Die Sanierung der Stuttgarter Staatsoper muss wegen der Coronakrise warten. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der für Juli angepeilte Grundsatzbeschluss zur Sanierung der Stuttgarter Staatsoper wird wegen der Coronakrise verschoben. Das haben Stadt und Land am Mittwoch bekannt gegeben. Erst im nächsten Jahr soll die Entscheidung über das Milliardenprojekt fallen.

Stuttgart - Die Corona-Krise wirft den Zeitplan für die Sanierung der Stuttgarter Staatsoper über den Haufen. Stadt und Land als Träger der württembergischen Staatstheater teilten am Mittwoch mit, der für Juli ins Auge gefasste Grundsatzbeschluss über die milliardenschwere Sanierung und Erweiterung des Opernhauses werde erst im Jahr 2021 fallen. Da man vor der Entscheidung zunächst die Ergebnisse des städtebaulichen Wettbewerbs für die B 14 sowie das Resultat der geplanten Bürgerbeteiligung abwarten wolle – beides kann nicht vor dem Herbst 2020 vorliegen – und im November voraussichtlich die OB-Wahl stattfindet, sei die Verschiebung unumgänglich.

OB Fritz Kuhn (Grüne), der Vorsitzende des Verwaltungsrats der Staatstheater, sagte, die Verschiebung sei schmerzhaft: „An der Notwendigkeit, den Littmann-Bau von Grund auf zu sanieren und zukunftsfähig zu machen, ändert das nichts.“ Er bat die Beschäftigten der Staatstheater um Verständnis: „Wir müssen uns der Realität stellen, und die wird aktuell durch das Coronavirus bestimmt.“ Die Voraussetzungen für einen Grundsatzbeschluss seien derzeit nicht gegeben.

Sanierung bleibt weiter dringlich

Seine Parteifreundin, Kunstministerin Theresia Bauer, sekundierte: „Die Corona-Krise zwingt uns leider zu Anpassungen unseres Zeitplanes.“ Sobald die Voraussetzungen vorlägen, wolle man in Abstimmung mit dem Verwaltungsrat weitere Planungsschritte in die Wege leiten, um trotz der Verzögerungen notwendige Vorbereitungsarbeiten anzugehen. Die Generalsanierung bleibe weiter so dringlich wie vor der Coronakrise. „Gerade in diesen Wochen der erzwungenen Auszeit merken wir, wie sehr wir die Kultur vermissen.“

Die Kosten für die Sanierung, Erweiterung und den Bau eines Interimsquartiers für Oper und Ballett wurden zuletzt auf rund eine Milliarde Euro kalkuliert – wohl gemerkt ein Worst-Case-Szenario, der einen dreistelligen Millionenbetrag für Unvorhergesehenes beinhaltete. Dieser Fall scheint nun im Zuge der Coronapandemie eingetreten zu sein.

Die Initiative Aufbruch Stuttgart um den früheren TV-Moderator Wieland Backes hatte bis zuletzt für ihre angeblich günstigeren Alternativpläne – etwa ein Operninterim auf dem Areal des benachbarten Königin-Katharina-Stifts – geworben. Auch die eigentlich für März anberaumte und wegen der Coronakrise verschobenen Bürgerbeteiligung mit rund 40 repräsentativ ausgewählten Zufallsbürger stieß bei der Initiative auf scharfe Kritik.