Der denkmalgeschützte Littmann-Bau muss saniert werden. Im Rathaus zeichnet sich dafür eine breite Mehrheit ab. Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Die endgültige Entscheidung fällt erst am 28. Juli. Doch schon jetzt zeichnet sich im Gemeinderat eine klare Mehrheit für das weitere Vorgehen in Sachen Opernsanierung ab.

Stuttgart - Im Stuttgarter Gemeinderat zeichnet sich eine klare Mehrheit für das weitere Vorgehen in Sachen Opernsanierung ab. Grüne, CDU, FDP, Freie Wähler und – mit Abstrichen – auch SPD und PULS-Fraktion sowie die AfD ließen am Dienstag im Ausschuss für Stadtentwicklung erkennen, dass sie den für den 28. Juli geplanten Grundsatzbeschluss im Gemeinderat mittragen werden. Allein auf weiter Flur steht das Linksbündnis mit seiner ablehnenden Haltung.

Zuvor hatte OB Frank Nopper (CDU) mit einem Goethe-Zitat die Dringlichkeit einer Entscheidung über konkrete Planungen für die Sanierung und Erweiterung des historischen Littmann-Opernhauses und das vorgesehene Interimsquartier bei den Wagenhallen unterstrichen: „Der Worte sind genug gewechselt“, so Nopper. Alle Argumente seien über Jahre durchdekliniert worden. Die Kostenkalkulation für das bis zu einer Milliarde Euro teure Großprojekt sei „ehrlich, transparent und solide gerechnet“.

Bedeutung der Kultur in der Pandemie

Nopper und Baubürgermeister Peter Pätzold hoben hervor, dass durch die Auslagerung von Werkstatt- und Produktionsflächen auf das Areal der ehemaligen Zuckerfabrik in Bad Cannstatt der Neubau des Kulissengebäudes an der Konrad-Adenauer-Straße deutlich weniger massiv ausfallen werde als vorgesehen: 45 000 Kubikmeter Raumvolumen (das entspricht der Größe eines sechs Meter hohen Fußballfeldes) könnten dadurch eingespart werden.

Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU) betonte die Relevanz der Kultur gerade in der Pandemie: „Die Sehnsucht nach analogen Erlebnissen wächst“, sagte er in Anspielung auf jene Kritiker, die Oper und Ballett in der derzeitigen Form für ein Auslaufmodell halten. Er verwies auf das eindeutige Ergebnis des vom Land initiierten Bürgerforums, das eine klare Mehrheit für die Sanierung einschließlich des Einbaus einer modernen Kreuzbühne zur Effektivitätssteigerung der Produktion erbracht hatte.

Milliardensumme über 16 Jahre gerechnet

Hannes Rockenbauch, Fraktionssprecher des Linksbündnisses, hält das Thema auch nach siebenjähriger Debatte noch nicht für ausdiskutiert. Er monierte, vorgeschlagene Alternativen – etwa von der Initiative Aufbruch Stuttgart – seien nicht in der notwendigen Tiefe geprüft worden. Vielen Bürgern stelle sich die Frage, warum man so viel Geld in die Oper und nicht in den Klimaschutz investiere. Im Übrigen müsse man sich angesichts vieler finanziell darbender Kulturschaffenden in der Stadt die Frage stellen: „Ist die Oper überproportional relevant?“

Nopper konterte, die Milliardensumme werde über einen Zeitraum von 16 Jahren Planungs- und Bauzeit gerechnet, der Vergleich mit dem Klimaschutzprogramm sei unstatthaft. Pätzold forderte Rockenbauch, der sich wiederholt zur Notwendigkeit der Sanierung der Staatstheater bekannte, auf, doch einfach klar zu sagen, dass er das Projekt ablehne: „Sie wollen nicht entscheiden, sondern lieber in Endlosplanungen ertrinken.“ Er betonte, der Bau der Interimsspielstätte inklusive Verwaltungstrakt bei den Wagenhallen gehe nicht zu Lasten des Wohnungsbaus im dortigen Rosensteinquartier. SPD-Fraktionschef Martin Körner warf Rockenbauch vor, er scheue sich davor, Verantwortung zu übernehmen.

Am 28. Juli will der Gemeinderat den Einstieg in die vertiefte Planung beschließen. Am Montag hatte bereits der Verwaltungsrat der Staatstheater sein Plazet erteilt, auch im Landtag steht möglicherweise eine Grundsatzresolution zum Thema Opernsanierung an. Frühestens Anfang 2023 wird mit dem Bau der Ausweichoper am Nordbahnhof begonnen, die Voraussetzung für die dann folgende Sanierung der Staatstheater ist.