Xaver in Hamburg: Der berühmte Fischmarkt ist überflutet. Foto: dpa

Selbst hartgesottene Nordlichter sind beeindruckt: Sturmtief "Xaver" tobt mächtig an Nord- und Ostsee. Im Gegensatz zu Orkantief "Christian" halten sich aber die Schäden bislang in Grenzen. Auch Opfer sind bislang in Deutschland keine zu beklagen.

Selbst hartgesottene Nordlichter sind beeindruckt: Sturmtief "Xaver" tobt mächtig an Nord- und Ostsee. Im Gegensatz zu Orkantief "Christian" halten sich aber die Schäden bislang in Grenzen. Auch Opfer sind bislang in Deutschland keine zu beklagen.

Hamburg - Der Orkan "Xaver" hat weiten Teilen Deutschlands eine stürmische Nikolausnacht beschert. Eine der schwersten Sturmfluten der vergangenen Jahrzehnte traf die Millionenmetropole Hamburg am Freitagmorgen.

Trotz hoher Windgeschwindigkeiten richtete der Sturm aber selbst in den am härtesten betroffenen Regionen im Norden vergleichsweise geringe Schäden an. Vielerorts brachte die Nacht einen Wintereinbruch mit Schnee. In Flug- und Bahnverkehr kam es zu Ausfällen und Verspätungen. In fast allen Bundesländern stürzten Bäume um, es gab tausende Feuerwehreinsätze und Glätte-Unfälle. Auch in den Niederlanden, Skandinavien, Belgien, Polen oder Großbritannien ging es jedoch meist glimpflich aus.

Sturmflut in Hamburg ähnlich heftig wie 1962

Der Scheitel der schwersten Sturmflut erreichte Hamburg gegen 6.15 Uhr mit einem Wasserstand von 3,98 Meter über dem Mittleren Hochwasser. Eine solche Sturmflut gab es laut Innenbehörde in den letzten zehn, 20 Jahren nur sehr selten. Bei der verheerenden Flut 1962 hatte der Wasserstand in Hamburg einen ähnlichen Wert. Damals waren die Deiche aber noch deutlich niedriger und weniger stabil. Am Freitagabend wurde eine weitere, niedrigere Sturmflut erwartet, den ganzen Tag über noch Sturmböen mit bis zu 90 Stundenkilometern.

Xaver in Baden-Württemberg - kaum mehr als eine steife Brise

Laut Deutschem Wetterdienst wurden in List auf Sylt in der Nacht um die 150 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit gemessen, auf dem Brocken im Harz sogar bis zu 155 Stundenkilometer.

Auswirkungen der Naturgewalten blieben an der Nordsee trotz aller Befürchtungen geringer als etwa im vergleich mit dem Orkan "Christian" Ende Oktober. Orkantief "Xaver" hatte seit Donnerstag in Nordeuropa das Leben von Millionen Menschen behindert. Mindestens drei Menschen in Großbritannien und Skandinavien starben. Zwei Seeleute in Schweden wurden vermisst.

Der Hamburger Hafen war in der Nacht geräumt und gesperrt worden. Der bekannte Fischmarkt am Hafen und einige Straßen entlang der Elbe standen unter Wasser. Ein Altenheim war vom Wasser eingeschlossen. Ein Zug der Hamburger Hochbahn war gegen einen umgestürzten Baum gefahren und entgleist. In Elmshorn bei Hamburg war eine Regionalbahn an einem Übergang gegen einen umgestürzten Baum geprallt.

Halligen auf sich allein gestellt

Die Inseln und Halligen vor Schleswig-Holsteins Küste waren vom Festland aus nicht mehr zu erreichen. Auch der Schiffsverkehr auf dem Nord-Ostsee-Kanal war schon am Donnerstag zum Erliegen gekommen. Der Direktor des schleswig-holsteinischen Landesbetriebs für Küstenschutz sagte dennoch, die Sturmflut sei "glimpflich abgegangen".

In deutschen Mittelgebirgen wie Harz, Rhön oder Erzgebirge gab es oft Neuschnee, weiterer wurde erwartet, etwa in Rheinland-Pfalz. In Bayern brachte die Nacht bis zu fünf Zentimeter Neuschnee - etwa im Allgäu, in München oder auch Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze.

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In Berlin fielen wegen des Sturms zahlreiche Ampeln aus, Baustellenabsperrungen stürzten um. Am Potsdamer Platz wurde eine große Werbewand an einem Haus so stark beschädigt, dass sie abgenommen werden musste. In der Nähe von Hannover wurde ein Mann schwer verletzt, als eine Böe sein Auto in den Gegenverkehr drückte. In Cuxhaven wurde das Dach eines Hochhauses abgedeckt, in Stralsund das Dach eines Discounters.

Europäische Nachbarn trifft es heftiger

In Großbritanniens Küstenregionen verbrachten Hunderte die Nacht zum Freitag in Schulen und anderen Notunterkünften. In England und Wales kam es am Freitagmorgen zu Zugverspätungen im Berufsverkehr. Am Donnerstag waren zwei Menschen in Großbritannien getötet worden.

In Dänemark rollten am Freitagmorgen die ersten Züge wieder aus den Bahnhöfen. Am Donnerstag war der Zugverkehr wegen des Orkans "Xaver" komplett eingestellt worden. Im Süden von Norwegen wurden drei Menschen verletzt, als ein Bus von der Straße geweht wurde. Teile der Innenstadt von Stavanger waren zuvor gesperrt worden, Zehntausende Häuser und Geschäfte an der Küste waren ohne Strom.

In Schleswig-Holstein und Hamburg war auch am Freitag schulfrei, ebenso an den staatlichen Schulen in Mecklenburg-Vorpommern. In Berlin und Brandenburg war die Schulpflicht aufgehoben. Viele der bundesweit vorsorglich geschlossenen Weihnachtsmärkte sollten am Freitag wieder offen für Besucher sein.

Das Bremer Weserstadion blieb verschont. Das vom Unwetter gefährdete Bundesliga-Spiel zwischen Werder Bremen und dem FC Bayern München kann am Samstag um 15.30 Uhr angepfiffen werden.