Wo jetzt noch Ackerfläche zu sehen ist, sollen künftig Firmen bauen. Foto: Horst Rudel

Im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen wird ein Areal um drei Hektar erweitert, was bei weitem nicht alle Räte begrüßen. Denn sie kritisieren den Verbrauch wertvollen Ackerlands und bemängeln die Verkehrsanbindung.

Ostfildern - Gewerbeflächen in Ostfildern sind rar, die Nachfragen von Unternehmen aber durchaus vorhanden. Doch lediglich im Stadtteil Scharnhausen ist noch die Erweiterung einer größeren zusammenhängenden Fläche möglich. Deshalb hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, ein dort am Ortsrand vorhandenes gewerbliches Areal von zwölf Hektar um drei Hektar auf 15 Hektar zu vergrößern. Doch unumstritten war diese mit 16 zu 10 Stimmen getroffene Entscheidung nicht, denn vor allem Stadträte der Grünen und der SPD sind unter anderem nicht damit einverstanden, weitere drei Hektar fruchtbares Ackerland zu opfern.

Die gewerbliche Fläche in bare Münze zu verwandeln, dürfte der Stadtverwaltung nicht schwer fallen. Ein ortsansässiges Unternehmen – dem Vernehmen nach handelt es sich um den unmittelbar zu der Fläche benachbarten Technologiekonzern Festo – benötige mehrere Hektar Fläche, um am Standort Scharnhausen wachsen zu können. Zudem hat laut der Verwaltung eine weitere in Ostfildern beheimatete Firma einen Flächenbedarf angemeldet. Um diesem Begehren gerecht werden zu können, müsse die Gewerbefläche in Richtung Süden bis zu einem Feldweg erweitert werden, argumentiert die Stadtverwaltung.

Stromleitungen müssen unterirdisch verlegt werden

Dafür nimmt sie in Kauf, dass zwei über das Areal führende Hochspannungsleitungen auf Kosten der Stadt unterirdisch verlegt werden müssen. Das wirke sich freilich auf den Grundstückspreis aus, stellte der Oberbürgermeister Christof Bolay auf Anfrage klar und bekundete damit, diese Kosten auf die Käufer umlegen zu wollen. Zudem werde die Stadt mit dem Verkauf der Flächen gutes Geld verdienen, kontert er die Kritik, das Geschäft könne für die Stadt aufgrund der Rahmenbedingungen – es mussten auch nicht im städtischen Besitz befindliche Flächen zugekauft werden – nicht lukrativ sein. „Da bleiben schon ein paar Millionen Euro hängen“, ist Bolay überzeugt. Es könne sich dabei gar um eines der lukrativsten Geschäfte handeln, „die die Stadt je gemacht hat“.

Die Grünen sind sich da nicht so sicher. Sie lehnen die geplante Änderung des Flächennutzungsplans zum Zweck der Gewerbegebietserweiterung ab, aber nicht nur aus Zweifeln an der Gewinnerzielung. Scharnhausen verliere zunehmend seinen ländlichen Charme, befürchtet ihr Sprecher Oliver Werner. Außerdem sei nicht der wertvolle Filderboden gegen den Flughafenausbau verteidigt worden, „um ihn dann selbst zuzubauen“. Zudem sei die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr alles andere als ideal, so Werner.

Sorge um die Rebhühner

Unterstützung erhielt er von dem SPD-Stadtrat Frank Distel. Dieser befürchtet neben einem schwer zu akzeptierenden Flächenverbrauch eine Zunahme der Verkehrsbelastung in Scharnhausen. Gleichwohl sei ihm klar, dass die finanziellen Interessen der Stadt im Mittelpunkt stünden. Jutta Zwaschka (Grüne, fraktionslos) sorgt sich um die Rebhuhn-Population und fordert eine Prüfung, ob diese durch das Vorhaben gefährdet sei. Weit wohlwollender betrachten die Stadträte der CDU-Fraktion die Flächenerweiterung. Der Bedarf sei vorhanden, man müsse den Gewerbebetrieben diese Möglichkeit bieten, argumentierte deren Sprecher Axel Deutsch. Zudem erachte er die Verkehrsanbindung als gut, und nach der Verlegung der Stromleitungen unter die Erde sei die Fläche für Firmen durchaus attraktiv.

Das sieht Theo Hartmann, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, nicht anders. Schließlich lägen Anfragen von Unternehmen vor, „und wir haben ansonsten keine weiteren dafür in Frage kommenden gewerblichen Flächen mehr“.