Cihan Arabul und seine Mitarbeiterin Medina Merkert nehmen in der OMV-Tankstelle in Degerloch auch Pakete für den Versender Hermes an. Foto: Ralf Recklies

Die OMV-Tankstelle in Stuttgart-Degerloch hat nicht nur einen neuen Pächter. Sie bietet Kunden des Versandhändlers Amazon auf den Fildern auch die erste rund um die Uhr benutzbare Abholstation an.

Degerloch - Die OMV-Tankstelle an der Epplestraße in Degerloch bietet die erste und bislang auch einzige Amazon-Locker-Servicestation in den Filderbezirken der Landeshauptstadt. Im gesamten Stuttgarter Stadtgebiet gibt es laut dem Internetkaufhaus Amazon derzeit sechs der automatischen Servicestationen, die rund um die Uhr an OMV- und Shell-Tankstellen zur Paketabholung zur Verfügung stehen und alle anders benamst sind. Der an der Epplestraße trägt den Namen „Bitte“. Weitere Abholstationen auf den Fildern gibt es derzeit in Filderstadt (2), in Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern.

Cihan Arabul ist Pächter seit Anfang Februar

Wie gut die Station angenommen wird, kann Cihan Arabul, der seit Anfang Februar Pächter der OMV-Tankstelle in Degerloch ist, noch nicht abschätzen. Der Automat ist schließlich auch zugänglich ist, wenn die Tankstelle geschlossen ist. „Es ist aber auf jeden Fall ein guter Service für diejenigen, die tagsüber nicht zuhause sein können, wenn die Sendungen üblicherweise ausgeliefert werden“, sagt Arabul. Er kennt das Problem, da er und seine Frau tagsüber arbeiten und selbst auf entsprechende Serviceleistungen zurückgreifen.

Arabul ist mit der OMV-Tankstelle nicht nur mit Amazon-Locker vorne dabei. Auch beim Bezahlsystem ist er auf dem neuesten Stand. „Wir haben bereits erste Kunden, die mit ihrer Smartwatch zahlen“, sagt er. Die größte Herausforderung ist für den 25-Jährigen gewesen, dass er alleine starten musste. Alle Mitarbeiter, die bei seinem Vorgänger beschäftigt waren, hätten mit diesem gewechselt, da dieser laut Arabul weitere Tankstellen betreibt.

Viele starten an Tanke mit Heißgetränk in den Tag

„Anfangs musste ich morgens um 5 Uhr da sein, um die Tankstelle um 6 Uhr aufzumachen. Und ich war erst gegen 22.30 Uhr fertig“, sagt er. Das brachte ihm immerhin Sympathie ein, so seine Einschätzung. „Diese Tankstelle hat überraschend viele Stammkunden“, sagt der 25-Jährige, der derzeit in Jettingen wohnt. Viele hätten ihn als Neupächter freundlich willkommen geheißen „und mir viel Glück gewünscht“. Dass einige seiner Kunden regelmäßig kämen, um mit einem Heißgetränk in den Tag zu starten, sei für ihn eine neue Erfahrung.

Die Tankstelle, so resümiert Arabul nach den ersten sechs Wochen, sei mehr als nur ein Ort, um den Tank zu füllen. Sie sei eine Art Treffpunkt, ein Ort der Kommuniaktion. „So habe ich mit vielen meiner Kunden schnell einen guten Kontakt bekommen“, sagt Arabul. So viel Nähe habe er an seiner früheren Wirkstätte – rund zweieinhalb Jahre lang war er Stationsleiter einer Tankstelle in Herrenberg – nicht gehabt.

Mit 19 Jahren erstmals an Tankstelle gearbeitet

Im Alter von 19 Jahren hat Cihan Arabul bereits als Aushilfe an einer Tankstelle gearbeitet und für die Branche seine Leidenschaft entdeckt. 2017 beschloss er dann, hauptberuflich ins Tankstellengeschäft einzusteigen. „Schule und Studium waren mir einfach zu theoretisch“, sagt er. Dass er auf die Tankstelle in Degerloch aufmerksam geworden sei und diese habe übernehmen können, sei für ihn „wie ein Jackpot gewesen“, sagt er. Zumal es seiner Ansicht nach an Tankstellen längst nicht mehr nur ums Nachfüllen von Öl und Sprit gehe. Der angegliederte Shop sei wichtig, ebenso das Paketgeschäft oder die Lotto-Annahmestelle. „Man muss da mit der Zeit gehen“, sagt Arabul, der die Entwicklung bei den Tankstellen längst noch nicht als abgeschlossen ansieht. Auch die seit vielen Jahren in Degerloch bestehende Tankstelle biete „noch großes Potenzial“, findet Arabul, der zunächst aber erst richtig im Sattel sitzen möchte, bevor er vielleicht weitere Dienstleistungen anbieten möchte.

Sitzgruppe an der Waschanlage

Derzeit denkt er darüber nach, eine Sitzgruppe nahe der Waschanlage aufzustellen, „damit die Kunden, wenn ihr Auto gewaschen wird, nicht irgendwo rumstehen müssen“. Der Platz lasse dies zu. Froh ist Arabul, dass er inzwischen Mitarbeiter gefunden hat, die ihm einen Teil der Arbeit abnehmen, denn alleine sei das alles nicht zu bewerkstelligen.