Mit dieser Goldmedaille gehört Maria Riesch zu den wenigen Olympiasiegerinnen im deutschen Frauen-Skisport. Klicken Sie sich durch unsere Bildergalerie und sehen Sie, wer noch zu dieser kleinen Gruppe gehört. Foto: dpa

Die Olympiasiegerin Maria Riesch ist bei der Medaillenjagd unersättlich: Attacke im Super-G.

Whistler - Ihr Weg war weit, und er war nicht einfach zu beschreiten. Mit dem Olympiasieg in der Kombination ist Maria Riesch aber trotz vieler Rückschläge doch am Ziel angekommen. Am vorläufigen.

Maria Riesch hatte auch Stunden nach dem Rennen noch so ihre Probleme, diese ganzen Emotionen, die solch ein Olympiasieg auslöst, zu bändigen - ganz im Gegensatz zum Alpin-Sportdirektor Wolfgang Maier. Der war dermaßen abgeklärt, dass man sich fast schon Sorgen machen musste um den guten Mann. Die Trainer feierten bei der Flower-Zeremonie ausgelassen die Siegerin, doch Maier stand da und erweckte den Eindruck, das hier seien nicht die Olympischen Spiele, sondern die Gau-Meisterschaften in Berchtesgaden. "Wir haben unseren Beitrag für die deutsche Olympiamannschaft geleistet", sagte er nüchtern. Und überhaupt: Auch so ein Olympiasieg zähle, zumindest rein sportlich gesehen, schon in der kommenden Saison nicht mehr allzu viel. Immerhin: Danach lächelte er ein wenig.

Es war schwer zu begreifen, wie der Mann, der an diesem Erfolg von Maria Riesch im Grunde ziemlich direkt beteiligt gewesen ist, so ruhig bleiben konnte. Deshalb war es ganz gut, dass es jemanden gab, der das Ganze erklären konnte: Maria Riesch. Auch sie musste lächeln, als sie auf die eher emotionslose Reaktion ihres Sportdirektors angesprochen wurde. Dann wurde ihr Lächeln aber zu einem Lachen - und sie erklärte: "Wenn der Wolfi nach so einem Rennen ganz ruhig ist, dann ist das ein gutes Zeichen." Schließlich sei er eben einer, der sich eher nach innen freue. Aber: "Er freut sich." Ganz sicher.

Dazu hat er ja auch allen Grund. Schließlich hat es Maria Riesch nicht nur geschafft, dieses eine Rennen zu gewinnen. Sie ist einen Weg bis zum Ende gegangen, der zwar vorgezeichnet war bei ihrem Talent, auf dem aber auch immer wieder ganz, ganz große Hindernisse zu überwinden waren. Mal waren es sportliche Rückschläge, mal Verletzungen und manchmal auch die eigenen hohen Ansprüche. "Der Wolfi", sagte Maria Riesch dann noch, "der kennt mich schon, seit ich 15 Jahre alt bin."

Sie habe sogar mal ein Jahr lang als Schülerin in Berchtesgaden in dessen Haus gelebt. Deshalb ist der ehemalige Damen-Cheftrainer in den Momenten nach dem Rennen in Gedanken diesen ganzen Weg wohl noch einmal gegangen. "Von uns ist extrem viel erwartet worden", sagte er. Und dann kam auch noch dieser Rückschlag in der Abfahrt. Wobei: Der, sagte Maier, sei gar nicht so gravierend gewesen. Weil im vergangenen Jahr alles noch viel schlimmer war.


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Damals wartete die deutsche Mannschaft die gesamte erste Woche der WM vergebens auf Medaillen, und weil es am Ende doch geklappt hat mit zwei Titeln, blieben auch diesmal alle ruhig. "Wegen eines Rennens lassen wir uns doch nicht aus dem Tritt bringen", sagte Maier. Und so endete der Weg, den Maria Riesch und Wolfgang Maier nun schon seit gut zehn Jahren miteinander gehen, mit einem ganz großen Erfolg. "Die Maria ist jetzt Weltmeisterin und Olympiasiegerin", sagte Maier, "sie ist jetzt in der Champions League des Skisports angekommen."

Und wie es dort so zugeht, das durfte die 25-Jährige dann ein paar Stunden später erleben.

Als Stadion diente die Medal Plaza in Whistler Village, die Stimmung war prächtig, und Maria Riesch genoss den Auftritt auf dem Siegerpodest in vollen Zügen. Sie winkte immer wieder ins Publikum, ihre Augen strahlten wie funkelnde Diamanten, und als die Hymne gespielt wurde, wurde sie auch noch musikalisch. "Die Melodie ist so schön", sagte sie lachend, "da gehört dann auch der Text dazu." Ja, so ist das an einem "Wahnsinnstag". Morgens war alles perfekt, dann sollte es am Abend schon auch so sein. "Ich bin einfach glücklich und erleichtert", sagte Maria Riesch - aber doch noch nicht ganz am Ende ihres Wegs.

Dass sich ein solch schöner Moment gerne auch wiederholen darf, sagte sie nämlich auch: "Dieser Wille, Medaillen zu gewinnen, wird nie befriedigt sein." An diesem Samstag (19 Uhr) steht der olympische Super-G an. Und wer weiß? Vielleicht ist Wolfgang Maier hinterher wieder ganz die Ruhe in Person.


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