Die Hornets wollen sich in der ersten Liga durchsetzen. Foto: Michael Steinert/Archiv

Die Nellinger Handballerinnen gehen für den Verbleib in der Ersten Bundesliga kein unkalkulierbares Risiko ein. Dennoch glauben sie daran, ihr Ziel erreichen zu können, sich als Aufsteiger mit kleinem Etat in der höchsten Spielklasse zu halten.

Ostfildern - Einige Male schon hatten sie am Aufstieg in die erste Liga geschnuppert, die Handballerinnen des TV Nellingen. In der vergangenen Saison ist der Traum Wirklichkeit geworden. Als Tabellenzweiter schaffte das Team aus dem Ostfilderner Stadtteil den Sprung in die Erste Bundesliga. Sich im Oberhaus zu halten, ist aber nicht einfach. Die kommende Spielzeit „wird für uns wirtschaftlich, aber auch sportlich eine große Herausforderung“, erklärt Bernd Aichele, der Geschäftsführer der TV Nellingen Handball Bundesliga GmbH.

Doch hoffen die als Hornets – Hornissen – bekannten Handballerinnen, den einen oder anderen Stich zu setzen, um so den Klassenverbleib zu schaffen. Vor allem in der eigenen Halle, in der bisher rund 700 Zuschauer das eigene Team nach vorne gepeitscht haben, soll gepunktet werden. Bernd Aichele rechnet in Liga eins mit einem Anstieg des Zuschauerdurchschnitts. Denn allein die vier Derbys gegen Göppingen, Metzingen, Bietigheim und Neckarsulm sowie die Partien gegen Spitzenteams wie den Thüringer HC und den HC Leipzig lassen eine mit 1000 Handballfans ausverkaufte Halle erwarten.

Toiletten und Duschräume müssen auf Vordermann gebracht werden

Allerdings ist die in die Jahre gekommene Halle 1 in Nellingen zwar dafür geeignet, guten Handball zu spielen. Doch so viele Zuschauer zu beherbergen, erfordere jedes Mal einen großen Kraftakt, sagt Bernd Aichele. Denn unter anderem ließen die sanitären Anlagen zu wünschen übrig, und es mangele an einem Foyer für eine vernünftige Bewirtung. Und der bereits beschlossene Neubau für rund zwölf Millionen Euro an einer vom jetzigen Standort nur rund 200 Meter entfernten Stelle in der Nähe des Vereinsheims am Stadion sei frühestens im Jahr 2020 fertig. Nun hofft Bernd Aichele, dass die Stadt vor dem Saisonbeginn Anfang September noch die Toiletten, Duschräume und Umkleidekabinen auf Vordermann bringt: „Mitunter würde schon ein Pinsel Farbe reichen“, sagt er.

Für das große Ziel Klassenverbleib will der Verein keinesfalls ein nicht kalkulierbares Risiko eingehen, bekräftigt Aichele. Der Versuch, sich mit teuren Spielereinkäufen unbedingt in der Ersten Bundesliga zu etablieren, habe „schon so vielen Vereinen das Genick gebrochen“, weiß der Geschäftsführer der Hornets. Der Verein setzt weiterhin auf eine Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen, um erfolgreich zu sein. Dabei wähnen sich die Nellinger auf einem guten Weg, denn ihre Jugendmannschaften gehen alle in ihrer jeweils höchsten Spielklasse auf Tore- und Punktejagd.

Der Etat steigt um knapp 150 000 Euro

Der Etat für die kommende Saison 2016/2017 steige vom bisherigen Zweitligabudget von 350 000 Euro auf knapp 500 000 Euro, womit sich die Hornets in der Etattabelle eher auf den hinteren Plätzen wiederfinden. Der Aufstieg hat es Aichele zufolge nicht erleichtert, neue Sponsoren zu finden. Allenfalls steuern die bisherigen Unterstützer etwas mehr für den Erstligaauftritt bei. „Der Frauenhandball hat keine Lobby“, stellt er ernüchternd fest und prangert diesbezüglich den „übermächtigen Fußball“ an. Dabei gebe es im Handballsport in Deutschland nirgendwo eine so hohe Dichte an Erst- und Zweitligisten wie in der Region Stuttgart. Selbst der Wunsch, die Stadtwerke Ostfildern als Unterstützer zu gewinnen, „stößt auf taube Ohren, weil die finanziell klamm sind“.

Das bestätigt der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay. Er ist zudem der Ansicht, die Stadt sei zuvorderst für den Breiten- und Schulsport verantwortlich. Allerdings gebe es für die Hornets eine Unterstützung durch den Hallenneubau, der „geprägt ist von den Anforderungen und Wünschen der Handballer“.

Deren sehnlichster Wunsch ist es, als Aufsteiger die Klasse zu halten. Doch Bernd Aichele ist sicher: „Es wird vom ersten Tag an gegen den Abstieg gehen.“