Die Körschtalbrücke ist halbseitig gesperrt, wodurch die Autofahrer zwangsläufig mit Beeinträchtigungen rechnen müssen. Foto: Horst Rudel

Der Bau eines Geh- und Fahrradwegs über die Körschtalbrücke beginnt. Der Verkehrsminister Winfried Hermann hat den Startschuss für das Projekt gegeben. Zudem treibt er den sechsstreifigen Ausbau des Albaufstiegs der A 8 voran.

Ostfildern/Neuhausen - Wer täglich mit dem Fahrrad von Ostfildern-Nellingen nach Neuhausen und zurück strampelt, muss brennende Oberschenkel in Kauf nehmen. Denn bisher muss er runter ins Körschtal und auf der anderen Seite wieder hinauf, um ans Ziel zu kommen. Mit dem Geh- und Radweg auf der bis zu 55 Meter hohen Körschtalbrücke, dessen Bau der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch mit einem Spatenstich eingeläutet hat, soll es für Fußgänger und Radfahrer künftig komfortabel über das Tal hinweggehen. Zwei Millionen Euro lässt sich das Land dieses Vorhaben inklusive der Brückensanierung kosten.

Dafür haben die Kommunen Ostfildern und Neuhausen in den vergangenen Jahren in Stuttgart laut dem Neuhausener Bürgermeister Ingo Hacker (parteilos) „immer wieder angeklopft“. Er erinnert sich – aus eigener Erfahrung – noch gut an gefährliche Situationen, denen Radler ausgesetzt gewesen waren, als ihnen die Brückenüberfahrt auf der Landesstraße – sie ist mit 25 000 bis 30 000 Fahrzeugen täglich hierzulande eine der am stärksten frequentierten – noch gestattet war. Das ist allerdings lange her, denn schon seit rund 20 Jahren ist das Radeln auf der Brücke tabu.

Verkehrsbeeinträchtigungen sind unvermeidlich

Nun soll mit reichlicher Verspätung ein Geh- und Radweg für mehr Sicherheit sorgen und dem Minister Hermann zufolge eine „weitere attraktive Verbindung zwischen dem Neckartal und den Fildern“ schaffen. Für ihn seien Projekte wie dieses unabdingbar, denn das Land habe beim Radverkehr durchaus „Nachholbedarf“. Insgesamt würden deshalb jährlich 16 bis 18 Millionen Euro allein für Radwege entlang der Landesstraßen investiert.

Die Umsetzung des Projekts kann freilich nicht ohne Beeinträchtigungen des Verkehrs ablaufen. Die Körschtalbrücke ist wegen der Bauarbeiten noch bis zum 12. Oktober halbseitig gesperrt und nur in Richtung Neuhausen befahrbar. In Fahrtrichtung Esslingen wird der Autoverkehr über das Körschtal und Ostfildern-Nellingen geleitet. Die Lastwagenfahrer müssen die Straße durch Denkendorf und das Körschtal in Richtung Deizisau nehmen.

Um den Radweg zu realisieren, wird die Fahrbahn für die Autos verengt und gleichzeitig der vorhandene Notgehweg auf der westlichen Seite um rund zwei Meter verbreitert. Mittels einer Rampe gelangen die Radler später auf die Brücke. Obwohl die eigentlichen Arbeiten bis zum 12. Oktober abgeschlossen sein sollen, können die Radler nach Einschätzung des Stuttgarter Regierungspräsidiums, das als Bauherr fungiert, frühestens im November über die Brücke strampeln. Denn noch sei Grunderwerb notwendig, um den Radweg an das bestehende Feldwegenetz anschließen zu können. Zudem müssten die bestehenden Wege auf Vordermann gebracht werden.

Erst kürzlich hat der Ostfilderner Gemeinderat dafür votiert, bereits im Haushalt eingestellte 35 000 Euro für den Anschluss des neuen Radwegs auf der Körschtalbrücke an das städtische Wegenetz freizugeben. Thomas Rumpf, der Vorsitzende des Esslinger Kreisverbands des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), übt in diesem Zusammenhang Kritik an der Stadt. Diese ertüchtige die Anbindung an den Radweg nicht so, „wie es im Sinne der Schüler nötig wäre“. So sei die kürzeste Verbindung zum Campus in Nellingen ein regelrechter „Trampelpfad“, sagt Thomas Rumpf. Und es sei auch nicht vorgesehen, diesen Weg zu asphaltieren.

Das A 8-Nadelöhr soll beseitigt werden

Auf seiner alljährlichen Sommertour zu ausgesuchten Baustellen besuchte der Minister unter anderem auch das Nadelöhr der A 8 am Albaufstieg von Mühlhausen nach Hohenstadt (Kreis Göppingen). Auf sein Betreiben hin soll dort der sechsstreifige Ausbau der Autobahn nun doch realisiert werden. Die Unterlagen für die Pläne lagen bereits in den betroffenen Kommunen aus, die Bürger haben noch bis zum 24. September die Gelegenheit, sich zu den Planänderungen zu äußern. Das Planfeststellungsverfahren für dieses Vorhaben war seit mehr als zwölf Jahren ausgesetzt gewesen. Würde der Neubau des Albaufstiegs umgesetzt, dann wäre die A 8 von Stuttgart bis München durchgängig mit sechs Fahrstreifen ausgestattet.

Minister auf Sommerreise

Baustellentour
Auf seiner Tour zu ausgesuchten Baustellen ist der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) mit dem Regierungspräsidenten Wolfgang Reimer (Grüne) und den verkehrspolitischen Sprechern der Landtagsfraktionen am Mittwoch durch die Kreise Esslingen, Göppingen, Rems-Murr und Ostalb gefahren. Dabei wurden geplante und im Bau befindliche Maßnahmen mit einem Volumen von mehr als 300 Millionen Euro besichtigt.

24-Stunden-Betrieb
Am Rande seiner Baustellentour gab der Minister Winfried Hermann bekannt, vom kommenden Jahr an auf einigen, hochbelasteten Baustellen im Südwesten rund um die Uhr arbeiten zu lassen. Damit sollen die Beeinträchtigungen reduziert werden.