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Jenny Wolf hat den Sieg über 500 Meter fest eingeplant  - Rummel mag sich aber gar nicht.

Vancouver - Es ist ja nicht unbedingt so, dass Jenny Wolf unter mangelndem Selbstvertrauen leiden würde. Ganz im Gegenteil: Vor ihrem Start über 500 Meter am heutigen Dienstag (22 Uhr/ZDF) sagt die Eisschnellläuferin mit fester Stimme: "Wenn man es rational betrachtet, kann nichts anderes herauskommen als Gold. Ich müsste schon eine Menge falsch machen."

Wenn man es genau nimmt, klingt das nicht nur selbstbewusst, sondern fast ein wenig überheblich. Doch das ist es nicht. Zu eindeutig hat die 31 Jahre alte Berlinerin in den letzten Jahren die Konkurrenz dominiert. Weltmeisterin, Weltrekordhalterin, Gesamtweltcup-Siegerin - jetzt ist einfach der Olympiasieg fällig. "Es würde mir niemand abnehmen, wenn ich über etwas anderes reden würde als über Gold."

Jenny Wolf ist der etwas andere Siegertyp. Im Gegensatz zu Anni Friesinger und Claudia Pechstein, die beide seit Jahren ihr Star-Image pflegen, kann die Literaturwissenschaftlerin mit inszenierten Selbstdarstellungen nichts anfangen. Doch je länger ihre Erfolgsliste wird, desto weniger kann sie sich der geballten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entziehen. "Ich habe mich langsam daran gewöhnt", gibt sie zu.

Jenny Wolf geht lieber aufs Eis, dort fühlt sie sich wohl. Besonders im Olympic Oval in Richmond, gut 40 Autominuten von Vancouver entfernt. Die Eisschnellläuferin mit dem explosiven Start schockte beim Testrennen die Konkurrenz. Mit 37,91 Sekunden blieb sie nur 19 Hundertstelsekunden über ihrem eigenen Bahnrekord. Dabei war sie selbst nicht einmal ganz zufrieden: "Das Eis war nicht perfekt. Ich habe Energie und Vortrieb verloren, weil ich zu hart reintreten musste."

Trotz ihrer haushohen Favoritenrolle spürt sie kurz vor ihrem großen Auftritt ein nervöses Kribbeln. "Ich darf mir nicht so viele Gedanken machen, sonst fällt mir wieder ein, dass Olympische Spiele nur alle vier Jahre sind", sagte sie nach der gelungenen Generalprobe. Bis zum Startschuss bleibt ihr nicht mehr viel Zeit, um das aufkommende Lampenfieber unter Kontrolle zu bekommen. Jenny Wolf hat für sich die beste Lösung gefunden. "Ich breche die Sache hier auf zwei 500-m-Rennen herunter, und diese Situation kenne ich dann wieder aus dem Effeff."

Ein denkbar einfaches Rezept, jetzt heißt es nur noch: Rausgehen und gewinnen. 


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