Energiesparlampen von Osram sind teuerer geworden. Foto: dpa

Osram begründet Anstieg bei Neonröhren und Energiesparlampen mit hohen Rohstoffkosten.

Stuttgart - Da werden nach und nach die stromfressenden, im Einkauf aber unschlagbar günstigen Glühbirnen abgeschafft. Und pünktlich zur Zündung der dritten Stufe bekennt ein Hersteller Preiserhöhungen bei den umweltfreundlichen Alternativen. Das stößt auf Unverständnis.

Seit dem Frühjahr sind die Preise für Energiesparlampen und Neonröhren durchschnittlich um 25 Prozent gestiegen, teilte der Münchener Lampenriese Osram mit. Die Gründe dafür schrieb die Siemens-Tochter, die demnächst an die Börse geht, dem exorbitanten Preisanstieg für Seltene Erden zu, die zur Herstellung von Kompaktstofflampen benötigt werden. Die Preise für die 17 Metalle, die auch in Computern, Smartphones, leistungsstarken Akkus oder Windturbinen stecken, seien im vergangenen Jahr um bils zu 1000 Prozent gestiegen. Zurzeit stabilisiere sich die Lage, sagte ein Osram-Sprecher. "Außerdem wissen wir nicht, ob die Händler die Erhöhungen an die Kunden weitergeben." Eine Verbindung zum Ende der 60-Watt-Glühlampe schloss er kategorisch aus. Seltene Erden werden in Neonröhren und in Energiesparlampen verwendet, nicht aber LED- und in Halogenlampen. "Gerade die preisgünstige Alternative zu Glühbirnen, die Halogenlampen, sind nicht betroffen", so der Sprecher. Die Preisgestaltung bei Leuchtstofflampen hänge von der enthaltenen Menge an Seltenen Erden ab. Diese befinden sich in der weißen Leuchtstoffschicht, in der ultraviolettes in sichtbares Licht umgewandelt wird.

Verbraucherschützer haben wenig Verständnis

Kritikern freilich stößt auf, dass der Preisanstieg gerade jetzt bekannt wird, wo weiteren Glühbirnen der Garaus gemacht wird. Manuel Frondel, Professor für Energieökonomik und angewandte Ökonometrie der Ruhr-Universität Bochum, wertet die Preiserhöhung gegenüber unserer Zeitung als "politisch gemacht". Die Preise für Seltene Erden seien schon seit geraumer Zeit hoch. "Dass die Preise für Energiesparlampen gerade jetzt anziehen, wo der Wettbewerber 60-Watt-Glühbirne aus den Regalen genommen wird, kommt nicht von ungefähr", so der Diplom-Physiker und -Wirtschaftsingenieur. Mit einem Marktanteil von rund 50 Prozent seien die 60-Watt-Glühbirnen bisher die beliebtesten Lampen der Deutschen.

Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs Umwelt und Ressourcen am Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsinstitut (RWI) in Essen, findet wenig Vorteile im verordneten Gebrauch von Energiesparlampen. "Sie sind deutlich teurer als Glühbirnen. Dafür halten sie länger und sind entsprechend effizienter. Wenn sie mehrere Stunden am Tag brennen, rentieren sie sich. Sie würden auch ohne Zwang gekauft werden." In wenig frequentierten Räumen, vor allem in Ein- bis Zwei-Personen-Haushalten, rechneten sie sich aber kaum oder erst über Jahre hinweg.

Schließlich kritisiert Frondel die Regulierungsüberlagerung mit dem 2005 eingeführten Emissionsrechtehandel, mit dem Brüssel Schadstoffemissionen reduzieren möchte. "Maßnahmen wie das Verbot stromfressender Glühbirnen sorgen nicht für eine zusätzliche Senkung der CO2-Emissionen", sagt er. "Denn Großverbraucher kaufen die Rechte günstig auf, in der Folge verlagern sich die CO2-Emissionen lediglich."

Auch Verbraucherschützer haben wenig Verständnis für die Preiserhöhungen. "Wenn man jammert, dass die Rohstoffe zu teuer geworden sind, sollte man mehr unternehmen, die alten Energiesparlampen zu recyceln", kritisiert Michael Koswig von der Stiftung Warentest. Der Energieexperte fordert ein Rücknahmesystem wie bei Batterien: Danach sind Händler, die Batterien verkaufen, verpflichtet, Altbatterien zurückzunehmen. Ähnlich sei das für Lampen vorstellbar. Bisher finden Kunden nämlich kaum ein Geschäft, das ihre ausgedienten Energiesparlampen annimmt. Umweltbewusste müssen dazu meist eigens zum kommunalen Recyclinghof fahren.