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Der Opel-Belegschaft drohen harte Einschnitte: In ganz Europa will der Mutterkonzern General Motors (GM) rund 9000 Stellen streichen.

Rüsselsheim - Der Opel-Belegschaft drohen harte Einschnitte: In ganz Europa will der Mutterkonzern General Motors (GM) rund 9000 Stellen streichen. In Deutschland sollen bis zu 5400 Stellen abgebaut werden - jeder fünfte Arbeitsplatz. Dafür sind alle vier Standorte in Deutschland gerettet. Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) spricht am Donnerstag mit EU- Industriekommissar Günter Verheugen über die Opel-Sanierung und die Position der EU zu etwaigen Staatshilfen.

Besonders bluten müssen die Opel-Werke in Rüsselsheim und Bochum, wie GM-Europachef Nick Reilly sagte. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz kündigte Widerstand gegen den geplanten massiven Stellenabbau in Deutschland und Belgien an. Die Regierungen in Berlin und Madrid wollen gemeinsam gegen die Schließung von Standorten und den Abbau von Arbeitsplätzen in ihren Ländern kämpfen, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero bekräftigten.

Mit endgültigen Zahlen zum Personalabbau ist Reilly zufolge Mitte Dezember zu rechnen, bis dahin werde es Gespräche mit den Beschäftigten geben. "Wir werden schwierige Entscheidungen treffen müssen", sagte er. "Wir erwarten einen Beitrag der Mitarbeiter und hoffen, Hilfe von den Regierungen zu bekommen." Der Manager drängte die Arbeitnehmervertreter zu einem schnellen Entgegenkommen. Bis Mitte Dezember werde GM "keine einseitigen Fakten" schaffen.

Die Opel-Beschäftigten wollen kämpfen. "Der Betriebsrat und die IG Metall werden dieses Vorgehen, die Sanierung von Opel in Europa zulasten von Deutschland und Belgien durchzuziehen, nicht akzeptieren", sagte Franz. GM wolle bei Opel und Vauxhall in Europa 8684 Arbeitsplätze abbauen. Davon sei der Opel-Stammsitz in Rüsselsheim besonders betroffen, wo knapp 2500 Stellen gestrichen werden sollten - in der Fertigung, der Verwaltung und im Entwicklungszentrum. In Bochum gehe es um 1800 Jobs, in Eisenach und Kaiserslautern um jeweils 300. Zusammen sind es nach der Betriebsratsauflistung insgesamt 4900 Stellen, die wegfallen sollen.

Franz bestätigte zwar die prinzipielle Bereitschaft der Belegschaft, einen Beitrag für die Opel-Sanierung zu leisten. Dafür müsse GM aber Zugeständnisse machen. Weder die Umwandlung der Adam Opel GmbH in eine AG noch die erweiterte Mitbestimmung seien zugesagt. Der europäische Betriebsrat fordert außerdem den Zugang Opels zu Märkten außerhalb von Europa.

Nach Reillys Worten ist die Zukunft des Astra-Werkes im belgischen Antwerpen nach wie vor unsicher. Mehrfach war zuvor von Schließung die Rede. Eine Arbeitsgruppe solle verschiedene Möglichkeiten für den Standort ausloten. Neben Deutschland soll Belgien mit einem Abbau von mehr als 2000 Arbeitsplätzen die größte Last schultern.

Mit den Planzahlen spart GM in Deutschland drastischer als es der Opel-Kaufinteressent Magna geplant hatte, der rund 4500 Jobs streichen wollte. Hingegen fällt der geplante Abbau bei Opel und Vauxhall in Europa mit insgesamt 9000 Stellen glimpflicher aus als befürchtet. Magna wollte europaweit rund 10.500 Jobs streichen.

Die Zukunft der deutschen Standorte ist damit zwar gesichert. Allerdings sollen unter anderem 50.000 Einheiten des Astra Caravan statt in Rüsselsheim in England gebaut werden. "Wir interpretieren das als eine Wettbewerbsverzerrung, um an Staatsgelder heranzukommen", sagte Franz. Damit solle Deutschland, das sich bisher in Sachen Staatshilfen für die Sanierung zurückhaltend äußert, erpresst werden.

GM hatte Anfang November den Verkauf an den Zulieferer Magna abgesagt und sich entschlossen, Opel aus eigener Kraft zu sanieren. Dies sei die beste Möglichkeit, "langfristig und nachhaltig für den Erfolg von Opel zu sorgen", sagte Reilly.

Für die Sanierung von Opel benötigt GM nach Angaben von Reilly etwa 3,3 Milliarden Euro und hofft dabei auf Staatshilfen sowie einen Beitrag der Belegschaft. Die EU-Kommission fürchtet aber einen Subventionswettbewerb der Länder und hat bereits ankündigt, mögliche Beihilfen für den Autobauer auch künftig "strikt" auf deren Vereinbarkeit mit EU-Vorschriften prüfen zu lassen.