Aus den Fenstern der Villa blicken jetzt Künstler in den Park. Foto: Jürgen Brand

Statt der Spanplatten sind an den Fenstern des denkmalgeschützten, aber seit Jahren leer stehenden Anwesens jetzt großformatige Künstler-Porträts zu sehen. Alle sind zwischen 1951 und 2004 mindestens einmal im Sendesaal aufgetreten.

Stuttgart-Ost - Wer an diesen sonnigen und heißen Spätsommertagen bei der Villa Berg spazieren geht, blickt plötzlich in viele bekannte Gesichter: Dunja Rajter und (der junge) Harald Schmidt lächeln die Passanten an, die sich der Villa über die kleine Brücke aus Richtung Cotta-Schule kommend nähern. Willy Reichert, Oscar Heiler und Hans Rosenthal grüßen in Richtung Brunnenterrasse und Christoph Sonntag, Wolfgang Niedecken oder Karel Gott blicken auf der Westseite über die große Wiese, die auch gerne mal in ein Volleyballfeld verwandelt wird.

Initiative des Senders

Die Villa Berg sieht plötzlich ganz anders aus. Die wenig ansehnlichen Pressspanplatten, die viele der großen Fenster vor Beschädigungen schützen sollten, sind hinter großformatigen Porträt-Fotografien von mal mehr, mal heute weniger bekannten Größen aus der Musikszene und dem Show-Business verschwunden. In die Villa Berg ist also – zumindest rundherum auf der Fassade – wieder ein bisschen Leben eingezogen.

Die Initiative dazu ging vom Südwestrundfunk (SWR) aus, der mit der Idee auf die Stadt als Eigentümerin der Villa zukam. Der Stadt fiel es leicht, das Projekt zu genehmigen, finanziert die Rundfunkanstalt die Aktion doch selbst.

Wenn alle Spanplatten beklebt sind, werden insgesamt 36 großformatige Schwarz-Weiß-Fotografien die Villa schmücken. Der SWR will damit ein Stück baden-württembergischer und auch deutscher Rundfunkgeschichte zumindest bis zum Beginn der Umbau- und Sanierungsarbeiten an der Villa sichtbar machen. An den Bauzäunen, die seit vielen Monaten den Zugang zur seit Jahren leer stehenden Villa versperren, sollen in diesen Tagen noch Tafeln mit Informationen zu den prominenten Gesichtern angebracht werden. Darauf wird erklärt, was diese vielen Künstler eigentlich mit der Villa Berg verbindet.

Von PUR bis BAP

Nachdem die Villa Berg im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt worden war, hatte der damalige Süddeutsche Rundfunk (SDR) die Villa im Tausch gegen die Karlshöhe von der Stadt übernommen. Der SDR entkernte das historische Anwesen, von dem bei dem Bombardement 1944 eigentlich nur die Fassaden übrig geblieben waren, und baute einen großen Sendesaal ein, den es auch heute noch gibt, der unter Denkmalschutz steht und auch erhalten werden soll.

Von 1951 bis 2004 wurde dort Rundfunk- und Konzertgeschichte geschrieben. Das schwäbische Komiker-Duo Häberle und Pfleiderer (Willy Reichert und Oscar Heiler) war dort ebenso Stammgast wie Caterina Valente oder Karel Gott. Hans Rosenthals damals legendäre Sendung „Allein gegen alle“ wurde von dort ausgestrahlt, bei Rock- und Pop-Konzerten traten Wolle Kriwanek, die Scorpions oder auch PUR auf. Wolfgang Niedecken war mit BAP ebenfalls dort – für öffentliche Generalproben vor großen Tourneen. Und die Fantastischen Vier feierten ihr zehnjähriges Bestehen mit einem großen Konzert in der Villa Berg, von dem es auch einen Live-Mitschnitt gibt. Das alles ist Geschichte, der SWR verkaufte die Villa 2007. Jetzt entdeckt er sie neu. Die Open-Air-Ausstellung kostet keinen Eintritt und bleibt erst einmal zu sehen.