Die Ruiter Marktbeschicker wollen ihren Salat am liebsten weiterhin auf dem Platz vor dem Rathaus verkaufen. Foto: dpa

Der Ostfilderner Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mit knapper Mehrheit entschieden, den Wochenmarkt im Stadtteil Ruit probeweise für sechs Wochen ins Ortszentrum zu verlegen. Die Marktbeschicker sind darüber nicht glücklich.

Ostfildern - Der Wochenmarkt im Ostfilderner Stadtteil Ruit wird für eine Testphase von sechs Monaten vom bisherigen Standort am Rathaus in die Ortsmitte auf den Kronenplatz verlegt. Dafür hat sich eine knappe Mehrheit des Gemeinderats in der jüngsten Sitzung ausgesprochen. Der Abstimmung ging eine kontrovers geführte Diskussion voraus, denn unter anderem die Marktbeschicker sind alles andere als glücklich über den Umzug.

Dass der stets am Freitag stattfindende Ruiter Wochenmarkt bisweilen den Standort wechselt, ist nicht neu. Im Jahr 1992 war er aus Platzgründen vom Parkplatz der Firma Textil-Schröm an die Ecke Hedelfinger-/Kronenstraße umgezogen. Dann wurde der Kronenplatz im Ortszentrum gebaut, weshalb die Stände – zunächst provisorisch – auf den Rathausvorplatz umgesiedelt wurden. Von dort sollten sie 1994 nach dem Abschluss der Bauphase wieder zurückkehren. Doch dazu ist es nie gekommen, denn die Marktbeschicker und ein Großteil ihrer Kunden hatten sich sehr gut mit dem neuen Domizil arrangiert und dessen Vorteile erkannt: etwa den schönen, Schatten spendenden Baumbestand, keine Konkurrenz durch und für die Händler im Zentrum, genügend Parkplätze, eine bessere, weil unkomplizierte Erreichbarkeit, weniger Enge als am Kronenplatz und eine angenehme Atmosphäre. Außerdem würden die Standgebühren laut der Verwaltung steigen, weil dort der Aufwand für den Baubetriebshof weit höher sei und jährliche Mehrkosten von 7800 Euro verursache.

Wochenmarkt soll die Ortsmitte beleben

Die Argumente der Befürworter, zu denen beispielsweise der Bund der Selbstständigen zählt: ein Wochenmarkt gehört als belebendes Element in die Ortsmitte, er ist ein Frequenzbringer für die Einzelhändler, er werte die Grüne Mitte Ruits zusätzlich auf, und er biete auch älteren, weniger mobilen Menschen die Möglichkeit der Begegnung im Zentrum.

Nun währt die Diskussion schon seit vielen Jahren, es wurden Gutachten erstellt, Handlungskonzepte entworfen und Befragungen veranlasst. Doch ein eindeutiges Ergebnis hat dies nie zu Tage gefördert. Das spiegelte auch die Debatte in der jüngsten Gemeinderatssitzung wider. Nicht nur im Gremium, sondern auch innerhalb der Stadtverwaltung „gibt es unterschiedliche Haltungen“, erklärte der Oberbürgermeister Christof Bolay. Er sprach sich im Übrigen dafür aus, gut Funktionierendes nicht zu verändern.

Doch er gehörte einer Minderheit von zehn Gremiumsmitgliedern an, die sich dafür aussprachen, den Markt weiterhin am Rathaus und noch nicht einmal probeweise am Kronenplatz anzubieten. Zumal die Gefahr bestehe, dass die Marktbeschicker mehrheitlich nicht für einen Testlauf zu erwärmen sind. Der Versuch werde „nichts bringen, wenn niemand mitmacht“, befürchtete Werner Schmidt. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion war mit dieser Meinung zwar nicht alleine, aber dennoch in der Minderheit. Denn 14 Kommunalpolitiker sprachen sich dafür aus, einem Markttreiben im Zentrum wenigstens eine Chance zu geben. „Wenn ich mir einer Sache nicht sicher bin, kann ich es doch ausprobieren“. erklärte beispielsweise der SPD-Stadtrat Thomas Hüsson-Berenz. Vielleicht würden ja sogar neue Kunden gewonnen. Außerdem könne der Versuch im Falle eines Flops „schon nach zwei Wochen abgebrochen werden“, argumentierte Hüsson-Berenz.

Eine Gebührenermäßigung ist nicht satzungsgemäß

Margarete Schick-Häberle, die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, regte gar an, den Marktbeschickern einen Versuch dadurch schmackhaft zu machen, indem man ihnen eine vorübergehende fünfzigprozentige Ermäßigung auf die Standgebühren gewähre.

Eine Gebührensatzung könne nicht einfach gekippt werden, erklärte dazu der Finanzbürgermeister Rainer Lechner. Auch nicht für eine Testphase. Von welchem Zeitpunkt an die Stände probeweise für ein halbes Jahr auf dem Kronenplatz aufgebaut werden, steht noch nicht fest.