Auch in Stuttgart haben wie in vielen anderen Orten Deutschlands für den Frieden demonstriert. Foto: dpa

Obwohl es so viele Konflikte auf der Welt gibt wie lange nicht, mobilisiert die Friedensbewegung kaum mehr Menschen als in den Vorjahren. Dafür gibt es Gründe.

Stuttgart - Völliges Desinteresse sieht zwar anders aus: Zum Ostermarsch des Friedensnetzes Baden-Württemberg sind am Samstag zwar laut Polizei 2000 Demonstranten, laut Veranstalter etwas mehr gekommen. Dennoch hätten sich die Veranstalter mehr Zulauf für ihre Demo gewünscht, die sich auf der Lautenschlager Straße getroffen hat und schließlich am Schlossplatz ein Zeichen für den Frieden setzen wollte. Naturgemäß ging es dabei auch friedlich zu. Aber um wirklich von der Politik gehört zu werden, hätten wohl mehr vor die Tür gelockt werden müssen.

So sieht es offenbar auch Roland Blach von der Deutschen Friedensgesellschaft Baden-Württemberg. „In Syrien etwa ist die Situation hoch komplex“, sagt er. Das mache es für viele nicht leicht, sich in die Materie einzuarbeiten. „Unsere Aufgabe ist es, die Menschen mit einfacher Sprache zu erreichen“, sagt Blach.

Großer Unterstützerkreis

Das versuchte er zum Auftakt der Veranstaltung, als er kurz vor 12 Uhr einen Wecker hochhob, der die sogenannte Doomsday Clock, weniger bekannt als Atomkriegsuhr, darstellte. Sie wird von einer Reihe Wissenschaftler im Fachblatt „Bulletin of the Atomic Scientists“ veröffentlicht und soll deutlich machen, wie groß das Risiko eines Atomkriegs aktuell ist. „Seit Donald Trump im Amt ist, ist eine atomare Katastrophe so nah wie seit dem Korea-Krieg in den 50er Jahren nicht mehr“, warnte Roland Blach.

Er kritisierte die „massive nukleare Aufrüstung“, die die Weltmächte betreiben würden und forderte ein Ende derselben. „It’s time to ban war“ – „Es ist Zeit, den Krieg zu stoppen“, stimmten die Demonstranten in den Sprechchor ein.

Der Unterstützerkreis des Stuttgarter Ostermarschs ist trotz überschaubarer Demonstrantenzahl sehr groß. Neben kleinen Ortsgruppen zählen auch Parteien wie Die Linke, die IG Metall oder Verdi zu dem Bündnis. „Schluss mit Aufrüstung“, sagte Konrad Ott von der IG Metall Ludwigsburg während der Abschlusskundgebung am Schlossplatz.

Bundesweit 90 Veranstaltungen

Nicht nur in Stuttgart, sondern bundesweit veranstaltete das Friedensnetz zu Ostern wieder Anti-Kriegs-Demonstrationen. Laut Medienberichten bot sich auch in anderen Städten ein ähnliches Bild wie in Stuttgart: Die Demos waren zwar nicht schlecht, aber auch nicht besser besucht als in Zeiten, in denen globale Konflikte noch weniger dramatisch erschienen.

Das Netzwerk Friedenskooperative vermeldete mit bundesweit 90 Veranstaltungen in der Bundesrepublik, die am Karfreitag und Karsamstag stattgefunden haben, nur geringfügig mehr angemeldete Kundgebungen und Demos als im Vorjahr. Weit entfernt von bundesweit hunderttausenden Demonstranten, wie sie in den Jahren 1968 und 1983 während der Höhepunkte der Ostermärsche in Deutschland gezählt wurden.