute Notlösung“ darstellen, sagt er. Zumal noch nicht einmal geklärt sei, ob diese Halle bundesligatauglich sein wird. Zudem sei die Nutzung der fremden Halle sicher nicht zum Nulltarif zu haben. Mit solchen Gedankenspielen wollen sich Aichele und Schramek aktuell ohnehin nicht beschäftigen. Ihrer Ansicht nach ist nur die große Lösung in Nellingen zukunftsfähig, die eine Halle für 1200 Zuschauer vorsieht, nach Angaben der Stadt aber rund 14 Millionen Euro kosten würde.

Diese Kalkulation hält Tobias Schramek indes nur für „sehr bedingt belastbar“. In Dresden beispielsweise sei eine 3000 Zuschauer fassende Halle mit allen technischen Finessen für 15 Millionen Euro gebaut worden. „Wir wollen wahrlich keine goldenen Wasserhähne“, unterstreicht er das Ansinnen des Vereins, die Kosten so gering wie möglich halten zu wollen. Es sei nach wie vor unklar, was in die städtische Aufstellung „alles hineingerechnet“ worden sei, und ob eventuelle Zuschüsse berücksichtigt worden seien. Die Stadtverwaltung müsse noch so manche Hausaufgabe erledigen, ehe sie das Projekt zur Abstimmung in den Gemeinderat bringe. Dass die Verwaltung auf die Haushaltslage schauen müsse, verstehe er sehr gut, sagt Tobias Schramek, „aber wenn man sieht, wie viel in die Schulen investiert wird . . .“

Zu wenig Platz bei Regionalderbys

Auch die mittlere Version einer Sportstätte für 750 Zuschauer (geschätzte Kosten etwa 11,8 Millionen Euro) sei zu kurz gedacht. Bei Regionalderbys, etwa gegen Metzingen, Bietigheim oder Göppingen reiche diese Kapazität nicht aus. Selbst in der gut 1000 Fans fassenden Sporthalle 1 „mussten vor solchen Spielen schon Leute weggeschickt werden“. Ganz abgesehen davon, dass den Hornets mit der geringeren Platzzahl pro Saison bis zu 20 000 Euro in der Kasse fehlen würden. Das sei ein beträchtlicher Faktor, denn der Spielbetrieb werfe – wie fälschlicherweise oft angenommen – keine Gewinne ab, so Schramek. Die Bundesliga-Handballerinnen seien zur „reinen Absicherung“ des Hauptvereins TV Nellingen als GmbH ausgegliedert worden. Zudem stellt Schramek klar, dass eine große Halle nicht nur dem TVN, sondern „der Sportstadt Ostfildern“ insgesamt für Großveranstaltungen der Schulen und Vereine viele Jahre dienen würde.

Bernd Aichele erinnert daran, dass die TVN-Handballer „in Baden-Württemberg zu den besten Nachwuchsförderern zählen“. Dies sei letztlich nur durch eine sportlich erfolgreiche erste Mannschaft möglich, die den Talenten Perspektiven biete.

In diesen Tagen führe der Verein Gespräche mit den im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, sagt Tobias Schramek. Zudem wolle er mit verschiedenen Aktionen die Werbetrommel für sein Ansinnen rühren, eine große Halle zu bauen. Mitte Juli sei zudem ein weiteres Gespräch mit dem Oberbürgermeister Christof Bolay und weiteren Mitarbeitern der Ostfilderner Stadtverwaltung anberaumt.