Wie groß ist die Unterstützung für Wladimir Putin innerhalb der russischen Bevölkerung? Und wie groß der Protest? Eine Osteuropa-Expertin gibt eine dezidierte Einschätzung ab.
Nach der Teilmobilmachung in Russland sieht die Osteuropa-Expertin Gwendolyn Sasse erste kleine Veränderungen der gesellschaftlichen Stimmung. Es gebe kleinere Proteste, Flüge aus Russland heraus seien überbucht. „Das wird sich fortsetzen“, sagte Sasse am Donnerstag im ZDF-„Morgenmagazin“. Vor allem jüngere Männer, die sich mit der Beurteilung des Krieges bisher zurückgehalten hätten, dürften ihre Haltung nach Ankündigung der Teilmobilmachung im Krieg gegen die Ukraine ändern. Klar sei aber auch, dass es im Moment keine Mobilisierung „von unten“ gegen Präsident Wladimir Putin gebe.
Die Teilmobilmachung wird nach Einschätzung der Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien an der Berliner Humboldt-Universität aktuell die militärische Situation nicht ändern. Die einzuberufenden 300 000 Reservisten müssten ausgebildet und ausgestattet werden. Das sehe eher nach einer Vorbereitung auf das Ende des Jahres oder das Frühjahr kommenden Jahres aus, sagte Sasse. Unklar sei dabei, ob das ausreiche, um die Kriegsdynamik zu ändern.
Nouripour sieht Maßnahme mit mittelfristiger Wirkung
Der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen geht davon aus, dass Putins Ankündigung vom Mittwoch Widerstand im eigenen Land erzeugen wird. Die Autorität des Präsidenten beginne zu bröckeln. „Insofern ist er in seinem Kern angeknackst“, sagte Röttgen am Donnerstag im Deutschlandfunk. Putin stehe „wahnsinnig unter Druck“, die militärischen Misserfolge würden immer stärker sichtbar.