Ein Mörike-Gedicht auf einem Osterei: die Motive, die Gerlinde Maier seit Jahrzehnten wählt, haben immer etwas mit ihrem eigenen Denken und Fühlen zu tun. Foto: Rüdiger Bässler/Rüdiger Bässler

Gerlinde Maier beherrscht die Ostereier-Kalligrafie. In ihrem oberschwäbischen Dorf ist die 80-Jährige die Letzte ihrer Art.

Gerlinde Maier lädt in ihre Wunderwerkstatt. Der Weg dorthin führt durch einen Vorgarten, in dem sich die ersten Blühpflanzen aufrecken, und dann in ein geräumiges Wohnzimmer mit Panoramafenstern, die den Blick von Vogt aus auf die nahen grünen Höhenzüge der Waldburg freigeben. In der Burg, die zu den Wahrzeichen Oberschwabens gehört, herrschte vor einem halben Jahrtausend Georg III. Truchseß von Waldburg-Zeil, wegen seiner barbarischen Niederschlagung armer Aufständischer als Bauernjörg bekannt. Heute kann man im alten Gemäuer heiraten. In einer Ecke des Maier’schen Wohnzimmers gurgelt eine Kaffeemaschine.