Wer im Internet Waren bestellt, sollte die Versandbedingungen genau lesen, raten Verbraucherschützer. Foto: dpa

Viele Web-Läden locken mit Superpreisen. Doch Mindestbestellwerte und hohe Versandkosten vergällen oft die Schnäppchenjagd.

Berlin - Billig, billig, billig: So werben viele Verkäufer im Internet für ihre Angebote, manchmal recht aufdringlich und penetrant. Tatsächlich gibt es viele Schnäppchen im Netz. Oft jedoch herrscht ein Wirrwarr bei den Versandbedingungen, die meist im Kleingedruckten geregelt sind. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (NRW) hat per Stichprobe 50 Onlineshops untersucht. Das Ergebnis: Nur vier Anbieter liefern die angebotenen Waren stets ohne Einschränkung ins Haus – und nehmen sie auch kostenfrei wieder zurück.

Der Modeanbieter Zalando, das Schuhhaus Goertz, das Versandhaus Jago24 und buecher.de verlangen weder Portokosten noch Mindestbestellwerte. Hier bekommt der Kunde auch kleine Einkäufe ohne zusätzliche Kosten und kann die Artikel portofrei zurückschicken, wenn sie nicht gefallen. Bei den meisten Konkurrenten dagegen ist die Sache nicht so einfach.

Jeder fünfte Shop, der untersucht wurde, verlange zum Beispiel Mindestbestellmengen, sagt Verbraucherschützer Georg Tryba von der Verbraucherzentrale NRW. Für wenigstens 40 Euro muss man bei den Versandhäusern Klingel und Bader einkaufen, um überhaupt Waren zu bekommen. Bei Klingel scheiterte deshalb selbst eine Bestellung über 39,90 Euro, bei Bader dagegen wurden zum Erstaunen der Tester auch Warenkörbe von nur 29,90 Euro akzeptiert.

Der Mindenbestellwert variiert von Anbieter zu Anbieter

„Solche Mindestbestellwerte sind natürlich nicht sehr kundenfreundlich und die Hinweise darauf könnte man auf den Webseiten besser platzieren“, kritisiert Tryba. Denn wenn ein Kunde erst nach vielen Klicks am Ende des Bestellprozesses darauf hingewiesen wird, dass die Mindestsumme nicht erreicht ist und weitere Waren eingekauft werden sollen, kann das auch zum Abbruch des Einkaufs führen und den Web-Gast so verärgern, dass er nicht wiederkommt.

Klingel und Bader haben unter den getesteten Shops die höchsten Mindestbestellmengen. Zooplus verlangt 14 und Esprit 24 Euro – mal ohne, mal inklusive Versandkosten. Den kostenlosen Versand wiederum machen zwölf Händler von einer Mindestsumme abhängig. Marktführer Amazon schickt die Waren ab 29 Euro Einkaufswert versandkostenfrei, die Elektronikhändler Pearl und Völkner erst ab 150 Euro.

Konkurrent Conrad schickt die Waren sogar erst ab 300 Euro ohne Zuschlag. Nur bei Sofortüberweisung ist die Zusendung wie bei Völkner schon ab 20 Euro gratis. Bei Mindfactory dagegen haben Nachteulen Vorteile. Wer zwischen Mitternacht und sechs Uhr früh bestellt, spart bis zu knapp elf Euro Versandkosten. Bei Amazon kann man die drei Euro Versandkosten für Waren unter 29 Euro vermeiden, wenn ein (Hör-)Buch Teil der Bestellung ist, egal welchen Wert es hat.

Bei Rücksendungen sind 41 von 50 getesteten Anbietern kulant

„Es lohnt sich, die Shops zu vergleichen und vor der Bestellung genau auf die Bedingungen zu schauen“, rät deshalb Experte Tryba. Denn die Versand- und Rücksendekosten variieren stark und können einen Einkauf erheblich verteuern. Die meisten Shops (37 von 50) verlangen Versandpauschalen, im Schnitt um die fünf Euro. Doch die Spanne reicht von 95 Cent bei Esprit bis zu 10,99 Euro bei Mindfactory.

Einige Shops staffeln die Versandkosten nach Gewicht oder Warenwert. „Jeder kocht aber sein eigenes Süppchen, das macht es für den Kunden nicht transparenter“, sagt der Verbraucherzentralen-Experte. So fallen bei druckerzubehoer.de die Versandkosten, wenn der Bestellwert steigt. Bei notebooksbilliger.de dagegen ist es andersherum. Mindfactory koppelt die Versandpreise an den Paketdienst, Pearl an die Zahlungsart.

Für Stammkunden sind Pauschalen wie bei Amazon prime interessant. Für 49 Euro bekommt man dort für ein Jahr die meisten Bestellungen schon am nächsten Tag ohne weitere Kosten geliefert, auch wenn sie die Mindestsumme von 29 Euro unterschreiten. Zudem ist ein riesiges Online-Videoprogramm inklusive. Bei Völkner kostet die Flatrate 19,95 Euro für ein Jahr, der Mindestbestellwert beträgt aber 9,95 Euro. Bei Jako-o zahlt man einmalig 9,95 Euro pro Jahr, jede Bestellung muss aber mindestens 20 Euro betragen, sonst zahlt man trotzdem wieder Versandkosten.

Bei der Rücksendung sind immerhin 41 von 50 Händlern kulant und übernehmen komplett die Retoure-Kosten. Dafür liegen den Sendungen meist schon ausgefüllte Aufkleber bei. Bei fünf Shops – darunter Amazon – ist die Rücksendung erst ab 40 Euro kostenlos, nur bei Kleidung, Schuhen und Handtaschen übernimmt der Marktriese die Retoure-Kosten. Bei druckerzubehoer.de, Klingel, Mindfactory und Pearl muss dagegen stets der Kunde den Rückversand zahlen.