Sigmar Gabriel wird wohl am 10. Januar über seine Zukunftspläne informieren. Foto: Getty Images Europe

SPD-Chef Sigmar Gabriel war kurz von der Bildfläche verschwunden. Grund seines Klinikaufenthaltes war eine Magen-OP, die das hohe Gewicht und die Zuckerkrankheit reduzieren soll. Nun muss er sich für das Wahljahr erholen – vor allem, wenn er Kanzlerkandidat wird.

Stuttgart - Da konnte passieren, was wollte – sogar die Ansage von Angela Merkel, zur Bundestagswahl wieder anzutreten. Stets hat die SPD betont: Sie lasse sich nicht beirren, sondern wolle ihren Kanzlerkandidaten Ende Januar festlegen. Bei der Klausur am 29. Januar soll es auch bleiben, doch wird wohl schon früher eine Vorentscheidung fallen. Bereits am 10. Januar will sich eine Reihe von Parteigranden bei Düsseldorf treffen, um die Lage zu sondieren, wie aus SPD-Kreisen verlautet.

Wer fordert Merkel heraus: Gabriel oder Schulz? Offiziell räumen alle führenden Funktionäre dem Parteichef das erste Zugriffsrecht ein. Sigmar Gabriel muss also just in einer Phase Klartext reden, in der er sich schonen sollte, denn der 57-Jährige hat gerade mit einer Operation seinen Magen verkleinern lassen. Drei Tage wurde er in einer hessischen Klinik behandelt.

Bei einer Magenverkleinerung wird ein großer Teil des Magens entfernt. Der Rest wird zu einem bananenförmigen Schlauch geformt und kann deshalb nur noch wenig Nahrung aufnehmen, etwa 100 bis 150 Milliliter, sagt Tobias Meile. Der Chirurg ist Leiter des Adipositas-Zentrums am Klinikum Stuttgart, an dem allein dieses Jahr 300 solcher Eingriffe vorgenommen wurden. „Das führt dazu, dass sich das Völlegefühl schneller einstellt und man insgesamt weniger isst.“ Während Chirurgen früher mit Bändern den Mageneingang verkleinerten, hat sich inzwischen der Schlauchmagen und der Magenbypass als gängige Operation durchgesetzt. Kosten für diesen Eingriff: um die 7000 Euro.

Irgendwann kommt die „Honeymoon-Phase“

Unter den Patienten sind viele, die nicht nur stark übergewichtig sind – also einen Body-Mass-Index von mindestens 40 haben –, sondern auch an den daraus resultierenden Folgeerkrankungen leiden: erhöhter Blutdruck, Nierenprobleme, krankhaft veränderte Herzkranzgefäße oder – wie es nach Informationen der „Bild“-Zeitung bei Gabriel der Fall ist – einen Typ-2-Diabetes haben. „Eine Operation bei diesen Grundvoraussetzungen ist für diese Patienten die einzige effektive Therapie, die den Betroffenen eine langfristige Gewichtsreduktion ermöglicht“, sagt Meile. Und auch die Nebenwirkungen des Übergewichts können mit Hilfe einer OP verringert werden, bestätigt Mark Dominik Alscher, Ärztlicher Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart. Studien haben gezeigt, dass bei übergewichtigen Diabetikern nach dem Eingriff der Diabetes zurückgegangen war.

„Ein solcher Eingriff ist keine Lifestyle-Operation, nach der die Patienten ihr früheres Leben unverändert fortsetzen können“, betont Meile. Nach einer Schlauchmagen-Operation etwa könnten die Patienten in den ersten vier Wochen nur flüssige Nahrung zu sich nehmen. Wer gleich viel isst, riskiert gefährliche Komplikationen. Auch müssen sich die Patienten künftig disziplinierter ernähren und viel bewegen. Dann, so der Chirurg, stellt sich bei vielen die „Honeymoon-Phase“ ein: Die Leute werden aktiver und lebensfroher. „Man kann sagen, dass eine solche OP ein lebensverändernder Einschnitt ist.“ Was von Gabriel noch einiges erwarten lässt.