In Stuttgart gibt es viele leer stehende Räume in bester Lage. An der Unterländer Straße beispielsweise wird ein Mieter für die ehemalige Postbank-Filiale gesucht. Foto: Bernd Zeyer

Ein Förderprogramm in sechs Stadtbezirken ermöglicht es Eigentümern, Fördergelder zu beantragen, um Leerstände zu beheben und bestehende Geschäfte attraktiver zu gestalten. Bislang sind allerdings recht wenig Projekte umgesetzt worden.

Stuttgarter Norden - Vor gut zwei Jahren hat die Stadt ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem Läden und Leerstände in Geschäftsstraßen revitalisiert, also wiederbelebt werden sollen. Darin aufgenommen wurden sechs Bezirke, denen jeweils 200 000 Euro zur Verfügung stehen: Bad Cannstatt, Zuffenhausen, Vaihingen, Untertürkheim, Weilimdorf und Feuerbach (wir berichteten). Bislang wurden insgesamt 16 Anträge gestellt, zehn davon wurden bewilligt. Acht sind bereits umgesetzt, zwei laufen noch beziehungsweise werden vorbereitet.

Insgesamt wurden 155 000 Euro Fördergelder ausbezahlt, diese haben private Investitionen von 400 000 Euro ausgelöst. Die Bilanz in den nördlichen Stadtbezirken fällt dabei jedoch relativ bescheiden aus: Konnte in Weilimdorf und Feuerbach wenigstens jeweils ein Vorhaben umgesetzt werden, gab es in Zuffenhausen bislang noch kein einziges Projekt.

Das Vorzeigeprojekt in Feuerbach befindet sich an der Stuttgarter Straße 72A. Die Royal Donuts Filiale „wird super angenommen“, berichtete Lisa Marie Jankowski vom Amt für Stadtplanung und Wohnen in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats. Teilweise würden sich lange Schlangen vor dem Laden bilden. Die Räume hätten rund drei Jahre leer gestanden, ehe mit den Besitzern des Gebäudes und den neuen Mietern das Förderprogramm umgesetzt wurde. Unter anderem sei nun die Schaufensterfront komplett zu öffnen. Ein Hingucker und Publikumsmagnet.

Schallplattenladen behebt Leerstand

Damit in Zukunft noch mehr solcher Projekte in Feuerbach umgesetzt werden, wurde vor wenigen Tagen noch einmal ordentlich die Werbetrommel für das Förderprogramm gerührt. „Rund 50 Geschäfte haben wir besucht“, sagte Jankowski. Der FDP-Bezirksbeirat und Vorsitzende des Gewerbe- und Handelsvereins (GHV), Jürgen Reichert, bedankte sich für die Arbeit: „Wir wollen eine attraktive Mitte.“ Sein Vorgänger beim GHV und Freie-Wähler-Bezirksbeirat Jochen Heidenwag betonte, dass es grundsätzlich auf der Feuerbacher Einkaufsmeile wenig Leerstände gebe. „Und die, die es gibt, sind vor allem einer Familie zuzuschreiben. Wenn Sie dieses Problem lösen, bekommen Sie den Nobelpreis“, sagte er in Richtung Jankowski und Stadtteilmanager Elias Henrich von der Wirtschaftsförderung. Ihm sei die Problematik bewusst, erklärte Henrich. „Da haben sich leider schon viele die Zähne ausgebissen.“ Doch man blicke positiv in die Zukunft.

Auch in Weilimdorf ist das Förderprogramm bereits angekommen. Ein sichtbares Ergebnis gibt es: An der Köstlinstraße 1 residiert in einem ehemaligen Reisebüro seit diesem Sommer der Schallplattenladen Löwen-Records. Dort werden neben schwarzen Scheiben auch gebrauchte Plattenspieler angeboten. Kunden können in aller Ruhe gemütlich im Sofa oder Sessel bei einer Tasse Cappuccino oder einem Glas Wein gute Musik über Kopfhörer oder über Lautsprecherboxen hören.

Über nichts Vorzeigbares hat hingegen Zuffenhausen zu berichten. „Es wurden nur kleine Maßnahmen angefragt“, sagte Lisa Marie Jankowski in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats. Und diese seien oftmals nur unverbindlich oder schlichtweg nicht förderfähig gewesen. Eine umfassende Sanierung würde viele Eigentümer abschrecken. Grundsätzlich sei das Förderprogramm in Zuffenhausen noch nicht bekannt genug.

Die Förderung soll noch einmal attraktiver werden

Diese Ausführungen lösten am Ratstisch einiges Kopfschütteln aus. „Warum gab es nur so wenige Reaktionen?“, wollte SPD-Sprecher Hans-Georg Kerler wissen. Eine wirklich befriedigende Antwort bekam er nicht. „Corona war ein Faktor. Eigentümer hatten andere Probleme, als Geld zu investieren“, sagte Stadtteilmanager Elias Henrich. Grundsätzlich brauche es in Zuffenhausen einen Anstoß, der dann einen Dominoeffekt auslöse – ähnlich wie in Bad Cannstatt. Dort wurden bereits vier Projekte verwirklicht, zwei weitere Anträge und vier Erstanfragen laufen momentan.

Susanne Bödecker (Linksbündnis) schlug vor, potenzielle Kunden mit ins Projekt einzubeziehen – beispielsweise mit Patenschaften für Läden. „Die Aufenthaltsqualität muss passen“, sagte Bödecker und kritisierte die Zustände auf der Einkaufsmeile Unterländer Straße. Claus Peter Schmid (CDU) mahnte an, Bürokratiehindernisse abzubauen und regte an, weniger kleinteilig, sondern in einem größeren Rahmen zu denken. Um die Situation zu verbessern, soll es künftig einige Ergänzungen geben: Nutzungsmöglichkeiten, die mit dem öffentlichen Raum korrespondieren, sollen ebenso gefördert werden wie der Umbau beziehungsweise die Wiederbelebung von Geschäftsflächen, die momentan nicht genutzt werden. Auch soll es künftig möglich sein, Fassadensanierungen als Einzelmaßnahme zu fördern. Außerdem ist vorgesehen, den Fördersatz von 25 auf 35 Prozent der Gesamtherstellungskosten zu erhöhen.