Eine beeindruckende Kulisse beim Sommernachtskino. Foto: Patricia Sigerist

Das beliebte Open-Air-Ereignis beginnt an diesem Samstag im Innenhof des Fellbacher Rathauses. Die Veranstalter hoffen auf schönes Wetter.

Fellbach - Manche preisen die gemütliche „Location“ und halten es für das schönste Kinovergnügen unter freiem Himmel. Andere wiederum behaupten, es handle sich um das älteste Filmsommerfestival in der Region Stuttgart. Das eine ist eine Geschmacksfrage, wobei zumindest die Stammgäste an diesem Superlativ keinen Zweifel haben. Das andere lässt sich nachprüfen – und siehe da: Das aktuelle ist das mittlerweile 26. Open-Air-Kinospektakel in der Stadt unterm Kappelberg – initiiert einst vom damaligen Kulturamtsleiter Thomas Knubben. Ludwigsburg feiert heuer seine 24. Auflage. Rekordhalter allerdings ist Schondorf, das in diesem Jahr am Burgschloss sein 29. Sommerfilmfestival feiert.

Technische Entwicklung wirkt sich positiv auf die Veranstaltung aus

Programmmacherin Melanie Hoffmann Foto: Dirk Herrmann
Noch nicht ganz so lange dabei ist Melanie Hoffmann. Seit 2009 zeichnet sie verantwortlich für Ablauf und Filmauswahl des Fellbacher Freiluftkinos. Beim Treffen in dieser Woche am Rathaus ist die 36-Jährige noch ganz relaxt. „Wir haben mittlerweile reichlich Routine“, sagt sie. Die Monteure für die Leinwand rücken an diesem Freitagmittag an, bis zum Abend gegen 22 Uhr ist jeder Spot korrekt eingestellt und die Tonanlage eingerichtet. Viel hat sich verändert seit den Anfängen im Jahr 1991 – für Programm zuständig ist der Verein Kinokult mit Sitz in Ludwigsburg, der auch die dortigen Lichtspielhäuser Scala, Caligari und Luna betreut. Am gravierendsten ist sicher die technische Entwicklung. Mittlerweile werden die Filme auch bei Freiluftfilmfestivals digital auf die Leinwand projiziert. Die Zeiten, da die Vorführer die 25 Kilo schweren Filmkopien durch die Gegend schleppen mussten, sind vorbei – „zum Glück, fragen Sie mal meinen Rücken “, sagt Melanie Hoffmann. „Die Qualität ist damit optimal, auch nach der 1000. Aufführung.“ Das war einst anders, als auf der riesigen Leinwand Gebrauchsspuren wie Kratzer oder Sprünge umso deutlicher zu erkennen waren.

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung

Während in Ludwigsburg, das ebenfalls von Kinokult organisiert wird, 3000 Sitzplätze zur Verfügung stehen, sind es in Fellbach 650 – hier waren es auch mal 800, aber durch verschärfte Sicherheits- und Fluchtwegebestimmungen musste die Zahl reduziert werden. Dafür reichen in Fellbach 20 Helfer aus (zehn davon ehrenamtliche), während es in Ludwigsburg 60 sind. Und was ist, wenn der Himmel weint? „Open-Air-Kino ist nichts für Feiglinge“, sagt Melanie Hoffmann. „Wir spielen bei jedem Wetter, es sei denn, eine Unwetterwarnung von Amts wegen bremst uns komplett aus.“ In Fellbach sind die Besucher hart im Nehmen. „Klar gehen bei strömendem Regen auch mal 20 Leute – doch die meisten bleiben.“ Es gibt viele Spezialisten – ausgestattet mit Regenponcho, den man über die Rückenlehne legen kann, und einem blauen Müllsack für die Beine, „damit die Feuchtigkeit nicht die Jeans hochzieht“. Absoluter Regentiefpunkt war einst 1998 die „Titanic“: „Das Schiff ist abgesoffen, gleichzeitig versank der Rathaus-Innenhof in der Sintflut.“

Der Erfolg hängt auch vom Wetter ab

Ohne Zweifel hängt der Erfolg vom Wetter ab. „2015 war okay, 2014 aber nasskalt, herbstlich, das war grauenvoll, das schlechteste Jahr überhaupt und hat gar keinen Spaß gemacht“, erinnert sich Melanie Hoffmann. 2012 und 2013 wiederum „waren gute Jahre, da hatten wir eine Auslastung von 80 Prozent“. Die Tendenz jedenfalls ist da, dass viele sich kurzfristig für die Kinokultur unterm nächtlichen Firmament entscheiden. In Fellbach gehen maximal 500 Karten in den Vorverkauf, „150 halten wir für die Abendkasse noch zurück“ – bei großer Nachfrage sind allerdings auch die bereits eine Stunde vor Filmbeginn weg.