Im Juli gingen mehr als 1000 Schüler für den Klimaschutz auf die Straße. Foto: / Rudel/Archiv

Die Verwaltung der Stadt Ostfildern ist auf die Forderungen der jungen Leute eingegangen und hat darüber die Räte informiert. Es hat sich gezeigt, dass kommunal schon viel für den Klimaschutz getan wird, aber noch vieles weitere möglich ist.

Ostfildern - Die Verwaltung der Stadt Ostfildern hat Wort gehalten. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats hat sie jenen Katalog mit Forderungen zum Klimaschutz zur Diskussion gestellt, den ihr mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler am 12. Juli überreicht hatte. Im Rahmen der Bewegung „Fridays for Future“ hatten die jungen Leute demonstriert und 20 konkrete Maßnahmen verlangt, um der Klimakrise auf lokaler Ebene zu begegnen.

„Ich war positiv überrascht, wie viel wir an manchen Stellen schon umgesetzt haben“, erklärte der Oberbürgermeister Christof Bolay (SPD) zu Beginn des Tagesordnungspunkts. Dabei dachte er etwa an Neupflanzungen von Bäumen, die Einführung eines Stadttickets zur Förderung des ÖPNV, den Verzicht von Glyphosat und anderen giftigen Unkrautvernichtungsmitteln auf den städtischen Grünflächen oder die Anlage von Wildblumenflächen, die die Stadt seit zwei Jahren sukzessive vorantreibt. Gleichwohl räumte Bolay ein, dass das Thema Klimaschutz in den nächsten Jahren ein vordringliches bleibe, das nicht allein von der Stadtverwaltung in den Fokus gerückt werden müsse. „Jeder von uns ist gefordert, seinen Beitrag zu leisten“, sagte Bolay und verwies auf Negativbeispiele wie steigende Zulassungszahlen von SUVs, den zunehmenden Energieverbrauch in Haushalten und den täglichen Einsatz von Elterntaxis.

Bolay: „Der Weg ins Paradies ist ein weiter.“

Da fühlte sich Werner Schmidt, der Vorsitzende der SPD-Fraktion, offenbar auf den Schlips getreten. Er fährt selbst einen SUV und wehrte sich heftig dagegen, deshalb ein Klimaverschmutzer zu sein. Schließlich werde bei der Produktion von Batterien für Elektroautos ungemein viel Kohlendioxid verursacht und Kinder in Bolivien, die das Lithium für die Herstellung derselben gewännen, arbeiteten unter unzumutbaren Bedingungen.

Die Grünen im Gemeinderat wähnen die Stadt laut Oliver Werner auf „einem guten Weg“ in Sachen Klimaschutz. Als Beispiele nannte er den Bezug von Strom aus erneuerbaren Energien, die Priorisierung von Elektromobilität im eigenen Fuhrpark oder das integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt. Gleichwohl könne sie weit mehr tun, sagte Werner und verwies unter anderem auf die Forderung der Schüler, Ostfildern müsse bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. Auch beim Thema, Verkehrsalternativen zum Auto zu schaffen, sei gehörig Luft nach oben. Angesichts der vielen Forderungen, die Werner stellte, erklärte Bolay, einmal mehr zeige sich, dass „der Weg ins Paradies ein weiter ist“.

Auch die Freien Wähler lobten die Bemühungen der Verwaltung. Viele Punkte aus dem Forderungskatalog der Schüler seien „bereits bearbeitet oder umgesetzt worden“, sagte deren Stadtrat Steffen Kaiser. Allerdings seien „alle Punkte ausbaufähig“. Aber letztlich teilt er die Meinung Bolays, dass „jeder seinen Teil dazu beitragen muss“. Das sei allemal „schwieriger, als wortgewandt andere Menschen und Organisationen auf ihre Fehler hinzuweisen“, so Kaiser.

Die Rubrik „Klimatipps“ eingeführt

Die Schülerinnen und Schüler der beiden Ostfilderner Gymnasien sowie der Riegelhofrealschule waren am 12. Juli auf die Straße gegangen, um für den Klimaschutz zu demonstrieren. Sie zogen bis zum Klosterhof im Stadtteil Nellingen und übergaben dort vor dem Rathaus den konkret auf die Stadt zugeschnittenen und 20 Punkte umfassenden Forderungskatalog an den Oberbürgermeister Christof Bolay. Unter anderem setzten sie sich für eine wöchentliche Rubrik „Klimatipps“ in der von der Verwaltung herausgegebenen Stadtrundschau einen. Tatsächlich gibt es diese nun seit dem 22. August.