Onlineshopping: Unzählige Pakete werden ausgeliefert – die Hälfte davon geht an die Händler zurück. Foto: dpa

In Deutschland wird rund die Hälfte aller Onlinekäufe zurückgeschickt. Bei jungen Frauen ist die Quote besonders hoch. Auch aufgrund der vielen Retouren kommt es zu ungeahnten Logistikproblemen.

Stuttgart - Hunderte Millionen Pakete gehen zurück an die Händler. Nach Recherchen unserer Zeitung liegt die Quote der Rücksendungen im Onlinehandel im Schnitt bei mehr als 50 Prozent. Experten gehen davon aus, dass retournierte Onlinebestellungen mehr als 350 Millionen Sendungen in Deutschland pro Jahr auslösen.

„Wir beobachten einen exorbitanten Anstieg bei der Zahl der Retour-Sendungen“, sagt Björn Asdecker. Er ist Wissenschaftler an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Asdecker beziffert die Retourenquote, bezogen auf die Anzahl der Pakete im Onlinehandel, auf „mehr als 50 Prozent“. Verantwortlich für diesen hohen Anteil an Rücksendungen sind nach Meinung des Wissenschaftlers in erster Linie junge Frauen: „Wir sprechen dabei von der Altersklasse zwischen Ende 20 und Mitte 30“, sagt Asdecker weiter.

Massive Folgen für den Verkehr

Die Folgen für den Verkehr sind massiv. „Es wäre sehr wichtig, wenn Rücksendungen in Paketshops oder Depots gebündelt würden. Jede Sendung einzeln abzuholen, das ist ökologisch und wirtschaftlich problematisch“, erklärt Marten Bosselmann, Geschäftsführer des Bundesverbands Paket- und Expresslogistik. Doch genau darauf arbeiten Onlinehändler wie Zalando derzeit aktiv hin. Sie werben damit, jede Rücksendung individuell beim Kunden abzuholen.

Die Vertreter des stationären Handels üben angesichts dieser Zahlen scharfe Kritik an der Politik. „Der ständige Wegfall von Parkplätzen und die Diskussion um Fahrverbote nutzen Amazon und Zalando und schaden den lokalen Händlern“, erklärt Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg. „Der Onlinehandel generiert in Wahrheit mehr Verkehr und damit Schadstoffe als der stationäre Handel“, sagt Hagmann weiter.