Nicht luxuriös, aber praktisch: die deutschen Handball-Nationalspielerinnen Katharina Filter (rechts) und Jenny Behrend in ihrem Zimmer im olympischen Dorf. Vorab waren mutmaßliche „Anti-Sex-Betten“ ein Thema. Foto: dpa/Michael Kappeler

Die ersten Athletinnen und Athleten sind in Paris eingetroffen. Ein Thema vor den Spielen: die Qualität der Betten. Wird der Liebesakt auf der Pappunterlage unmöglich? Und wie lebt es sich sonst im olympischen Dorf?

Olympische Spiele sind nicht nur für Höchstleistungen auf dem Spielfeld, der Bahn oder im Becken bekannt – auch im Matratzensport geben Athletinnen und Athleten während Olympia immer ihr Bestes. Indizien dafür? Bei den vergangenen Spielen schnellten die Nutzungszahlen von Tinder rund um das olympische Dorf in die Höhe. Auch die zigtausende Kondome, die alle vier Jahre unter den Sportlerinnen und Sportler verteilt werden, werden ihnen nicht grundlos ausgehändigt.

Im Vorfeld der Spiele wurden in diesem Zusammenhang auch die Betten, mit denen die Wohnungen im olympischen Dorf ausgestattet sind, zum Thema. In Paris sind sie aus Karton – denn die Organisatoren haben sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben.

„Anti-Sex-Betten“ bei Olympia: ist es wirklich so schlimm?

Die Washington Post prägte einst den Begriff von den „Anti-Sex-Betten“ bei Olympia. Neu sind die nämlich nicht. Es gab sie bereits bei den Wettkämpfen in Tokio vor drei Jahren. Auch im Land der aufgehenden Sonne waren die Betten aus Pappe und recycelbar – für das Liebesspiel aber ungeeignet? Von wegen! Denn offenbar sind sie ähnlich robust wie herkömmliche Schlafstätten. Ausprobiert hat das unter anderem Wasserspringer Tom Daley, der zum britischen Olympia-Team gehört. Der 30-Jährige unterzog sein Bett direkt nach der Ankunft in Paris einem Härtetest, sprang sogar darauf herum und postete ein Video davon in den sozialen Medien. Sein Fazit: ziemlich stabil.

300.000 Kondome statt Anti-Sex-Programm

Womöglich kommt das Gerücht von den „Anti-Sex-Betten“ noch aus Tokio, denn 2021 herrschte im Olympischen Dorf wegen Corona noch ein weitgehendes Kontakt- und auch Sexverbot. Das ist in Paris nun anders, denn knapp 300.000 Kondome werden eigens zu Olympia in die „Stadt der Liebe“ geliefert.

Restlos überzeugt waren offenbar aber nicht alle von den Betten. Die schwedischen Handballerinnen haben kurzerhand die Betten ausgewechselt. Die Wahl des Möbelhauses lag dabei nahe: es ging zu Ikea. Dabei ging es ihnen nicht um die Unterkonstruktion, sondern die Matratzen. Die waren den Schwedinnen schlicht zu hart.

Rückraumspielerin Jamina Roberts sagte der Zeitung Expressen, dass sie mit der Pappe kein Problem habe. „Das ist völlig okay. Aber die Matratzen sind fabrikneu, da braucht es seine Zeit, bis sie weicher werden. Aber wir müssen sofort guten Schlaf finden.“ Deshalb hätten sie Ersatz beschafft. „Man muss lösungsorientiert sein und das tun, was für einen am besten ist“, sagte Roberts. Für den Auftakt an diesem Donnerstag, 25. Juli, (21 Uhr) gegen den Nachbarn aus Norwegen sollte die Mannschaft also ausgeschlafen sein.

Und wie lebt es sich sonst im olympische Dorf? Beim Spinning auf der Dachterrasse können die Athletinnen und Athleten den Blick über die Stadt schweifen lassen. Wer nach einem harten Training einfach nur die Beine hochlegen will, kann sich in einer großen Lounge draußen vor der Tür in den Strandstuhl fallen lassen - oder in eines der Betten, die wenige Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele wieder für Gesprächsstoff sorgen.

Die deutschen Volleyballer Jan Zimmermann, Moritz Reichert, Johannes Tille, Moritz Karlitzek, Julian Zenger (von links) posieren im Olympischen Dorf . Foto: dpa/Michael Kappeler

Auch die deutschen Handballerinnen Jenny Behrend und Katharina Filter schildern positive Eindrücke - nicht von den Betten, aber von ihrem Doppelzimmer in einer 9er-WG und der Unterbringung generell. „Klein, aber fein“ sei ihre Bleibe, sagen sie. Um es sich „muckelig“ zu machen, hätten sie unter anderem eine Lichterkette aufgehängt. „Das Dorf ist ganz, ganz liebevoll eingerichtet“, meint Behrend. Das deutsche Haus sei „wunderschön“ dekoriert.

Im deutschen Haus läuft Clueso

Das Gros des deutschen Teams wohnt während der Spiele in einem Haus - verteilt auf 461 Betten in 96 Appartements. Ein kleiner Teil der Mannschaft wurde im Haus nebenan untergebracht – auch nur einen Steinwurf von der Mensa entfernt, in der sich spätestens dann Stars aus allen teilnehmenden Nationen über den Weg laufen. In beiden Gebäuden stehen die mutmaßlichen „Anti-Sex-Betten“.

Wenn neu angereiste Athletinnen und Athleten am deutschen Haus eintreffen, läuft der Olympia-Song von Clueso. Der genaue Text hängt zur Sicherheit auch im Aufzug. „Aufregend“ sei das hier, sagt Handballerin Filter.

Mit Material von dpa, SID