An Ostern spielt neben dem Hasen auch das Lamm eine Rolle. Foto: JiSign/Fotolia

Hasen gelten als das Ostersymbol schlechthin. Doch auch das Lamm, das Ei und die Schnecke spielen zum Fest eine Rolle. Doch welchen Sinn hatten diese Symbole ursprünglich?

Stuttgart - Ostern ist eine Herausforderung: Die Kirche erinnert an die Auferstehung Jesu. Also daran, dass ein Toter wieder lebendig geworden ist. Eine Wundergeschichte, die keine Bedeutung mehr hat, sagen heute viele. Doch gläubige Christen halten dagegen: Darin zeigt sich der Sieg Gottes über den Tod. Da die christliche Verkündigung schon immer gegen Zweifel ankämpft, spielen in der Osterüberlieferung Symbole eine große Rolle: Sie sollen das kaum zu Begreifende verständlich machen. Einige dieser Symbole halten sich seit 2000 Jahren, andere sind verschwunden oder in Vergessenheit geraten.

Lamm

Es ist das theologisch wichtigste Symbol: In der Bibel wird Jesus als „Lamm Gottes“ bezeichnet. Dies stellt seine Opferrolle heraus. Es geht um nicht weniger als die Schuld der ganzen Menschheit. Eine Kategorie, die heute schwer vermittelbar ist. Welche Schuld? Die christliche Perspektive geht davon aus, dass jeder schuldig wird – indem er nicht nach Gottes Gebot handelt. All diese Schuld muss aus der Welt geschafft werden. Nach alter Vorstellung kann das durch das Opfern eines Lebewesens gesühnt werden, meist eines Tiers wie Ziege oder Schaf.

Heute ist das eine fremdartige, ja grausame Vorstellung. Jesus nahm seinen Tod in Kauf, um die Schuld der Menschheit abzutragen. Hier setzen Zweifel an: Was ist das für ein Gott, der ein blutiges Opfer benötigt? Zum Verständnis: Schuld ist keine Erfindung antiker Propheten und Priester. Dass Schuld existiert, erleben wir tagtäglich. In globalen wie privaten Konflikten. Und Schuld, die nicht bewältigt und vergeben wird, wirkt lange fort. Schuld ist eine ernste Sache. So ernst, dass Gott, so das christliche Bekenntnis, es zugelassen hat, dass sein Sohn zur Sühne den Tod eines Unschuldigen sterben musste. Unschuldig wie ein Lamm.

Dieses Tier spielt zudem eine zentrale Rolle im jüdischen Passahfest – an eben jenem hohen Festtag, zu dessen Feier Jesus und seine Jünger nach Jerusalem gekommen waren. Dabei wurde zur Erinnerung an den Auszug des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten ein Lamm geopfert. Diese Tradition haben die Christen später interpretiert: Jesus sei das „wahre Passahlamm“, das aus Liebe zu den Menschen sein Leben gegeben hat.

So wurde das schwache Lamm zum Symbol für die Überwindung von Schuld. Und zum Symbol für Ostern schlechthin. Auch in der christlichen Kunst ist es sehr präsent. Es symbolisiert den Sieg über den Tod, steht für die Erlösung der Welt vom scheinbar ewigen Kreislauf der Schuld und der Gewalt. Es ist eine zentrale Überlieferung unserer europäischen Kultur: Das Schwache, die Liebe, ist stärker als Gewalt und Tod. Das ist hochaktuell in einer Zeit, in der viele Menschen aus Verunsicherung in einer immer komplizierteren Welt zu einfachen Antworten Zuflucht nehmen, die scheinbar Starke hinausposaunen. Denkt daran jemand, der am Ostersonntag zarten Lammbraten genießt?

Ei

Eier gelten als Symbol für Fruchtbarkeit und für neues Leben. Schon im Mittelalter war das Ei deshalb in der christlichen Mythologie weit verbreitet – als Zeichen der Wiedergeburt und des Lebens. Außerdem freute man sich, nach der Fastenzeit, in der außer Fleisch auch Milch und Eier verboten waren, endlich wieder Eier essen zu dürfen.

