Loredana Palano vom Jugendhaus Ostend gibt drei Wochen Tanzkurse für philippinische Straßenkinder.
Ostendplatz - Anfangs sei es eine „Schnapsidee“ gewesen, erzählt die 19-jährige Loredana Palano. Über eine Freundin hat sie Kontakt zu der Organisation „Christs for Asia“ auf den Philippinen bekommen. Dadurch kam ihr die Idee, selbst dorthin zu reisen und bei der Organisation Tanzworkshops für Straßenkinder zu geben. Dass ihr Vorschlag angenommen werden könnte, damit hatte Palano nicht gerechnet. Am 25. Februar sitzt sie nun tatsächlich mit ihrem Freund Filipe Faria Duarte im Flugzeug nach Cebu City, der Hauptstadt der gleichnamigen philippinischen Provinz. „Das wird eine coole Erfahrung.“ Da ist sich die 19-jährige Ludwigsburgerin sicher. Sie findet es spannend, eine andere Kultur kennen zu lernen und mit Straßenkindern zu arbeiten.
Sozial engagiert ist Loredana Palano auch in Deutschland. Derzeit macht sie im Jugendhaus Ostend ein freiwilliges soziales Jahr. Sie ist ein Bufti, wie sich die Bundesfreiwilligendienstler nennen. Ihre Leidenschaft fürs Tanzen bringt sie auch dort ein. Jeden Donnerstag gibt sie Hip-Hop-Unterricht für Kinder und Jugendliche aus dem Stuttgarter Osten. Freestyle nennt sie den Tanzstil. Im Jugendhaus will sie bleiben, doch zunächst steht ihre große Reise an.
Vom 25. Februar bis zum 18. März wird sie an der Nehemia Schule in Cebu ehemalige Straßenkinder im Tanz unterrichten. Die Kinder dort sind in einer Rehabilitationsphase. Sie kommen von der Straße, hatten mit Alkohol oder Drogen zu tun, waren kriminell. Jetzt gehen sie täglich zur Schule, abends dürfen sie in diesen drei Wochen von Loredana und ihrem Freund das Hip-Hop-Tanzen lernen. Vor Ort werden die beiden Deutschen von der Organisation „Christs for Asia“ unterstützt. Diese bietet ihnen eine Unterkunft und bezieht sie in die tägliche Arbeit ein. „Wir werden die Jugendlichen zum Beispiel auch beim Lernen unterstützen“, schildert Palano den Ablauf.
„Ich fand es von der ersten Stunde an super“
Die 19-Jährige ist froh, dass ihr Freund sie begleitet – eigentlich aber nur wegen der langen Reise. Auf die Frage, ob sie Angst vor ihrer Arbeit dort habe, reagiert sie gelassen: „Angst? Nein, sonst würde ich das doch nicht machen.“ Allerdings weiß sie, dass sie sich den dortigen Gepflogenheiten anpassen muss. Frauen müssten sich dort an eine Kleiderordnung halten. Beispielsweise „zeigt man keine freien Schultern“, sagt Palano.
Loredana Palano hat sich zudem vorgenommen, auf den Philippinen eine Bildungseinrichtung zu unterstützen. Dafür sammelt sie mit ihrer Tanzgruppe aus dem Jugendhaus Geld. „Wir machen Sessions auf der Königstraße“, erzählt sie. Der Jugendhausleiter Christian Hügle findet es wichtig, dass die Mädchen, mit denen Loredana jede Woche trainiert, in das Kulturaustauschprogramm fest eingebunden sind, auch wenn sie nicht mitfahren können. Deshalb unterstützt das Jugendhaus Loredana darin, den Austausch während ihres Freiwilligendienstes zu machen.
Ihre Liebe zum Tanzen hat Palano mit sieben Jahren entdeckt. Dabei wollte sie eigentlich Reiten lernen. „Meinen Eltern war das aber zu teuer“, erzählt sie. Die haben sie dann ins Kindertanzen gesteckt. Das sei eine gute Entscheidung wesen. „Ich fand es von der ersten Stunde an super“, erinnert sich Palano. Zehn Jahre habe sie Tanzunterricht gehabt und Choreographie gelernt. „Heute mache ich nur noch Freestyle.“ .
Schon während ihrer Schulzeit hat Loredana Palano Unterricht gegeben. Während der Abschlussprüfungen hat sie pausiert. Aber anschließend hat die Ludwigsburgerin alle Jugendhäuser angeschrieben und gefragt, ob sie dort Tanzstunden geben dürfe. Bei Christian Hügle vom Jugendhaus Ostend stieß sie auf Interesse. Sie durfte nicht nur Tanzstunden geben, sondern gleich ihr soziales Jahr dort absolvieren. Im Jugendhaus gefällt es ihr so gut, dass sie dort von Herbst an ihre Ausbildung zur Jugend- und Heimerzieherin absolvieren will. „Ich wusste schon, seit ich Kurse gebe, dass ich später mit Kindern und Jugendlichen arbeiten will“, sagt Palano. Und das tut sie – in Deutschland und auf den Philippinen.