Triathletinnen in der Seine. Foto: dpa/David Goldman

Die Triathlon-Einzelrennen haben bei den Olympischen Spielen nun doch in der Seine stattgefunden. Die Deutsche gehen leer aus, was aber nichts mit der miesen Wasserqualität zu tun hatte.

Alberte Pedersen Kjaer konnte es gar nicht abwarten. Die Triathletin aus Dänemark leistete sich am Mittwoch um 8 Uhr morgens einen klaren Fehlstart – und beendete mit ihrem Kopfsprung ins trübe Wasser, zumindest vorerst, jegliche Diskussionen um die Sauberkeit der Seine. Auf sie folgten die anderen Starterinnen und fast drei Stunden später das komplette Männer-Feld.

 

Am Ende hieß es: Alle im Fluss.

In der Nacht zuvor war nach einem auf 3.30 Uhr angesetzten Meeting der Olympia-Organisatoren und des Weltverbandes die Nachricht verbreitet worden, auf die alle Triathleten gehofft hatten: Die Wasserproben ergaben Bakterien-Werte, die einen Start erlaubten. Und somit das Prestigeobjekt der Paris-2024-Macher retteten.

Triathleten sind dreckiges Wasser gewohnt

1,4 Milliarden Euro waren investiert worden, um eines der Wahrzeichen der französischen Hauptstadt, im Volksmund „Toilette von Paris“ genannt, zu säubern: Aus der Kloake sollte, unter anderem durch den Anschluss zahlreicher Haushalte an die Kanalisation, ein Fluss werden, in dem erstmals nach 100 Jahren wieder geschwommen werden kann. Doch beinahe wäre das örtliche OK mit seinem sauberen Plan baden gegangen.

Nach den Regenfällen zum Auftakt der Olympischen Spiele am Freitag und Samstag waren die Werte so schlecht gewesen, dass die Triathleten nicht in der Seine trainieren konnten und das Männer-Rennen um einen Tag verschoben werden musste. Ob dann bei der finalen Bakterienprobe tatsächlich alles mit rechten Dingen zuging? Darüber wollten sich die Sportlerinnen und Sportler lieber keine allzu großen Gedanken machen. „Im Triathlon haben wir immer mal wieder mit schwierigen Wasserbedingungen zu kämpfen“, sagte Laura Lindemann und dachte dabei wohl auch an die Müllkippe, in der sie bei den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro vor der Copacabana geschwommen war, „ich denke, wir kommen da gut durch. “ Das sah auch Thomas Möller so. „Es gibt“, meinte der Bundestrainer nach dem Einschwimmen „keine Probleme.“ Und wenn doch? Wenn dem Ausrichter spektakuläre Bilder wichtiger waren als das Wohl der Athleten? Hätte auch das vermutlich wenig geändert.

Spektakuläre und rutschige Radstrecke

TV-Experte Jan Frodeno, dessen Olympia-Gold 2008 in Peking die bis dato letzte deutsche Triathlon-Medaille bleibt, erklärte jedenfalls, dass grenzwertig sauberes Wasser für ehrgeizige Athleten kein Grund sei, auf eine Teilnahme zu verzichten. „Ich würde immer starten wollen. Olympia ist groß genug, um sich eine Magenverstimmung zuzuziehen.“ Schlimmere gesundheitliche Folgen seien „wenn man vier Jahre auf einen Wettkampf hintrainiert hat, zweitrangig. Dann ist man bereit, ein hohes Risiko einzugehen.“ Nicht nur im Wasser.

Das Rennen der Frauen wurde, nachdem es am Morgen noch einmal geregnet hatte, vor den Augen von IOC-Boss Thomas Bach und OK-Chef zu einem Sturzfestival, mit zwei Deutschen in der Hauptrolle. Laura Lindemann und Lisa Tertsch befanden sich nach 1500 Metern in der Seine auf der 40-Kilometer-Radstrecke, die an einigen der größten Sehenswürdigkeiten von Paris vorbeiführte, in der Spitzengruppe – mit besten Aussichten, auf der zehn Kilometer langen Laufstrecke um die Medaillen kämpfen zu können.

Doch dann stürzte auf dem rutschigen, mit vielen Kopfsteinpflasterpassagen gespickten Kurs erst Tertsch und anschließend auch Lindemann. Die Chancen auf Podestplätze waren dahin. „Es ging so schnell, dann ist es schon vorbei gewesen“, sagte Lindemann und Tertsch meinte: „Es ist enttäuschend und bitter. Aber immerhin ist alles heil und ich muss nicht ins Krankenhaus.“

Gold sicherte sich nach 1:54:55 Stunden vor Zehntausenden begeisterten Zuschauern die Französin Cassandre Beaugrand, Silber ging an Julie Derron aus der Schweiz, die sechs Sekunden zurücklag, Bronze an die Britin Beth Potter (+0:15 Minuten). Lindemann (+2:06) wurde wie 2021 in Tokio als Achte beste Deutsche, Tertsch (+2:08) belegte gleich dahinter Rang neun. Nina Eim (+2:18) wurde Zwölfte.

Jonas Schomburg nur kurz in Führung

Start und Ziel auch des Männerrennens war auf der Pont Alexandre III zwischen dem Grand Palais und dem Invalidendom. Einen Blick für die Schönheiten von Paris hatten die drei Deutschen allerdings nicht. Nach dem Radfahren gehörten sie zu einer 32-köpfigen Spitzengruppe, alles schien möglich. Allerdings nur kurz. Jonas Schomburg übernahm zwar die Führung, wurde dann aber durchgereicht. Beim unangefochtenen Sieg des Briten Alex Yee (1:43,33) waren Tim Hellwig (18./+1:56 Minuten), Lasse Lührs (21./+2:23) und Schomburg (24./+2:53) chancenlos. Silber und Bronze gingen an Hayden Wilde (Neuseeland/+0:06) und den Franzosen Leo Bergere (Frankreich/+0:10)

Anschließend war der Fluss, in dem alles stattgefunden hatte, nur noch wegen seiner starken Strömung ein Thema. „Die Seine“, sagte Nina Eim, „hat eigentlich ganz normal geschmeckt. Von dreckigem Wasser war nichts zu spüren. Ich bin optimistisch, dass es uns allen morgen immer noch gut geht.“ Das wünschte sich auch Sandrine Rousseau.

Die Grünen-Politikerin lobte die Säuberung des Flusses. „Die Seine war ein offener Abwasserkanal“, sagte sie, „nun wurde sie wieder zum Leben erweckt.“

Vorneweg von Alberte Pedersen Kjaer .