Feuer und Kerze

Das Osterfeuer wird in der Nacht zu Ostern entzündet, mit Kerzen wird das Licht dann in die noch dunkle Kirche getragen. Licht kommt in die Dunkelheit, das Leben siegt über den Tod – das ist von alters her der Sinn. Feuer zur Austreibung des Winters, zur Reinigung vor dem Frühling brannten und brennen in vielen Kulturen. Auch beim bereits erwähnten Passahfest spielten Kerzen eine Rolle: Sie erinnerten an die Befreiung Israels aus der Dunkelheit, aus der Sklaverei in Ägypten. Solche Gedanken nahm die frühchristliche Gemeinde auf. Es ist überliefert, dass die Christen in den ersten Jahrhunderten, unter römischer Herrschaft, die Osternacht mit Kerzen erhellten. Später flossen auch andere antike Traditionen ein: Im alten Rom wurde etwa der Gott Apollo mit Fackeln dargestellt. Die Verbindung zur Verehrung Christi, der von sich sagte, er sei „das Licht der Welt“, war rasch geknüpft.

Die brennende Kerze kann als ein Symbol für Christus verstanden werden. Dabei steht der Kerzenkörper für seine menschliche, die Flamme für die göttliche Natur. Die Osterkerze bringt das siegreiche Leben erneut in die Welt. Deshalb wird sie auch bei Taufen angezündet, zum Beginn des Lebens. Die Kerzen selbst sollten aus reinem Bienenwachs gefertigt sein, ohne tierisches Fett.

Phönix

Die uralte sagenhafte Überlieferung von einem Vogel, der sich selbst verbrennt und aus der Asche neu geboren wird, spiegelte sich auch in der frühchristlichen Literatur wider. Der Bischof Clemens von Rom (um 50–97) nennt im ersten Jahrhundert den Sagenvogel „ein auffallendes Zeichen, das die erhabene Verheißung der Auferstehung sinnbildet“. So findet er sich auch in manchen Bilddarstellungen in der christlichen Kunst.

Pelikan

Der Pelikan wurde aufgrund eines Missverständnisses zum Ostersymbol. Weil er seine Jungen mit blutigen Fischen füttert, die er seinem Schnabel entnimmt, entstand in der Antike die Legende, er hacke sich die Brust auf, um mit dem Blut seine Brut zu nähren. Was konnte den Opfertod Jesu am Kreuz besser symbolisieren? Der Pelikan verkörperte selbstlose Liebe. In der Bibel wird der Vogel zwar nicht erwähnt, aber im Mittelalter finden sich Verse wie dieser – er wird Thomas von Aquin (um 1225–1274) zugeschrieben: „Laß Jesu, Herr und Heiland, teurer Pelikan, von deinem Blut mich Sünder Reinigung empfahn.“ Und die griechische Kirche betet in ihrer vorösterlichen Liturgie: „Gleich dem Pelikan, der seine Brust verwundet, hast du, o Logos, deine toten Kinder belebt, sie benetzend aus lebenspendendem Quell.“ Vor allem in der mittelalterlichen Kunst trifft man oft auf den Pelikan als Motiv und Symbol des Opfertodes Christi.

Schnecke

Ein kaum noch bekanntes Ostersymbol ist die Weinbergschnecke. Christen sahen früher eine Parallele zum Grab Christi: So wie er aus dem verschlossenen Grab heraus auferstanden ist, so kommt auch die Schnecke aus ihrem Haus heraus wieder zum Vorschein. In der christlichen Kunst ist das Weichtier deshalb hier und da zu Ehren gekommen. In der Sebalduskirche in Nürnberg etwa sind zwölf Schnecken zu sehen, die mit vier Delfinen einen Sarkophag tragen. Vor der Leonhardskirche in Stuttgart steht die Nachbildung der alten Seyffer’schen Kreuzigungsgruppe. Wer genau hinsieht, der kann dort, zu Füßen des Kreuzes, eine Schnecke entdecken – der stille Hinweis, dass mit dem Tod Jesu am Kreuz eben doch nicht alles aus ist. Eine wunderbare Andeutung, an der die meisten aber wohl vorbeihasten.